Der Förderverein Weltkulturerbe Hellerau will seine Bemühungen um die Aufnahme in die Welterbeliste der Unesco fortsetzen. „Wir wurden zur weiteren Bearbeitung unserer Bewerbung aufgefordert und nehmen die Herausforderung an“, sagte Vereinsvorstand Fritz Straub gestern Abend auf einer Informationsveranstaltung des Vereins im Festspielhaus Hellerau. „Wir sind sicher, dass am Ende des Weges die Einzigartigkeit Helleraus durch die Vergabe des Weltkulturerbetitels anerkannt wird“, fügte er hinzu. Als die Entscheidung der Kultusministerkonferenz im Juni gefallen sei, habe er sich fünf Minuten geärgert und dann gesagt: „Jetzt erst recht“.
Die Kultusminister der Länder waren der Empfehlung des von ihnen eingesetzten Fachbeirates gefolgt und hatte den Antrag „Hellerau – Laboratorium einer neuen Menschheit“ abgelehnt. Von 31 Anträgen aus 13 Bundesländern wurden sieben für die Einschreibung in die Welterbeliste ab 2016 empfohlen. Hellerau trat in der Kategorie Modernes Erbe, Welterbestätten des 20. Jahrhunderts, an. Das ist eine im Vergleich zu Stätten des christlichen Erbes, historischen Stadtzentren oder Schlössern aus Renaissance und Barock eher weniger stark besetzte Kategorie, heißt es in dem Expertenbericht.
Dennoch fand der Beirat den Antrag des Vereins aus Hellerau nicht ausreichend. Anerkannt wurde, dass hier fünf Ideen zusammengeführt werden sollten: Hellerau als Werksiedlung, Gartenstadt, Künstlerkolonie, als Wegbereiter der Moderne und der Neuen Sachlichkeit und als Siedlung der Lebensreformbewegung. „Der Fachbeirat erkennt den Beitrag Helleraus für die Entwicklung der Moderne des 20. Jahrhunderts“, heißt es in der Stellungnahme. Dennoch sei es nicht gelungen, die Einzigartigkeit und Innovationskraft der einzelnen Elemente nachzuweisen. Daran sollte weiter geforscht werden, so die Stellungnahme.
Genau das, so Straub, wolle man nun auch umsetzen. Gemeinsam mit Dieter Jaenicke, dem Intendanten des Festspielhauses Hellerau, plädiert er außerdem für eine stärkere Unterstützung durch die Politik. „Wir brauchen ein Stück politisches Backup“; nannte es Jaenicke. Straub konnte den rund 50 Teilnehmer der Informationsveranstaltung ankündigen, dass Ministerpräsident Stanislaw Tillich am 8. August den Verein besuchen wird. Auf einer Führung wolle man zeigen, „welche Perle das Land mit Hellerau hat“. Auch Carola Klotz, Vertreterin der Bürgerschaft im Förderverein, sieht noch Reserven in der Popularität des Weltkulturerbe-Antrags. „Die Einzigartigkeit von Hellerau müssen wir mehr nach außen tragen“, meinte sie gestern. Da stimmte ihr Thomas Früh, Abteilungsleiter Kunst im Ministerium für Kunst und Wissenschaft, zu. Nicht einmal in Dresden sei die Einzigartigkeit Helleraus den Meisten bewusst. Aber er sieht gute Chancen für eine erfolgreiche zweite Runde. In zwei Jahren könnten Anträge für die neue Vorschlagsliste des Bundes gestellt werden, sagte er.
Zu welchen Konsequenzen die Empfehlung des Fachbeirates führt, die Zahl der deutschen Welterbestätten nicht ausufern zu lassen, ist noch offen. Derzeit gehört Deutschland mit 38 Welterbestätten zu den Ländern mit den meisten Eintragungen. Die elf Beiratsmitglieder sehen die Gefahr, dass eine Ausweitung von Welterbestätten in Deutschland zu einer Entwertung des vorhandenen Welterbe-Bestandes führen könnte. Seit 1972 sind insgesamt 981 Stätten in 160 Ländern als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden. Deutschland hat der Welterbekonvention 1976 zugestimmt.
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