Anja Osiander

Die Hufewiesen: Ein Verein kämpft für das scheinbar Unmögliche

Anja Osiander hat ein schwieriges Vorhaben in Angriff genommen. Sie möchte mit dem Verein Hufewiesen Trachau eine „bäuerliche Kulturlandschaft in der Stadt mit historischem Dorfkern“ entwickeln. In Alttrachau und der weiteren Umgebung könnte dies ganz neue Perspektiven eröffnen. Anja Osiander ist Japanologin und hat einen Lehrauftrag an der TU Dresden. Ich bin mit ihr über die Hufewiesen geschlendert, wir haben unterwegs eine Hundehalterin getroffen – „ich drücke Ihnen die Daumen“, sagt die Dame  – und dann beim heißen Tee über das scheinbar Unmögliche geredet.

hufewiesen

Bäuerliche Kulturlandschaft mitten in der Stadt.

130.000 Quadratmeter Wald und Wiese mitten in der Stadt. Für den jetzigen Besitzer soll aus der Fläche Bauland und ein ordentlicher Veräußerungsgewinn werden. Sie sehen eine ganz andere Perspektive. Warum?

Es ist richtig. Für die jetzigen Besitzer, die Adler Real Estate AG aus Hamburg, ist das Gelände potentielles Bauland. Zumindest für eine Teilfläche von 40.000 Quadratmetern. Da gab es auch einmal Pläne, auf den Hufewiesen 80 Reihenhäuser und ein Gewerbegebiet mit elf Meter hohen Hallen zu errichten. Aber soweit ich weiß, sind die Planungen seitens der Stadt eingestellt worden. Es geht also nicht vorwärts und die Aussichten für den Investor schwinden. Einen Kompromiss wird es aber doch geben müssen, denn sonst hat die Adler Real Estate keinen Anreiz, das Land wieder herzugeben.

Wollen Sie die Hufewiesen kaufen? Sie, ein Verein oder welche  Konstellation wäre noch möglich?

Das hat mich der Chef von Adler Real Estate auch gefragt. Und 5 Millionen Euro verlangt. Das wären etwa 50 Euro pro Quadratmeter. Wenn es aber kein Bauerwartungsland mehr ist, ändern sich die Preise drastisch. In der Gemarkung Trachau liegt der Preis für unbebautes Grünland  bei 35 Cent. Sogar CDU-Politiker zucken da mit den Achseln und bemerken trocken: „Der hat sich eben verspekuliert.“

Das beantwortet noch nicht die Frage, wer kaufen soll.

Meine Idealvorstellung wäre eine Stiftung. Es gibt derartige Stiftungen, die Land kaufen, um es zum Beispiel vor Spekulation zu schützen und dann künftigen Nutzern in Erbpacht geben. Allerdings dürfen diese Stiftungen nicht über dem Marktpreis kaufen. Realistischer ist, glaube ich, eine Puzzle-Finanzierung. Wir haben eine Ideenwerkstatt, die sich auch mit dieser Frage beschäftigt.

Was will der Verein aus den Hufewiesen machen?

Wir haben im vergangenen Jahr eine Bürgerumfrage durchgeführt und 1200 Einwohner erreicht. Nur 2 Prozent können sich eine Bebauung vorstellen. Die große Mehrheit sieht in der Fläche keine Brache, die entwickelt werden muss, sondern einen wichtigen grünen Freiraum, der öffentlich zugänglich sein sollte. Sowohl die Beteiligung an der Bürgerbefragung als auch das Ergebnis haben mich beeindruckt und natürlich bestärkt, weiter zu machen.

Hufewiesen Umfrage

Klare Aussage im Umfrageergebnis: Nur zwei Prozent können sich eine Bebauung vorstellen. Quelle: hufewiesen.de

Hat der Verein ein Nutzungskonzept für die Hufewiesen?

Daran arbeiten wir. Die Ergebnisse der Bürgerbefragung waren wichtig, um die Richtung festzulegen. Jetzt gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit den vielen notwendigen Einzelfragen beschäftigen und bis April Vorschläge erarbeiten. In der Vereinssatzung ist klar festgeschrieben, dass wir die Kulturlandschaft erhalten wollen, die Nutzung als öffentlicher Park und Schulgarten ermöglichen und das historische Dorfensemble erhalten wollen. Und wir lassen uns helfen, von Experten, die Erfahrung mit derartigen Konzepten haben.

Sie können beim Erzählen Ihre Begeisterung für die Hufewiesen kaum verbergen, woher kommt das Engagement?

Ich bin hier nicht aufgewachsen, aber mein Vater kommt aus Sörnewitz bei Meißen. Es ist seine Mentalität, die mir hier wieder begegnet. Wir wohnen jetzt seit 1999 in Dresden und seit 2007 in Trachau. Ich habe das Gefühl, dass ich nach Hause gekommen bin. Man darf etwas so schönes, wie die Hufewiesen, nicht mit gedankenlosem Zeug überbauen.

Was wird dieses Jahr passieren?

Auf jeden Fall wollen wir im Mai wieder unser Trachenfest organisieren. Seit mehr als zwei Jahren sind die Hufewiesen jetzt abgesperrt und werden einmal im Jahr zugänglich gemacht. Unser Verein hat der Adler Real Estate angeboten, die Haftpflichtversicherung für das Gelände zu übernehmen. Darauf ist sie aber nicht eingegangen. Denn wenn die Wiesen wieder offen wären, würde sie ihr letztes Druckmittel verlieren. Unsere Arbeitsgruppen denken weiter nach und ich bin zuversichtlich, dass wir ein Finanzierungskonzept auf die Beine stellen werden.

 

 

 

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