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Unglaubwürdige Entschuldigung von Pegida-Chef Bachmann – ein Kommentar

Völlig unglaubwürdig ist die Entschuldigung, mit der Pegida-Chef Lutz Bachmann mit fast einem Tag Verspätung gestern an die Öffentlichkeit gegangen ist. „… ich bin froh, dass die Masse der Spaziergänger den Vortrag ebenso unterirdisch fand und derart plumpe Hetze ablehnt, was durch ein Pfeifkonzert, Buh-Rufe und ‚Aufhören‘-Rufe sowie massenhafte Abwanderung vom Theaterplatz deutlich gemacht wurde. Ich bin stolz, dass Pegida derart gefestigte, politisch gebildete Menschen mobilisiert, welche klar die Grenze zwischen berechtigter Kritik und dumpfer Islamhetze kennen und verfechten“, erklärte Bachmann, nachdem er sich für den „unmöglichen Auftritt“ von Akif Pirinçci entschuldigt hatte.

Wer sich das Video mit der Rede von Akif Pirinçci anschaut, wird schnell feststellen, dass es nach dem besagten Satz über die Konzentrationslager  nicht etwa Buh-Rufe, sondern Beifall und grölende Zustimmung gegeben hat. Die Proteste kamen erst viel später und vor allem, weil das Publikum sich langweilte. Eine vereinzelte Stimme ist zu hören, die „Keine Hetze“ ruft.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Dresden von der Pegida-Bühne die Konzentrationslager bemüht werden. „Der neue Herrenmensch baut auch wieder Konzentrationslager hier in Dresden“ rief Tatjana Festerling am 7. September auf dem Neumarkt in die Menge. Auch der Bachmannsche Rede-Wortschatz kennt viele Begriffe gleichen Geistes. Politiker werden als „Gauleiter“, „Volksverräter“, „Herrenmenschen“ oder gern auch „links-grün-versifftes Pack“ beschimpft. Die Dresdner Versammlungsbehörde kritisierte er am Montag, weil sie „einen Sternmarsch in faschistischer Tradition“ genehmigt habe.

Was öffentliche Entschuldigungen von Bachmann wert sind, hat er im Januar gezeigt. Nach Bekanntwerden seiner menschenverachtenden Facebook-Postings verkündete er: „Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Bürgern, die sich von meinen Postings angegriffen fühlen. Es waren unüberlegte Äußerungen, die ich so heute nicht mehr tätigen würde. Es tut mir leid, dass ich damit den Interessen unserer Bewegung geschadet habe, und ziehe daraus die Konsequenzen.“ Das war am 21. Januar 2015. Bachmann trat als Pegida-Vereinschef zurück, das halbe Orga-Team trat aus und verabschiedete sich von Pegida.

Am 9. Februar stellte sich Bachmann vor die versammelten Pegida-Anhänger und nahm seine Entschuldigung de facto zurück. Als Begründung führte er an, dass das doch wohl jeder schon mal am Stammtisch gesagt habe. Gemeint sind Worte wie „Pack“, „Gelumpe“ oder „Viehzeug“ – bezogen auf Asylbewerber und Flüchtlinge.

Zum Repertoire von Bachmann, Festerling und anderen Pegida-Rednern gehören inzwischen Begriffe wie „Surensöhne“ oder „Salatfister“, oder Beschimpfungen von Flüchtlingen als „Kolonialisten“, „Invasoren“, „Kulturlose“, „Moslem-Müllhalde“ oder „Analphabeten“. Flüchtlinge kommen, um die „Invasionsprämie abzugreifen“ oder „Geburten-Dschihad“ und „islamische Wurfmaschinen“ würden Deutsche im eigenen Land zu Fremden machen.

Bei all dem sieht Bachmann „die Grenze zwischen berechtigter Kritik und dumpfer Islamhetze“ klar gezogen. Ja, das ist so. Die Sprache der Pegida-Redner ist vergiftet. Sie strotzt vor dumpfer Hetze.