Die Wohnungsgenossenschaften haben von den Befürwortern einer städtischen Woba mehr Ehrlichkeit verlangt. „Der Neubau von Wohnungen mit einer neuen Gesellschaft geht nur mit Schuldenaufnahme oder städtischen Zuschüssen“, erklärte Olaf Brandenburg, Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaft „Glückauf“ Süd Dresden heute bei einem Treffen der acht größten Dresdner Wohnungsgenossenschaften. Das Geld werde im Stadthaushalt an anderen Stellen wie zum Beispiel beim Bau von Kitas oder Schulen fehlen, zeigte er sich sicher. „Es wird sich nicht rechnen“, sagte Brandenburg mit Blick auf die Pläne von Linke, Grünen und SPD. Wohnungsneubau sei nicht unter 2.000 Euro pro Quadratmeter möglich. Dann sei eine Miete von 9 bis 9,50 Euro pro Quadratmeter notwendig, um die Objekte wirtschaftlich zu betreiben, rechnete EWG-Geschäftsführer Jürgen Hesse vor. Das seien keine sozial verträglichen Mieten.
Die Genossenschaftler wiesen Vorstellungen zurück, man könne preiswerten Wohnraum durch drastische Qualitätsabstriche finanzieren. Wer, so fragte SWGD-Geschäftsführer Matthias Schulze, soll denn in Wohnungen ohne Keller, ohne Balkon oder gar ohne feste Trennwände einziehen.
Die Genossenschaften, die der größte Wohnungsanbieter in Dresden sind, wollen in den kommenden fünf Jahren rund 1.000 Wohnungen neu bauen. Es könnten mehr sein, sagte Schulze und verwies auf das zurückgezogene Paket von städtischen Grundstücken, die den Genossenschaften für den Neubau von der Stadt zur Verfügung gestellt werden sollten. Linke, SPD und Grüne hätten beschlossen, diese Grundstücke der neuen Woba zuzuschlagen. Für die Genossenschaft in Trachau-Nord bedeutete dies das Aus für die eigenen Neubau-Pläne. Das einzige Grundstück, das gepasst hätte, habe an der Dopplerstraße/Carl-Zeiß-Straße gelegen, sagte WGTN-Geschäftsführer Helge Zillig. Auf den 900 Quadratmetern „hätten wir gern 20 Wohnungen gebaut“, erläuterte er. Dass daraus nichts wird, sei sehr bedauerlich, betonte Zillig, weil die Wohnungen schneller zur Verfügung gestanden hätten, als mit einer städtischen Woba.
Der Stadtrat hatte im Februar 2016 mit den Stimmen der rot-grün-roten Mehrheit beschlossen, die sieben Flächen aus der Vorlage „Verkauf von Grundstücken an Dresdner Wohnungsgenossenschaften“ für die Bebauung durch eine künftigen kommunale Wohnungsbaugesellschaft zur Verfügung zu stellen.
In den 60.135 WBG-Wohnungen rund 170.000 Dresdner zu Durchschnittsmieten zwischen 5,05 und 5,36 Euro kalt. Der Leerstand lag im vergangenen Jahr zwischen 0,7 und 3 Prozent. In den begehrten Lagen gebe es Warteschlangen, am Stadtrand stünden die Chancen auf eine neue Wohnung besser. Schwerpunkt der Investitionstätigkeit bleiben für die Wohnungsgenossenschaften Instandhaltung und Modernisierung. 103 Millionen Euro stellen die acht Gesellschaften dafür bereit. Weitere 19 Millionen fließen für den Neubau von Wohnungen.
Neue Genossenschaftsmitglieder würden sich aus zwei Altersgruppen rekrutieren, erläuterten die Experten. Zwischen 20 und 40 Jahren und zwischen 70 und 90 Jahren. Besonders ältere suchen den Weg in die Genossenschaft, weil hier schneller auf altersbedingte Anforderungen reagiert werde. Außerdem stehen in vielen Genossenschaften Sozialarbeiter und andere Hilfen für ältere Einwohner zur Verfügung.
Am 29. Mai laden die Genossenschaften nun bereits zum siebten Mal zum Dresdner Sport- und Familientag ein. Die Cockerwiese wird dann in eine zwanzigtausend Quadratmeter große Sieben-Zimmer-Wohnung verwandelt. 40 Mitmachaktionen warten auf die etwa 10.000 Gäste.
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