Thema: Albertbrücke

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Albertbrücke: Ab Montag rollt der Verkehr – Streit um Breite der Radwege

Kurz vor der feierlichen Freigabe der sanierten Albertbrücke streiten Straßenbauer und der ADFC Dresden über die Breite des Radweges. Kritik von den Radlerlobby gibt es auch am Gesamtkonzept.

„Die Radwege auf der Albertbrücke wurden ordnungsgemäß gebaut“, reagierte Gunther Hentschelmann, stellvertretender Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes, auf die Messergebnisse, die der ADFC verbreitet hatte. Mit der Brückensanierung seien die Geh- und Radwege um 80 Zentimeter verbreitert worden, von 3,30 Meter auf 4,10 Meter. Das entspreche der von der Landesdirektion Sachsen im Planfeststellungsverfahren genehmigten Breite. Der neue Geh- und Radweg gliedert sich in einen zwei Meter breiten Gehweg und einen 2,10 Meter breiten Radweg, erläuterte Hentschelmann.

Kontrollmessung Radweg 0209

Nach der ADFC-Kritik zeigen die Straßenbauer, wie korrekt zu messen ist. Quelle: dresden.de

Nils Larsen vom ADFC sah dies anders. „Man kommt auf ein Maß von nur 1,51 bis 1,55 m, denn man muss, wie im Plan und durch die Vorschriften vorgesehen, mindestens 50 Zentimeter Sicherheitsstreifen zwischen Fahrbahn und Radweg einrechnen. Laut Plan waren zwischen Bord und Gehweggrenze 2,10 Meter vorgesehen – gebaut wurden auf beiden Seiten z.T. nur 2,01 bis 2,05 m. Dies ist jenseits aller Bautoleranzen“, hatte Larsen seine Verwunderung zum Ausdruck gebracht.

Hentschelmann bestätigt zunächst, dass der Radweg unterteilt wird in einen Schutzstreifen von 50 Zentimetern Breite und den 1,60 Meter breiten Radweg. Der Schutzstreifen diene dem Sicherheitsabstand zwischen Radfahrern und Kraftfahrzeugverkehr. Da Kraftfahrzeuge maximal entlang der Bordsteinkante fahren können, ist diese für die Bemaßung zugrunde zu legen, korrigiert er dann die Messergebnisse von Larsen. „Beim Messen ist, wie auf den beiliegenden Bildern dargestellt, auf diesen Punkt zu loten“, so Hentschelmann. Der Erwiderung auf die Kritik des ADFC sind nicht nur entsprechende Fotos, sondern auch ein Dokument mit allen Maßen an der Brücke beigefügt.

Dennoch fordert der ADFC wegen des hohen Radverkehrsaufkommens keine Benutzungspflicht „für diese zu schmal gebauten Radwege anzuordnen und stattdessen in äußeren Fahrspuren Tempo 30 vorzusehen und dort auch Radfahren zu gestatten“.

Laut Vorschriften wäre auch ein Radweg in einer Breite von 1,50 Metern ausreichend gewesen, betonte Hentschelmann. „Die gewählte Querschnittsaufteilung stellt einen Kompromiss aus verkehrlichen, städtebaulichen, naturschutzrechtlichen und denkmalschutzrechtlichen Anforderungen an das Baudenkmal Albertbrücke dar. Sie ist für alle Verkehrsteilnehmer mit einer deutlichen Qualitätsverbesserung gegenüber dem ursprünglichen Brückenquerschnitt verbunden“, stellt er klar.

Ab Montag früh 3.30 Uhr fahren die Straßenbahnen nach umfangreichen Tests am Wochenende wieder regulär auf zwei Gleisen über die Albertbrücke. Auch die Arbeiten an den Haltestellen, den Gleis-, Fahrleitungs- und Bahnstromanlagen sollen dann abgeschlossen sein. Die Haltestelle Rosa-Luxemburg-Platz hat zwei neue Fahrgastunterstände, einen Ticketautomaten und eine elektronischen Anzeigetafel bekommen.

Um 9 Uhr erfolgt dann durch Detlef Sittel (CDU), Erster Bürgermeister, die feierliche Freigabe für den Autoverkehr. Täglich nutzen etwa 20.000 Autos, 10.000 Radfahrer und etwa 23.000 Fahrgäste in den Straßenbahnen die Elbquerung zwischen der Johannstadt und der Inneren Neustadt.

Nachtrag, Sonntag, 4. September, 17 Uhr: Nils Larsen, Vorstandsmitglied des ADFC Dresden, hat heute in einer Pressemitteilung Fehler beim Messen eingeräumt. „Dieser Fauxpas ist für uns peinlich, wir entschuldigen uns dafür!“ sagt er. „Wir ärgern uns über uns selbst, weil wir nicht um wenigen Zentimeter feilschen, sondern auf grundlegende Probleme und Sicherheitsdefizite aufmerksam machen wollten, die aus den viel zu geringen Breiten resultieren.“ Darüber wolle man mit den Verantwortlichen weiter im Gespräch bleiben.