Auch nach der Pegida-Demonstration 4. Mai ist wenig über die Vorstellungen der von den Pegida-Anhängern unterstützten Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl, Tatjana Festerling, bekannt. Einig waren sich Festerling und die Demonstranten allerdings in einem: „Das Schlimmste für Dresden wäre, wenn nach dem rot-rot-grünen Stadtrat auch noch ein roter Oberbürgermeister kommt“, rief Festerling und erntete lautstarken Beifall. Ein Oberbürgermeister müsse wie ein Löwe über die Stadt wachen, Talentsucher, Förderer und Forderer sein.
Erstaunlich waren die Buh-Rufe, als Festerling die Forderung von OB-Kandidatin Eva-Maria Stange (SPD) nach mehr Mut zu moderner Architektur zitierte. Wie statt dessen gebaut werden soll, dazu äußerte sie sich nicht. Auch die verteilten Wahlkampf-Flyer sind in ihren Aussagen sehr vage. „Klar zur Wende“ heißt es da mit Blick auf die Dresdner Politik neben einem Foto der Kandidatin. Auf der Rückseite verkündet Festerling, dass Dresden in „20 Jahren die heimliche Hauptstadt Deutschlands als politisches, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum“ sein wird. Heute Abend hat sie die Pegida-Anhänger nochmals aufgefordert, sich mit ihren Vorstellungen über Dresdens Zukunft zu Wort zu melden. Fragen werde sie regelmäßig in Video-Beiträgen beantworten. In einem ersten Clip erzählt sie, was ein In einem ersten Video-Beitrag erklärt Festerling unter anderem, dass der Stadtrat nur von einem kleinen Teil der Dresdner Bürger gewählt worden sei. Der größte Teil der Dresdner Bürger, nämlich die Nichtwähler, hätte gar keine politische Interessenvertretung. Bei der Kommunalwahl im Mai 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 53,2 Prozent, etwas mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten haben abgestimmt.
Wie Festerling heute Abend bekanntgab, haben die Pegida-Anhänger bisher rund 25.000 Euro für den Wahlkampf gespendet. Festerling versprach, die Mittel ausschließlich für ihre Kampagne, zum Beispiel für Poster und Wahlkampfhelfer, einzusetzen.
Während des „Spazierganges“ zeigte ein Demonstrationsteilnehmer in Höhe der Synagoge den Hitlergruß, teilte Polizeisprecherin Jana Ulbricht mit. Er müsse sich nun wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Die Polizei verzichtete heute auf die Nennung einer konkreten Teilnehmerzahl und schrieb in ihrem Bericht von „geschätzt mehrere tausend Menschen“. Auf der Augustusbrücke hätte der Zug eine Länge von 300 Metern gehabt und die gesamte Fahrbahnbreite beansprucht. Genau Zahlen sind von der Studentengruppe „Durchgezählt“ der TU Dresden zu erwarten. Sie haben heute zum zweiten Mal die Demonstration gefilmt und wollen die Bilder auswerten. Bei ihrem ersten Einsatz am 27. April hatten sie eine Teilnehmerzahl von 1.462 ermittelt. Die Polizei sprach dagegen von rund 3.000 Demonstranten.
Wie sich Pegida nach Spaltung und Neustart im Februar entwickelt hat, will der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt erforschen. Bereits vor zwei Wochen waren 80 Studenten als Interviewer unterwegs und brachten trotz verheerender Witterung 274 ausgefüllte Fragenbogen mit. Heute waren die Studenten erneut im Einsatz. Ziel sei, „eine empirische und mit den Tatsachen übereinstimmende Antwort zu finden“, schreibt Patzelt auf seiner Facebook-Seite. Eine erste Untersuchung zum Thema „Was und wie denken Pegida-Anhänger“ hatte Patzelt am 3. Februar präsentiert.