Bereits seit 2018 betreiben Kai Roscher und Tino Fleischer „Die Hafenmeisterei“ mitten in der Hafencity und direkt am Elberadweg. Gemeinsam bieten sie die Räumlichkeit als Eventlocation beispielsweise für Firmenveranstaltungen oder Jugendweihen an. Im Laufe der Jahre haben sie hier einiges verändert und umgestaltet. Zusätzlich sind sie seit letztem Jahr Betreiber des Hafens. Auch hier wird und wurde fleißig saniert und auf unterschiedliche Weisen neues Leben eingehaucht. Ob gelegentliche Hafenkonzerte, eine mobile Sauna oder Yoga-Kurse im Hafen auf dem SUP (Stand Up Paddle) mit „Anne Bewegt“, an Ideen mangelt es nicht und der Kreativität sind zum Glück keine Grenzen gesetzt.
Die Hafenmeisterei Eventlocation – Foto: Maren Kaster
Was passiert mit dem Kran?
Aufmerksamen Elberadweg-Besuchern wird es schon aufgefallen sein: Der alte Hafenkran, der sich direkt gegenüber von der Hafenmeisterei am Elbufer befindet, wurde vom zunehmenden Pflanzenwuchs befreit. In den letzten Jahren hatte sich die Natur zurückgeholt, was von der Industrie nicht mehr weiter genutzt wurde. Kleiner Fun Fact: Angelegt wurde der Hafen von 1872 bis 1876. Nun möchten die Hafenmeister sich dem Ganzen annehmen und den alten Zeitzeugen in ihre gemütliche Kulisse einbeziehen.
Tino Fleischer (links), Kai Roscher (rechts) und der freigelegte Kran – Foto: Maren Kaster
Auch hier haben sich Kai Roscher und Tino Fleischer etwas Besonderes überlegt. Wenn alles nach Plan läuft, werden in genau einem Jahr die ersten Baumstriezel aus diesem Kran verkauft. Im Sommer mit leckerer Eisfüllung, im Winter klassisch, wie man es unter anderem vom Striezelmarkt kennt. „Zusätzlich kann der Steg, auf dem der Kran steht als Bühne für weitere Hafenkonzerte oder Ähnliches dienen“, erzählt Kai Roscher. Bis der Kran selbst bezogen werden kann, gibt es noch einige bürokratische Hürden zu bewältigen. Für das Projekt sind die beiden Unternehmer auf die finanzielle Unterstützung der Stadt angewiesen. Die Sanierung wird frühestens ab 1. Januar 2023 starten. Als Vorgeschmack steht aber schon jetzt ein kleiner Wagen der Dresdner Baumstriezel Manufaktur vor dem Steg und bietet Leckereien an.
Blick aus dem Kran auf die Elbe – Foto: Maren Kaster
In der Dresdner Hafencity sind die ersten von künftig rund 350 Wohnungen bereits bezogen. Im Haus G mit den Nummern 17 und 17a zeugen die bewohnten Balkone vom Leben in den neuen Mauern. Die Vermietung von 7 der 72 Wohnungen ist hier an einen Wohnberechtigungsschein gebunden. Diese Wohnungen, so USD-Sprecher Ulf Mehner, seien bereits alle vergeben. Weitere 8 Sozialwohnungen entstehen in dem zweiten langgestreckten Neubau an der Leipziger Straße – für den Bauherren USD Immobilien ist es das Haus G mit den Nummern 19, 19a und 19b. In der Ausstattung würden sie sich nicht von den anderen Wohnungen unterscheiden, betonte Mehner. Auch auf dem inzwischen geräumten Areal von Steinmetz Stäbe soll geförderter Wohnraum entstehen. Von den dort geplanten 57 Wohneinheiten sind künftig 17 bei der Vermietung an einen Wohnberechtigungsschein gebunden. Statt des ursprünglich in L-Form geplanten Hauses, das die ehemalige Werkstatt „einrahmen“ sollte, haben die Planer hier jetzt ein Carreé mit einem Innenhof und einer Öffnung zur Leipziger Straße entworfen – das Haus H – entworfen.
