Die steigenden Steuern und Abgaben für Strom belasten insbesondere energieintensive Unternehmen, deren Anteil für Stromkosten beim Umsatz überdurchschnittlich hoch sind. In Dresden trifft dies beispielsweise auf die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) zu. Weitere Unternehmen und Mitglieder der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) blicken mit Sorge auf die steigenden Stromkosten. Am Mittwoch haben sich deshalb einige sächsische Unternehmen in Dresden in ihre Geschäftsbücher blicken lassen und die Sorgen über die mangelnde politische Regelung betont.
Zwar können sich Unternehmen von der Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) befreien lassen, allerdings seien die Regelungen ungenügend ausgearbeitet. Wolfgang Groß, Geschäftsführer der Fit Gmbh sagte: „Politisch ist unklar, wie die Energiewende weiter umgesetzt wird und welche Folgen das für uns Unternehmen hat. Uns fehlt die Investitionssicherheit. Wir haben große Sorgen, dass die Energiewende weiterhin völlig unkoordiniert angepackt wird“, so Groß. Die klare Zielsetzung, wie sich die Industrie auf die Energiewende vorbereiten könne, sei längst verloren gegangen. „In der Konsequenz bedroht dieser Schlingerkurs die deutsche Industrie und auch sächsische Arbeitsplätze“, ordnete Groß die aus seiner Sicht mangelnde EEG-Regelung ein. Der Strompreis steige seit Jahren orbitant. Dies treffe den Verbraucher aber auch die Unternehmer am Beginn der Wertschöpfungskette.
- Für den Stromverbrauch bis 1 GWh ist die volle EEG-Umlage zu zahlen.
- Für den Stromverbrauch über 1 GWh bis einschließlich 10 GWh beträgt die EEG-Umlage 10 Prozent ihrer regulären Höhe
- Für den Stromverbrauch über 10 GWh bis einschließlich 100 GWh wird sie dann auf 1 Prozent ihres regulären Wertes begrenzt
- Für den Stromverbrauch über 100 GWh muss 0,05 ct/kWh gezahlt werden
Exemplarisch zeigte Johann Unglaub, Geschäftsführer der Edelstahlwerke Schmees Gmbh, die gestiegenen Kosten für Strom und die entsprechenden Folgen für den mittelständischen Betrieb in Pirna-Copitz auf. „Wir haben für die nächsten zwei Jahre den Arbeitspreis für Strom leicht senken können. Die zusätzlichen Steuern und Abgaben lassen den Komplettpreis trotzdem für uns steigen“, so Unglaub, dessen Unternehmen die vergangenen zwei Jahre von der EEG-Umlage befreit war. Für 2015 muss die Firma jedoch rund 500.000 Euro Kosten für die EEG-Umlage einkalkulieren. Das Geld fehle jetzt für Investitionen. Die unklare Lage führe dazu, dass Aufträge nicht ausgelöst werden. „Ich bin sehr pessimistisch und gehe davon aus, dass der eine oder andere Arbeitsplatz wegfallen muss“, so Unglaub weiter.
Ähnlich dramatisch sieht Christoph Klemm, Geschäftsführer der Glashütter Pappen- und Kartonagenfabrik, die Situation. „Es gibt eine Reihe von Mitbewerbern im Ausland, die lachen sich angesichts der gesetzlichen Regelung ins Fäustchen“, ist er überzeugt und spricht von Konkurrenten, die den Transport nach Deutschland in Kauf nehmen könnten, da die energieintensive Produktion hier zu teuer sei. Das Unternehmen in Glashütte achte seit 20 Jahren auf energiesparende Produktionswege und habe viel Geld investiert. „Unsere Mitarbeiter werden für jedes ersparte Prozent Stromverbrauch mit einem erhöhten Gehalt belohnt“, berichtet er von kreativen Ansätzen. Die Sparmaßnahmen wiederum könnten dazu führen, dass er nicht mehr von der EEG-Umlage befreit wird, da die Fabrik nicht mehr als energieintensives Unternehmen eingestuft werde. „Hier besteht dringend Handlungsbedarf. Ansonsten wird auch eine der zwei letzten verbliebenen Kartonagenfabriken in Ostdeutschland schließen müssen“, so Klemm.
Dresdner Unternehmen, die von der EEG-Umlage befreit sind:
ITL-Eisenbahngesellschaft mbH
Infineon Technologies Dresden GmbH
PolymerPark materials GmbH
Rosti GP Germany GmbH
SAW COMPONENTS Dresden GmbH
X-FAB Dresden GmbH & Co. KG
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