Sommer, Urlaub, Party. Ankommen ist alles. Die Zeit bis zum Ziel muss nicht langweilig sein. Unterwegs soll es schließlich locker zugehen. Vier Platten-Tipps, um sich entspannt dem Urlaubsort zu nähern.
Remastered – The best of Steely Dan then and now
Das beste eigentlich, was einem unterwegs passieren kann, ist der Sampler „Remastered – The best of Steely Dan then and now“ (MCA) der gleichnamigen Zwei-Mann-Band „Steely Dan“. Donald Fagen und Walter Becker sind die beiden Köpfe, die seit mehr als 42 Jahren hinter der grandiosen Ami-Band stecken. Natürlich gibt es da eine ganze Menge an Erfüllungsgehilfen, sprich Musikern. Die aber müssen Extraklasse aufweisen. Sonst ist nach dem Vorspielen Schluss. An Fagen/Becker ist ohne Qualität kein Vorbeikommen. Die beiden Perfektionisten bestimmen, wo es lang geht und haben schon ganze Generationen von Kollegen, die auf Tauglichkeit für das Bandprojekt getestet wurden, zum Wahnsinn getrieben. Dementsprechend perfekt ist das, was nach höchstpenibler Bearbeitung und Qualitätskontrolle aus dem Studio auf Tonträger gelangt. Da wird nichts dem Zufall überlassen, alles ist auf den Punkt getroffen. Und heraus kommen Songs, die, wenn man es müsste, dem Genre „Popjazz für die Ewigkeit“ zuordnen könnte.
Wer jetzt mit Steely Dan, der Band, die unter Kennern in den USA – und nicht nur dort – zum Besten vom Besten gezählt wird, immer noch nichts anfangen kann, dem sei dieser Sampler mit 16 Top-Songs empfohlen. Und da wird der eine oder andere einen Hinweis von der privaten Festplatte im Kopf bekommen: „Kenn ich doch“. „Reelin in the years“, „Rikki don‘t lose that number“ – wenigstens diese zwei Songs sind kollektiv im musikalischen Gedächtnis verankert. Und dann gibt es da noch so sommerlich-leichte Songs wie „Peg“, „Babylon Sister“ oder „Josie“. Dazu empfiehlt sich eine Fahrt im Cabrio auf einer sanft geschwungenen Küstenstraße. Aber egal, selbst im letzten Obsttransporter auf einer Rumpelpiste durch Sachsen-Anhalt hat diese Musik einen unvergleichlichen Hauch an Leichtigkeit, den man heute kaum oder nur höchst selten findet.
Klaus Doldinger: Passport to Paradise
Einer, der da locker mithält, ist Deutschlands Tatort-Komponist und Altjazzer Klaus Doldinger. Der hat Unmengen an Alben produziert, aber eines, das mit dem „Prädikat „urlaubsttauglich“ genau charakterisiert werden kann, ist „Passport to Paradise“ (WEA). 18 Jahre alt und kein bisschen ausgeleiert. Darauf sind elf Songs vereint, die für eine Urlaubsfahrt wie gemacht erscheinen. Eingängiger Groove, lockerer Rhythmus, exzellente Passport-Musiker, perfekte Arrangements. Da spulen sich die Kilometer wie von selber ab und man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht. Gaaanz wichtig: Musik von Steely Dan als auch von Klaus Doldinger senken das Aggressionspotenzial auf ein Minimum. „Fahr doch zu und drängel, Du Pappnase, ich bleib entspannt“. Wer kann sich dieser angenehmen Aussicht auf seinem Urlaubstripp ernsthaft verschließen.
One Love, one Rhythm – The 2014 Fifa Worldcup Official Album
Wer mit Fußball und der WM nichts am Hut hat, kann jetzt zum letzten Tipp vorrücken. Alle Freunde der runden Plastikkugel – Leder war gestern – können sich hingegen auf einen 17 Songs fassenden Sampler freuen.
„One Love, one Rhythm – The 2014 Fifa Worldcup Official Album“ (Sony) hat poppig-knallig all das parat, was man braucht, um sich so richtig auf Puls zu bringen. Santana, Ricky Martin, Shakira, Jennifer Lopez – alle sind dabei. Der echte Mitgröl-Stoff, um das Brazilian-Feeling zu entwickeln, auch wenn manches so klingt, als habe man die Resterampe der WM in Südafrika nochmals aktiviert und minimal verändert. Alles Geschmackssache. Aber sollten die Jogi-Löwen gewinnen, gegen wen auch immer, ist das die Musik, aus der Finalträume gestrickt sind. Bässe hoch, Regler auf 10, Scheiben runter und ab geht die Post. Ob‘s aber bis ins Finale reicht?
Wavemusic Nr. 19
Mein letzter Tipp rückt die WM-Gastgeber in den Mittelpunkt. Auf der CD, unspektakulär mit „Wavemusic Nr. 19“ (California Sunset Records) betitelt, warten hier sage und schreibe 28 Qualitätssongs darauf, im CD-Schacht des Urlaubsautos zu verschwinden und für das richtige Feeling beim Piloten und den Mitfahrern zu sorgen. Man spürt sie förmlich, die Atmosphäre der Copacabana, von Ipanema, man spürt den Seewind und das leichte Lebensgefühl der Brasilianer. Bis auf Astrud Gilberto, Cassandra Wilson oder Mayer Hawthorne und Sergie Mendes kennt man kaum einen Protagonisten. Geschenkt. Die Musik macht‘s. Samba, Bossa Nova, verjazzte Leichtigkeit – man könnte ins Träumen verfallen. Oder lieber nicht. Zumindest nicht beim Fahren. Aber selbst eine 3-stündige Verspätung bei der Bahn und der Ausfall der Klimaanlage lässt sich damit aushalten.