tourismusbilanz 2015

Tourismusbilanz: Pegida-Demonstrationen verunsichern Inlandstouristen

Die Pegida-Demonstrationen haben die Tourismusbilanz für das erste Halbjahr verhagelt. Besonders die ersten drei Monaten des Jahres mit stundenlangen Sperrungen der Innenstadt, den im Dunkeln durch die Straßen ziehenden tausenden Demonstranten und mit dem großem Polizeiaufgebot haben viele Inlandstouristen davon abgehalten, die Landeshauptstadt zu besuchen. Die von den Rednern und auf Transparenten verkündeten islamfeindlichen und gegen Flüchtlinge gerichteten Sprechchöre und Parolen sind deutschlandweit wahrgenommen worden und haben das Image der Stadt nachhaltig beschädigt. Reiseveranstalter hätten von einer deutlichen Verunsicherung ihrer Kunden berichtet, erklärte Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH, heute bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz. Erstmals seit fünf Jahren verzeichnete Dresden demnach keinen neuen Besucherrekord, sondern ein Minus von 3,4 Prozent bei den Inlandsübernachtungen.

Daten und Fakten 1. Hj 2015:

  • Ankünfte Gesamt: 903.010 (-1,7 %)
  • Ankünfte Inland: 739.132 (-2,2 %)
  • Ankünfte Ausland: 163.878 (+0,5 %)
  • Übernachtungen Gesamt: 1.849.563 (-3,2 %)
  • Übernachtungen Inland: 1.507.110 (-3,4 %)
  • Übernachtungen Ausland: 342.453 (-2,1 %)

Für die Hotels in der Stadt seien die ersten drei Monate des Jahres „eine Katastrophe gewesen“, bestätigte Hilton-Manager Jörg Potreck,  Sprecher der Hotel-Allianz Dresden, diese Einschätzung. „3,5 Prozent klingen eher niedlich. Übersetzt für die Hotels bedeutet dies einen Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent“, so Potreck.  Bunge erinnerte an Berechnungen aus dem Jahr 2012, wonach jeder Übernachtungsgast pro Tag rund 170 Euro in der Stadt ausgebe, jeder andere Gast fast 100 Euro. Die Studie hatte außerdem ermittelt, wie sich die Ausgaben der Touristen auf die einzelnen Branchen verteilen: „Beim Handel kommen 29% der Tagesausgaben an (pro Besucher 28,16 Euro, bei den Hotels, Pensionen etc. 23 % (22,13 Euro pro Besucher), für Essen und Trinken werden 21 % ausgegeben (20,02 Euro pro Besucher), für Führungen und Eintrittsgelder 17 % (16,72 Euro pro Besucher) und für Transport/ Mobilität 7 % (6,78 Euro pro Besucher).“

Die letzten Monate hätten von den rund 20.000 Beschäftigten und den Akteuren in der Tourismus- und Kongressbranche „viel Aufklärungsarbeit und intensive Kundenbetreuung abverlangt“, kommentierte Dirk Hilbert, Erster Bürgermeister der Stadt, die Zahlen und fügte hinzu, dass „jeder einzelne mit seinem Auftreten im Berufs- und Privatleben zum Image der Stadt“ beitrage.

Potreck erneute die Forderung an den Stadtrat, mehr Mittel für das Marketing zur Verfügung zu stellen und nannte 5 Millionen Euro als Ziel, 2 Millionen mehr als derzeit. Wenn schon eine überdurchschnittlich hohe Bettersteuer erhoben werde, sollten mit den Einnahmen nicht die Löcher im Stadtbudget gestopft werden. Das Geld werde dringend für ein besserer Marketing benötigt, betonte der Hotelmanager.

Die Rückgänge bei den Übernachtungsgästen aus dem Ausland um 2,1 Prozent erklären sich laut Bunge vor allem aus dem Einbruch bei den Buchungen aus Russland um 29,5 Prozent. Russland bleibe ein wichtiger Markt, erklärte sie und kündigte Werbeaktionen in Moskau und St. Petersburg an. Positiv sei die Entwicklung bei den Übernachtungsgästen aus Polen und Spanien. Bei einer näheren Analyse der Zuwächse aus Spanien um 75 Prozent auf fast 14.000 Übernachtungen habe sich herausgestellt, dass neben der Erholung der spanischen Wirtschaft auch die Ausbildung junger Spanier in Dresden und Umgebung einen touristischen Effekt habe. Freunde, Bekannte und Verwandte kämen, um sich die Ausbildungsstätten und die Stadt anzuschauen.

Trotz der Einbußen in den ersten Monaten des Jahres hoffen die Tourismusexperten auf ein insgesamt positives Ergebnis für das gesamte Jahr. Vor allem die bereits gebuchten acht großen Kongresse in den kommenden Monaten stimmen zuversichtlich, meinte Bunge. Schon im Juli und August hätten Events wie die Schlössernacht oder die Konzerte während der Filmnächte am Elbufer für eine gute Bettenauslastung gesorgt, meinte Potreck.

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