Elisa hat beim Roland-Kaiser-Konzert am 1. August nicht nur zugehört und mitgesungen, sondern auch geflirtet. Leider weiß Sie nicht, mit wem. Darum hat sie gestern einen Aushang am Zugang zum Königsufer von der Augustusbrücke aus angebracht. Kurze beige Hose, grauer Pullover, schwarze Fleecejacke, braune Haare und braune Augen. Der junge Mann war mit Freunden und seiner Mutter da. Jetzt hofft die 24-jährige, dass irgend jemand den Zettel sieht, den Mann erkennt, ihre Handynummer abschreibt, sie umgehend anruft. Und sie ihren Flirt wiedersieht.
Von den fünfzehn Lektionen über das Glück, um die es bei den Filmnächten am Elbufer gestern Abend in „Hectors Reise“ ging, will keine so richtig auf diese Situation passen. Der Psychiater aus London hatte auf seiner Suche andere Erlebnisse zu verarbeiten. Im hochemotionalen Finale hätten schon mal Tempotaschentücher gereicht werden können. Die Veranstalter sind aber mehr auf Regen eingestellt und haben Capes eingelagert.
Wenn Filmnächte-Geschäftsführer Matthias Pfitzner konstatiert, dass am Königsufer mit der „Mischung aus Fußball, Film und Musik der Geschmack der Besucher erneut getroffen wurde“, dann ist das sehr zurückhaltend formuliert. Natürlich haben sie beim Public Viewing von der Fußball-Euphorie profitiert. Aber sie sind auch das Risiko eingegangen und haben die LED-Wand geordert.
Die meisten der rund 100.000 Besucher, die bisher da waren, werden noch länger schwärmen. Manche, die beim restlos ausverkauften Film „Monsieur Claude und seine Töchter“ vergebends vor den Kassen auf ein Wunder warteten, haben ihre Lehre gezogen und die Tickets für den nächsten Abend rechtzeitig gekauft. Und sind auch früher gekommen. Das ist das schöne an den Filmnächten. Man kann, anders als im Kino, die Stunde vor dem Filmbeginn genießen. Wenn man drin ist. Der Service ist einfach gut, die jungen Leute machen einen prima Job und vermitteln einem schon am Einlaß ein entspanntes Gefühl, selbst in stressige Situationen. Radfahrer werden durchgelassen, alle anderen Tricks sind dem Personal längst bekannt. Zum Panorama muss man nichts sagen.
Gestern gab es nach dem Film die Chance, Regisseur und Drehbuchautor Peter Chelsom und die deutsche Schauspielerin Veronica Ferres hautnah zu erleben. Sie hatten um kurz nach 20 Uhr die Zuschauer in Chemnitz zur Premiere begrüßt und waren nun, eine halbe Stunde vor Mitternacht, am Elbufer. Geduldig beantworteten die beiden viele der wohl immer wieder gleichen Fragen. Noch geduldiger stellte sich Wahrsagerin Anjali, eine Nebenrolle von Ferres an der Seite von Victor, dann den Autogramm- und Fotowünschen der Fans. Erstaunlich. Sogar einen Hund sollte sie auf den Arm nehmen. Bitte schön.
Autogramm-Jäger Jens Gaube kam mit einem großen dicken Bildband, in dem es gleich drei Ferres-Bilder gab. Da war selbst die Abgebildete überrascht und bat ihre Kollegin, ihre Autogramme in dem Bildband gleich mal mit abzufotografieren. Die Bilder stammen von der bekannten Fotografin Gabo, Gabriele Oestreich-Trivellini aus Hamburg, erzählt der Dresdner. Auch auf den Bildern von Kim Wilde und Jette Joop hätte er schon Autogramme. Das ist nicht sein einziger Bildband mit Stars und Prominenten, meint Gaube. Das ist eben sein Hobby.
Gabo selbst war übrigens vor kurzem in Dresden. Sie hat für den Semper Opernball-Verein das ultimative Foto für das neue Corporate Design im Jubiläumsjahr Nummer zehn geschossen.
Regisseur Chelsom gab sich gestern Abend charmant und meinte, „Glück ist, hier in Dresden zu sein“. Ferres hielt es mit Lektion Nummer 9: „Glück ist, wenn man geliebt wird so wie man ist.“
Bei Elisa ist das Glück bisher ausgeblieben. Kein Anruf. Liebe Elisa, vielleicht ist es ja so: „Manchmal bedeutet Glück, etwas nicht zu wissen.“ Das ist Lektion Nummer 5.
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