Mit vier Demonstrationszügen will das Aktionsbündnis „Herz statt Hetze“ am kommenden Montag die Dresdner Einwohner für einen überzeugenden Protest gegen Rassismus und Stimmungsmache gegen Flüchtlinge und Asylbewerber mobilisieren. „Wir wollen uns der Hetze konsequent entgegenstellen, die derzeit von den Pegida-Wortführern um Lutz Bachmann und Tatjana Festerling in widerlicher, verachtender Art und Weise“ verbreitet wird, sagte heute Rita Kuhnert von der Vorbereitungsgruppe des Bündnisses „Herz statt Hetze“. Seit einem Jahr finden in Dresden Kundgebungen und Umzüge von Pegida statt. Hinter dem gemeinsamen Demo-Aufruf stehen Bündnisse wie „Dresden Nazifrei“ und das Netzwerk „Dresden für Alle“, das selbst wiederum mehr als 70 Initiativen vereint, aber auch Gewerkschaften und Parteien wie Grüne, Linke, SPD und Piraten. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören Nopegida-Aktionen aus Leipzig, Halle oder Chemnitz oder die Aktion „Leipzig nimmt Platz“.
Der Protest gegen Pegida soll in Hör-und Sichtweite stattfinden, kündigte Dresden-Nazifrei-Sprecher Silvio Lang an. „Die Dresdner müssen sich entscheiden, welches Bild von ihrer Stadt nach außen transportiert werden soll“, sagte er. Von Seiten der Sternlauf-Teilnehmer werde keine Eskalation ausgehen, erklärte Lang.
In den sozialen Medien fliegen derweil bereits verbal die Fetzen. Von Zurückhaltung ist dort nichts zu spüren. Polizeipräsident Dieter Kroll hat die Demonstranten auf allen Seiten aufgefordert, „durch Besonnenheit und eigenes Beispiel dafür zu sorgen, dass der Montag gewaltfrei bleibt“. Die Polizei gewährleiste den Schutz der Grundrechte in den durch Recht und Gesetz gezogenen Grenzen, erklärte Kroll. Dies gelte für alle.
Während Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) nach Auskunft des Rathauses im Urlaub ist, werden Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) und Bildungsbürgermeister Peter Lames (SPD) am Sternmarsch teilnehmen, sagte eine Rathaussprecherin. Auch Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Line) plane ihre Teilnahme nach der Informationsveranstaltung zur Asylunterkunft in der ehemaligen Feuerwache Katharinenstraße.
Die sächsische SPD hat zur Teilnahme an dem Sternlauf am Montag aufgerufen. „Der verächtlichen Kritik an unserer Demokratie und der Hetze gegenüber Geflüchteten dürfen wir nicht mit Verzagtheit begegnen, sondern mit klarer Haltung. Pegida hat die Verrohung der politischen Kultur und des zwischenmenschlichen Umgangs in Sachsen betrieben. An die Stelle von Dialog sind Beschimpfungen, Bedrohungen und Gewaltaufrufe getreten“, erklärte SPD-Landeschef und Martin Dulig. Er wolle mit seinen Stellvertretern Eva-Maria Stange und Petra Köpping und der SPD-Landtagsfraktion an den Demonstrationen teilnehmen.
Die Organisatoren von „Herz statt Hetze“ rechnen mit etwa 5.000 Teilnehmern. Pegida hat eine Veranstaltung auf dem Theaterplatz für 15.000 Demonstranten angemeldet. Der sonst übliche Umzug findet am Montag nicht statt.
Unterdessen will das Team von durchgezaehlt.com mit einen Aufruf Freiwillige finden, die helfen, alle Demonstrationen am Montag zuverlässig zu filmen und auszuzählen. Das Studententeam der TU Dresden ist seit Monaten der einzige Lieferant von zuverlässigen und transparent ermittelten Teilnehmerzahlen von Demonstrationen in Dresden.