Ein überraschender Vorstoß zur Zukunft des Sachsenbades in Pieschen kam heute aus dem Dresdner Rathaus. Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD) bezeichnet das Sachsenbad als idealen Standort für ein künftiges Bad im Dresdner Nordwesten. Und offenbar sieht er auch Möglichkeiten, die laufenden jährlichen Betriebskosten im Budget der Städtischen Bäder GmbH unterzubringen. „Denkbar wäre, eine Lösung gemeinsam mit dem Denkmalschutz zu suchen“, wird Lames in einem Beitrag auf saechsische.de (am 26. Februar noch nicht hinter der Bezahlschranke) zitiert. Die Idee wäre, die Außenwände zu erhalten und eine moderne Schwimmhalle hinein zu bauen. „Diese müsste selbstverständlich dem architektonischen Anspruch des Gebäudes gerecht werden“, so Lames weiter. Bei höheren Investitionskosten könnten aber mit einer deutlich größeren Schwimmfläche „normale Betriebskosten“ erreicht werden. Derzeit zahle die Stadt 8 bis 9 Millionen Euro pro Jahr als Zuschuss für alle Bäder.
Auf der Online-Einwohnerversammlung am 16. November hatte der SPD-Finanzbürgermeister, der auch für Sport und Bäder zuständig ist, noch anders argumentiert. „Ein Zuschuss von 1,3 Millionen Euro für ein einziges, zudem sehr kleines Bad wie das Sachsenbad sei nicht vertretbar“, hatte Lames gesagt. Die Relation von Zuschussbedarf und Nutzen für die Bevölkerung sei wichtig. Lames hatte auch noch ein weiteres Argument gegen das Sachsenbad ins Feld geführt. Angesichts knapper werdender Personalressourcen müsse man sich auf große Einrichtungen mit einem vielfältigen Angebot konzentrieren.
Jetzt sieht er offenbar die Möglichkeit, dass die Denkmalschützer von ihren strengen Vorgaben abweichen könnten. Die mit der Prüfung von Sanierungsvarianten beauftragte Stesad GmbH soll dies nun in ihrem Gutachten mit berücksichtigen. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) hatte die städtische Gesellschaft schon im Dezember 2020 beauftragt, verschiedene Varianten einer Sanierung des Sachsenbades in städtischer Regie zu prüfen.
Für Veit Böhm, CDU-Stadtrat aus Pieschen, kommt der Vorstoß aus dem Rathaus überraschend. Bisher gibt es von der Stadtverwaltung nur eine Vorlage für den Verkauf des Sachsenbades. Alle anderen Varianten seien in den bisherigen Debatten abgelehnt worden. „Wenn die Verwaltung es jetzt für möglich hält, das Sachsenbad zu sanieren und auch für die Finanzierung gerade zu stehen, erwarte ich eine entsprechende Vorlage“, sagte Böhm im Gespräch mit dem Onlinejournal Pieschen Aktuell. Sowohl die Investitionskosten als auch die jährlichen Zuschüsse müssten sich in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt wiederfinden, betonte er. Weil auch bei den angekündigten Einsparungen von mehr als 50 Millionen Euro im Stadtetat vieles auf die kommenden Jahre hinausgeschoben werden soll, sei dies eine besonders große Herausforderung, meinte Böhm.
„Es ist gut, wenn die Debatte noch einmal um eine weitere Idee erweitert wird“, reagierte Stefan Engel, SPD-Stadtrat aus Pieschen, auf den Vorstoß seines Parteikollegen. Eine nochmalige Verständigung mit den Denkmalschützern sei eine Prüfung wert, wenn sowieso schon so umfangreich durch die Stesad geprüft werde, sagte Engel. Die Zahl der Grundstücke, auf denen im Stadtbezirk ein Schwimmbad errichtet werden könne, sei ohnehin nicht besonders groß.
Das Sachsenbad ist seit 1994 geschlossen und verfällt seitdem. Die Schäden am Dach sind gravierend. Eine Notsicherung wird derzeit vorbereitet.