Mit einem Tortenwurf mitten in das Gesicht von Steffen Retzlaff endete am späten Mittwoch Abend das „Kandidaten-Grillen“ für die Wahl zum Dresdner Stadtrat in der Neustadt. Während der Schlussrunde der Bewerber-Statements der neun Kandidaten in der Neustadt für die Stadtratswahl griff plötzlich ein junger Mann, der sich kurz zuvor in die erste Reihe gesetzt hatte, in eine Papiertüte, holte eine Torte heraus und warf sie dem Kandidaten der Partei Die Partei direkt ins Gesicht. Der junge und langhaarige Tortenwerfer verschwand aus dem Saal des Holiday Inn in der Stauffenberg-Allee, bevor noch irgendjemand Zeit hatte, zu reagieren.
Viele der Zuhörer auf der vom Hechtviertel-Verein und dem Online-Magazin Neustadt-Geflüster organisierten Veranstaltung „Kandidaten-Grillen“ waren erschrocken und hatten wohl zuerst vermutet, dass die Aktion zur Inszenierung der Spaßpartei gehört. Retzlaff dementierte dies. „Ich würde niemals den heiligen Parteianzug beschmutzen“, deklamierte er, nachdem er sich von dem Schreck erholt hatte. Der Anzug ist grau, das Hemd blau und die Krawatte rot. „Der Mann war nicht von uns, auch wenn der Vorwurf im Raum steht“, versuchte er, jeden Verdacht einer Inszenierung von sich zu weisen.
Zuhörer und die anderen acht Diskutanten auf dem Podium waren gespaltener Meinung darüber, ob Die Partei überhaupt auf eine solche Veranstaltung gehört. Schließlich hatte der Hechtverein die Kandidaten von AfD, Linke, Piraten, SPD, CDU, FDP, Bündnis Freie Bürger, Grüne und eben Der Partei mit politisch seriösen Absichten zu einer Diskussion um die Wahlziele für die Neustadt eingeladen. Und da ist es auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, zwischen den ernsthaften Äußerungen der anwesenden acht Bewerber für den nächsten Stadtrat dann Anmerkungen zu hören wie etwa diese bei der Frage nach dem Wahlalter. „Nach unten plädieren wir für Null und nach oben sollten Wähler über 56 Jahre nur die Wahl zwischen Bofrost und Volkssolidarität haben“, trug Retzlaff vor. Beim Streit um die Ansiedlung von Globus rief er den Globus-Gegnern zu: „Ihr könnt unsere Stimmen kaufen“. Das fanden nicht alle witzig. Offenbar auch nicht der Tortenwerfer. Der allerdings war mit einem Plan auf die Veranstaltung gekommen. Er hatte die Torte schon in der Tüte. Ob sie wirklich für den Kandidaten der Spaßpartei gedacht war, konnten wir den Werfer nicht fragen.
>> Bericht über die Veranstaltung: Kandidaten-Grillen: Einwohner der Neustadt befragten Wahl-Bewerber