Die Pegida-Bewegung hat nach Ansicht ihrer Anführer Lutz Bachmann und Tatjana Festerling auch nach dem Wahlerfolg der AfD in drei Bundesländern ihre Existenzberechtigung nicht verloren. Einen Tag nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt erklärte Bachmann, Pegida müsse nun „die Rolle eines Kontrollorgans übernehmen“. Es habe sich schon oft gezeigt, dass Politiker zu schnell mit dem Strom schwimmen würden, wenn sie erst einmal gewählt sind. „Da ist Pegida in der Pflicht“, sagte er. Bachmann erneuerte seine Ankündigung, eine eigenständige konservative Pegida-Partei gründen zu wollen. Diese soll „Stachel im Fleisch der AfD sein“.
Wie groß der von Bachmann beschworene Stachel ist, zeigen die Zahlen. Während die AfD gestern in drei Bundesländern insgesamt 1.334.313 Zweitstimmen (vorläufige Endergebnisse) auf sich vereinen konnte, waren heute in Dresden zwischen 3.500 und 4.200 Anhänger versammelt.
Festerling sparte sich heute in ihrer Rede die Lobgesänge auf die AfD. Es gehe um drei regionale Wahlen, die keines der wichtigen Probleme lösen würden, sagte sie. Dies sei erst nach einem Machtwechsel in Berlin möglich. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete sie als „empathieloses Durchschnittsweib“, um dann fortzufahren. „Die größte Vergewaltigerin – und endlich macht es mal Spaß, ein Wort zu gendern – das ist Frau Merkel. Und ihre Regierungsbande macht fleißig mit. Sie vergewaltigen ein 80-Millionen-Volk.“
Festerling forderte einen Grenzzaun auf dem Festland, um Europa vor den „Invasoren“ zu schützen. Als Beispiel nannte sie Saudi-Arabien, das einen gigantischen Grenzzaun mit hochmoderner Elektronik von der Airbus-Tochterfirma Airbus Defence& Space errichtet habe. Beim Schutz der Grenzen zu Wasser solle man sich ein Beispiel an Australien nehmen.
Auf welchen Inseln im Mittelmeer die mit Australien vergleichbaren „Offshore-Flüchtlingslager“ auf Nauru oder Papua-Neuguinea betrieben werden sollen, erklärte sie nicht. Auch die Zahl der Toten, die nun zwar nicht in den Grenzgewässern Australiens, aber auf dem offenen Meer treiben, verschwieg Festerling.
Beim Redner-Wechsel zwischen Bachmann und Festerling gab es heute eine feste Umarmung auf der Bühne. Schon vor 14 Tagen hatte Bachmann dementiert, dass es Differenzen zwischen den beiden gebe. „Wir ziehen alle an einem Strang, ohne wenn und aber“, so Bachmann.
Bei der Gegendemo auf dem Theaterplatz versammelten sich etwa 300 bis 400 Gepida-Anhänger. Etwa 300 Polizisten waren im Einsatz. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde gegen 20.20 Uhr im Bereich des Postplatzes ein Mann von mehreren Unbekannten angegriffen. Er wurde verletzt und musste ärztlich versorgt werden. Einsatzkräfte stellten daraufhin auf der Wilsdruffer Straße einen Tatverdächtigen (tunesischer Staatsangehöriger). Ebenfalls im Bereich des Postplatzes gerieten zwei Männer in Streit, da einer den anderen mit einem Handy filmte. Bei der Auseinandersetzung erlitt einer der beiden Verletzungen. Die Ermittlungen in beiden Fällen dauern an.