Nur drei Prozent der Dresdner – hochgerechnet also 13.000 von rund 430.000 Wahlberechtigten der sächsischen Landeshauptstadt – haben nach eigenen Angaben schon einmal an einer Pegida-Demonstration teilgenommen. Weitere 8 Prozent könnten sich eine Teilnahme unter Umständen vorstellen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa hat im Auftrag des Hamburger Magazins stern. Befragt wurden 1016 repräsentativ ausgesuchte wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Dresden im Zeitraum vom 28. Januar bis 2. Februar.
Während sich verschiedene Wissenschaftler-Teams in den vergangenen Wochen mit Zusammensetzung und Motiven der Pegida-Anhänger selbst beschäftigten, bietet Forsa nun einen repräsentativen Blick auf alle Einwohner Dresdens.
Interessant dabei ist, dass die Ergebnisse der Wissenschaftler von der Sicht der Einwohner abweichen. 39 Prozent der Dresdner sind laut Forsa der Ansicht, dass die Pegida-Protestierer für die breite Mitte der Gesellschaft stehen. Für 46 Prozent gelten sie jedoch als Minderheit am rechten Rand des politischen Spektrums. Anders die kürzlich vorgestellte Untersuchung unter Leitung des Politikwissenschaftler Werner Patzelt. Ein Drittel der befragten Demonstranten (statt fast die Hälfte) wurde den “rechtsnationalen Xenophoben” (Fremdenfeindlichen) zugeordnet. Die meisten Pegida-Demonstranten sind demnach besorgte und empörte Bürger, deren zentrales Motiv die “Unzufriedenheit mit Politik, Politikern, Parteien und Medien” ist.
Demokratie ist gut, aktuelle Politik nicht
89 Prozent der Dresdner lehnen eine Teilnahme an Pegida-Demonstrationen ab. Für 71 Prozent der Dresdner sind diese Demonstrationen das derzeit größte Problem der Stadt – weit vor Verkehrsproblemen (16 Prozent) oder der lokalen Politik (13 Prozent). Dass die Pegida-Aktivitäten dem Ansehen der Stadt schaden, meinen 79 Prozent – darunter vor allem die Jüngeren bis zum Alter von 45 Jahren.
Die Zufriedenheit mit dem demokratischen System liegt mit 69 Prozent in Dresden über dem ostdeutschen Schnitt von 61 Prozent. Bundesweit äußern bei dieser Frage 75 Prozent ihre Zufriedenheit. Unzufriedenheit mit dem System sind 28 Prozent der Dresdner, darunter 66 Prozent der AfD-Anhänger.
Ganz anders ist die Situation bei der Zufriedenheit mit der aktuellen Politik. Während hier bundesweit 62 Prozent zustimmen, sind es in Dresden nur 33 Prozent der Befragten.
Dresdner skeptisch bei Islam
Auch bei der Frage der Zugehörigkeit des Islam zu Deutschland sind die Abweichungen erheblich – nur 38 Prozent der befragten Dresdner sagen hier ja, bundesweit sind es 56 Prozent. Die 18- bis 29-jährigen (60 Prozent) und die 30- bis 44-jährigen Dresdner (50 Prozent) stehen dabei eher im Einklang mit dem bundesweiten Durchschnitt.
Muss man gegen den Einfluss des Islam auf das Leben in Deutschland protestieren? Nein, sagen hier drei Viertel der Dresdner (75 Prozent). 71 Prozent der Dresdner glauben nicht, dass die Mehrheit der Bewohner in der Stadt die Pegida-Bewegung unterstützt.
„Die, die an solchen Aufmärschen teilnehmen oder teilgenommen haben, sind eindeutig anfällig für Fremdenhass und rechtsradikales Gedankengut“, sagt Forsa-Chef Manfred Güllner, „das belegen sämtliche Zahlen unserer Erhebung“.