2014 ist Wahljahr. Am 25. Mai werden das Europaparlament und in Dresden der Stadtrat gewählt. Am 31. August folgt die Wahl des Sächsischen Landtags. menschen-in-dresden.de stellt in loser Reihenfolge Kandidaten vor – Neulinge, Quereinsteiger, erfahrene Politiker.
Heute: Anke Wagner, Kandidatin der CDU für den Stadtrat.
Anke Wagner, 32
geboren in Dresden
Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaften
Mann und zwei Kinder
seit März 2014 Promotion an der TU Dresden
Stadträtin seit 2009
Hobbys: Sport in vielen Facetten, Tanzen, Lesen
Dynamo Dresden ist abgestiegen. Die Stadt muss die bewilligten 500.000 Euro um weitere 800.000 Euro für den Drittliga-Etat aufstocken. Die Stadt muss zahlen, weil Dynamo so schlecht ist. Ist das gerecht?
Es war vorher klar, was passieren wird. Stadt und Verein hatten für die 2. Liga und für die 3. Liga konkrete Konditionen der Unterstützung verhandelt. Dem hat der Stadtrat zugestimmt. Es gibt schon einige, die es ärgerlich finden, dass Dynamo immer wieder Geld bekommt. Wenn der Verein über die letzten 20 Jahre ordentlich gewirtschaftet hätte, würden sicher viele anders denken. Dennoch hat sich in den letzten Jahren wirtschaftlich einiges zum Guten verändert bei Dynamo.
Woher kommen die zusätzlichen 800.000 Euro, geht das auf Kosten der anderen Vereine und des Breitensports?
Eines ist klar. Das Geld darf nicht aus dem Sporthaushalt kommen. Bei allen Dynamo-Entscheidungen war wichtig, dass das Geld on-top zur Verfügung gestellt wird. Das gleiche gilt auch für die Unterstützung der Eislöwen. Auch diese ist an ganz klare Bedingungen und Erwartungen geknüpft. Ich würde mich mit Händen und Füßen dagegen wehren, wenn die Mittel dafür aus dem Sportetat gezahlt werden sollten. Wie wohl alle Kollegen im Sportausschuss.
Was erwarten Sie von der Dynamo-Führung?
Der Verein muss sich professionellere Strukturen geben. Es kann nicht sein, dass eine kleine Gruppe von Wortführern auf den Mitgliederversammlungen eines eigentlich mittelständischen Unternehmens über die Zukunft des Vereins entscheidet und eigentlich notwendige Änderungen blockiert. In Leipzig wächst ein ernster Konkurrent. Und der Verein muss sein Fanproblem in den Griff bekommen. Viele Fans ärgern sich über die Chaoten unter ihnen und dennoch werden sie gedeckt.
Plädieren Sie für personalisierte Tickets?
Es muss eine Lösung geben, wie man diese Chaoten aus dem Stadion raushalten kann. Und wie man die Randale bei Auswärtsspielen verhindert.
Derzeit wird der Doppelhaushalt 2015/16 vorbereitet. Führen die zusätzlichen Gelder für Dynamo und die Eislöwen zur Aufnahme von Schulden?
Nein. Grundsätzlich steht für mich die Schuldenfreiheit nicht zur Disposition. Sie wurde damals hart erkämpft. Ich bin nicht bereit, das aufzugeben.
Warum haben Sie sich für den Sport in der Politik entschieden, als Sie vor fünf Jahren in den Stadtrat gewählt wurden?
Ich war als Schülerin auf dem Sportgymnasium, damals noch an der Parkstraße. Ich habe Handball gespielt und bin nach meinem Highschool-Jahr in den USA zum Triathlon gewechselt. Heute bin ich zwar nicht mehr im Verein aktiv, habe aber immer meine Sporttasche im Auto. Mindestens jeden zweiten Tag muss ich mich bewegen. Also – wenn das Herz am Sport hängt, liegt es nahe, sich auch in der Politik damit zu beschäftigen.
Sie waren von Anfang an in der Jungen Union und dann in der CDU aktiv. Woher kommen ihre Überzeugungen, was hat ihre Entwicklung so geprägt?
Zwei Dinge. Eine Wertegerüst und eine Sozialisation, die das nahe legen. Ich bin getauft und konfirmiert, christlich erzogen worden. Meine Eltern haben mir eine gute Portion Werte mitgegeben, von denen ich jetzt immer mehr merke, wie wichtig sie mir sind. Diese Werte möchte ich gern an meine zwei Kinder weitergeben. Meine Eltern waren immer eher CDU-nah. Am Ende kam auch für mich nur die CDU in Frage. Sich politisch zu engagieren, das war eher eine Zufallsgeschichte. Aber es hat mich schnell fasziniert und es hat Spaß gemacht mitzugestalten.
Sind Sie ein Familienmensch?
Familie ist für mich unheimlich wichtig. Darum bin ich noch in Dresden, mein Mann kommt aus Dresden, wir haben zwei Kinder hier. Ich fühle mich in meiner städtischen Großfamilie wohl, wir haben sehr gute Kontakte zu beiden Großelternpaaren.
Warum kandidieren Sie für den Stadtrat, verbringen noch mehr Freizeit mit der Politik?
Ich bin, glaube ich, 2002 in die CDU eingetreten, habe dann 2005 den Kommunal-Wahlkampf mit unterstützt und wollte gern vor Ort etwas tun. Darum war ich fünf Jahre lange im Ortsbeirat in Plauen. Dort habe ich meine ersten kommunalpolitischen Erfahrungen gesammelt. Fünf Jahre später für den Stadtrat zu kandidieren, war ein logischer Schritt, um mehr zu bewegen. Aber dahinter steckte kein Karriereplan.
Ortsbeirat, Stadtrat, Landtag, Bundestag und dann Familienministerin?
Könnte man so denken, ist aber nicht so. Meine Motivation richtet sich auf meine Heimatstadt – hier will ich was bewegen, der Gesellschaft etwas zurückgeben. Für mich bleibt Politik ein Ehrenamt, mein Hobby.
Ist das ein Plädoyer dafür, dass Politiker grundsätzlich ehrenamtlich sein sollten?
Nein. Es gibt Grenzen für ehrenamtliches Engagement. Und es muss jeder für sich selbst definieren, wie er seine Rolle als ehrenamtlicher Stadtrat ausüben will. Wo setzte ich den Schwerpunkt? Ist es meine Mission, die Verwaltung zu kontrollieren – da gibt es auch ein paar Leute. Oder ist es meine Vision, bestimmte Dinge anzuschieben und die Stadt, zum Beispiel im Sport, vorabzubringen. Für mich ist die Verwaltung dabei Partner, nicht Gegner. Dort sitzen viele Leute mit großer Sachkompetenz, die ich gar nicht haben kann. Ich möchte mit den Leute zusammenarbeiten, nicht gegen sie.
Sind Sie noch nie enttäuscht worden?
Ich werde jetzt nicht sagen, in welchen Ämtern mir so etwas begegnet ist. Enttäuschung habe ich dort erfahren, wo nicht versucht wurde, andere Argumente anzuhören, die eigene Position auch einmal zu überdenken.
Wer wird Vorsitzender der nächsten CDU-Stadtratsfraktion?
Die Diskussion darüber wird sicher schon am Wahlabend beginnen…
Vielen Dank für das Gespräch.
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