Für ein gemütliches Frühstück am Elberadweg ist das Thema Marina Garden emotional viel zu aufgeladen. Es war dann auch eher eine Kundgebung und öffentliche Fragerunde mit Kuchen, Sekt und Lachshäppchen. Aber immerhin. Dresden ist um ein Event reicher – das Politpicknick. Etwa 200 Unterstützer und Gegner der Architektin Regine Töberich haben sich heute am Elberadweg, bei dem kurze Zeit ein Stück fehlte, versammelt – die Initiative ging vom Landtagsabgeordneten Patrick Schreiber (CDU), Johannes Lohmeyer, Chef des Tourismus-Verbandes und der Ex-Stadträtin Barbara Lässig (beide FDP) aus. Sie wollten ihre Solidarität mit Töberich demonstrieren und dafür sorgen, dass die Dresdner mit der Architektin ins Gespräch kommen. Das ist über weite Strecken auch gelungen.
Am Rande vereinbarten Dresdens Linke-Chef Tilo Kießling und Töberich die Modalitäten für ein TV-Duell zum Thema und besiegelten dies mit einem Handschlag. „Ich habe viele Fragen an Herrn Kießling“, sagte sie. Auch der Linke-Chef sieht umfangreichen Aufklärungsbedarf. Beide wollen eine sachliche Auseinandersetzung „ohne pöbelndes Publikum“. Jetzt müssen sie nur noch einen TV-Sender finden, der das auch möchte.
Drei der sechs für die Oberbürgermeisterwahl zugelassenen Kandidaten waren gekommen, um in der Vormittagssonne zuzuhören. Die Bewerberin von Die Partei, Lara Liqueur, kam dieses Mal als Lars Stosch und fühlte sich nicht fotogen – „aber Lachs und Melonen sind deliziös“. Tatjana Festerling war mit Siegfried Däbritz aus dem Pegida-Orga-Team und weiteren Anhängern da und wollte Regine Töberich einmal persönlich kennenlernen. „Eigentumsrechte müssen gewahrt werden“, sagte Festerling. Dritter im Bunde war AfD-Kandidat Stefan Vogel.
Töberich hatte zu Beginn noch einmal die Marina-Garden-Geschichte erklärt. Bis zum Stadtratsbeschluss am 7. Mai galt für sie, dass sie 21.000 Quadratmeter Wohnfläche auf dem Grundstück schaffen darf. „Jetzt sind es nur noch 4.000“, schilderte sie ihren Konflikt mit der rot-grün-roten Stadtratsmehrheit. Außerdem solle sie auf ihrem Grundstück einen öffentlichen Park und Möglichkeiten für kulturelle Nutzungen zur Verfügung stellen. „Mein Grundstück wurde dramatisch entwertet“, so die Architektin. Ihre Bewertung, dass dies von kriminellem rot-rot-grünen Gesocks im Stadtrat beschlossen wurde, ließ sie heute weg. Kießling findet, dass man sich für solche Worte öffentlich entschuldigen sollte.
Töberich hadert nicht nur mit Rot-Grün-Rot, sondern auch mit der Stadtverwaltung. Sie will eine Entscheidung zu ihrer Bauvoranfrage. „Auch, wenn es eine negative ist“, meinte sie. Dann könne sie wenigstens gerichtlich dagegen vorgehen. Befürworter und Gegner, auch vom Freiraum Elbtal, kamen zu Wort. Die Gesprächskultur geriet, trotz einiger Schreihals-Versuche, nicht aus dem Gleis.
Ein paar Meter neben dem Politpicknick, aber immer noch auf Töberich-Grund, hatten sich die Freunde und Mitglieder des Vereins Freiraum Elbtal niedergelassen – unter den wachsamen Augen eines Sicherheitsdienstes. Zwei Bodygards wichen während der gesamten Veranstaltung nicht von Töberichs Seite. Am Tag, als sie den Elberadweg wegbaggern ließ, war sie vom Neustädter Ortsbeiratsmitglied der Grünen, Michael Ton, ins Gesicht geschlagen worden. Ton erklärte inzwischen seinen Austritt aus der Partei und legte das Ortsbeirats-Mandat nieder. Gegen ihn wird jetzt ermittelt.
Die Picknick-Initiatoren zeigten sich zufrieden. „Es wurden viele sachliche Fragen gestellt und auch beantwortet“, fand Patrick Schreiber.
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