Nils Larsen (29) ist seit zwei Monaten im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Dresden (ADFC) tätig. Er wohnt seit sechs Jahren in Dresden und kommt ursprünglich aus dem dänischen Kopenhagen. In Interview spricht der Elektroingenieur über zu schmale Radspuren, den fahrradunfreundlichen Belag auf der Augustusbrücke und mögliche Alternativen.
Herr Larsen, wie sind Sie zu Ihrem Engagement im ADFC Dresden gekommen?
Ich habe mir immer gewünscht, dass mehr für Radfahrer in Dresden getan wird. Deshalb bin ich vor gut zwei Jahren dem Verein beigetreten und versuche jetzt als Vorstandsmitglied etwas zu bewirken.
Haben es Radfahrer in Kopenhagen leichter? Was könnte der ADFC davon in Dresden umsetzen?
Ja, ich sehe schon einen gewissen Unterschied. In meiner Heimatstadt gibt es an fast allen wichtigen Straßen breite Radwege, an denen man überholen kann. Hier hingegen stehen häufig Verkehrszeichen oder andere Hindernisse mitten auf den Radspuren. So werden schnelle und sichere Radwege beeinträchtigt. Ich bin überzeugt, wenn die Rahmenbedingungen in Dresden etwas besser wären, würden mehr Menschen auf das Rad steigen.
Gilt ihre Hoffnung auch für regelmäßige Autofahrer?
Statistiken zeigen, dass auch Autofahrer häufiger das Rad nutzen. Langfristig bin ich überzeugt, dass der Radverkehr weiter zunehmen wird. Wie gesagt, es liegt an den Bedingungen, die geschaffen werden müssen.
Schauen wir uns konkrete Routen in Dresden an. Wie beurteilen Sie die wichtige Verbindung zwischen Dresden-Neustadt und der Technischen Universität Dresden?
Das ist ein gutes Beispiel für den Verbesserungsbedarf. An der St.-Petersburger-Straße wurden breite Markierungen angebracht und der Abstand zum motorisierten Verkehrs vergrößert. Und zwischen der Carolabrücke und dem Hauptbahnhof sind die Bedingungen aus meiner Sicht jetzt gut. Aber: Das ist noch nicht die komplette Strecke. Auf der Neustädter Seite fehlt fast allerorts eine vernünftige Fahrradinfrastruktur.
Haben Sie Lösungsansätze für die Situation in der Neustadt?
Ja, die hat der ADFC Dresden. Wir setzen uns zum Beispiel für Fahrradwegmarkierungen auf der Albertstraße ein, die in einem Versuch zunächst getestet werden könnten. Bislang werden Radler eher über die parallele Sarrasanistraße oder über den östlichen Gehweg geleitet. Der Versuch soll Radfahrer direkter vom Albertplatz zur Elbe bringen, ohne dass sie über Bordsteine oder andere Hindernisse geschickt werden.
Die Augustusbrücke soll langfristig saniert werden. Bislang ist das Pflaster der Straße für Radfahrer eher holprig. Was schlägt der ADFC Dresden hier vor?
Wir freuen uns zunächst mal, dass in der Beschlussvorlage für den Stadtrat sogenannte geschnittene Großpflastersteine vorgesehen sind. Jetzt sind sie ungeschnitten und sorgen für ein unangenehmes Fahrgefühl. Das wiederum verleitet viele Radler dazu, auf den Gehwegen zu fahren. Die neuen Großpflastersteine sind für Radfahrer hingegen angenehmer. Allerdings schlagen wir als optimale Lösung sandsteinfarbenen Asphalt wie im Großen Garten vor.
Was nimmt sich der ADFC vor, welche Pläne verfolgen sie in Dresden?
Wir wollen Punkt für Punkt vor Ort schauen, wo die Situation für Radfahrer verbessert werden kann. Und manchmal muss das auch auf Kosten anderer Verkehrsarten gehen. Wir wollen aber einander nicht bekriegen, denn wir werden auch in der Zukunft gemeinsam unterwegs sein.
Danke für das Gespräch.
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