Bauarbeiten an den fünf Stadtvillen
Direkt am Elberadweg entstehen fünf Stadtvillen. Foto: W. Schenk
Die Bauarbeiten an den fünf Stadtvillen sind bereits in vollem Gang. Sie entstehen direkt am Elberadweg und der Hafenpromenade und verfügen über Wohnungen mit zwei bis sieben Zimmern „mit unverbaubarem Elbblick“, so der Bauherr USD Immobilien. Besonderen Luxus bieten die drei 240 und eine 260 Quadratmeter großen Dachgeschosswohnungen mit bis zu sieben Zimmern und großen Terrassen. Sie verfügen auch über eingebaute Saunen. Bis auf drei Ausnahmen – so die USD-Angebotsseite – sind alle Objekte in den fünf Häusern verkauft.
Der im Frühjahr vorgestellte Grundstücksmarktbericht konstatierte in der Hafencity mit 7.600 Euro den stadtweit höchsten erzielten Quadratmeterpreis für Wohneigentum. Rund 1,6 Millionen Euro hat demnach ein Käufer für eine dieser Wohnungen bezahlt.
Zehn Monaten nach der Grundsteinlegung für das neue Arcotel Hafencity haben Bauherren und Bauleute heute Richtfest gefeiert. Zimmerermeister Thomas Jorsch erinnerte in seinem Richtspruch an die Gewerke, die zur Fertigstellung des Rohbaus beitrugen, bedankte sich bei allen Bauleuten, zerschlug sein Glas an der Mauer und sprach ein kräftiges „Prost“. Der künftige General Manager des Hotels, Marcus Köhler, spendierte im Auftrag der Arcotel Unternehmensgruppe aus Wien ein Fass Bier.
Jürgen Nufer, USD Immobilien bedankte sich bei den Planern und Bauleuten – neben ihm Marcus Köhler, Hafencity-Projektleiter Sebastian Forkert und Architekt Matthias M. Kolb (v.l.n.r.). Foto: W. Schenk
Köhler ist gebürtiger Dresdner, hat im NH Hotel Dresden Neustadt gelernt. Bevor der 38-Jährige für zehn Jahre nach Leipzig ging, hat er seine ersten Sporen im Maritim in Dresden verdient. Jetzt wird er im Arcotel in Hamburg eingearbeitet. Ende 2020 soll das neue Hotel in der Hafencity seinen Betrieb aufnehmen.
Zimmerermeister Thomas Jorsch begann so: „Kranz und Bänder, frohe Zeichen grüßen stolz von dieser Höh, wo nach guter aller Sitte, heut als Zimmerman ich steh.“ Foto: W. Schenk
Mit dem Hotelbau auf der einen und dem Kreativzentrum auf der anderen Seite „hat die Hafencity jetzt einen Anfang und ein Ende“, sagte Sebastian Forkert, USD-Projektleiter für die Hafencity. Neben dem Hotel würden derzeit entlang der Leipziger Straße 17 und 19 zwei Wohnhäuser mit 57 und 74 Wohnungen errichtet. Jetzt hofft USD Immobilien, dass noch im Frühjahr der Satzungsbeschlusses für den B-Plan 357b vom Stadtrat verabschiedet wird. Er ist Grundlage für die weitere Bebauung des insgesamt fünf Hektar großen Areals, den Ausbau des Hafens und den Verlauf des Elberadweges. Während im Hafencity-Areal der „raue Industriecharakter“ des ehemaligen Werft- und Hafengeländes in der Gestaltung aufgegriffen werden soll, spielt das Hotel vor allem mit dem Neustadt-Thema.
Das 4-Sterne-Hotel an der Leipziger Straße wird 183 Zimmer und Suiten haben. Foto: USD Immobilien
Das ist für Renate Wimmer, Eigentümerin der Arcotel Unternehmensgruppe, enorm wichtig. „Das Zusammenleben der Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen in der Neustadt hat mich inspiriert. Ich wollte unbedingt auf dieser Seite der Elbe unser Hotel errichten“, sagte sie. „Hier, auf der Seite, wo alle gut miteinander können.“ So werde es große Themenzimmer geben, in denen sich das Neustadt-Leben spiegeln soll.
Am Rohbau bereits zu erahnen ist der Blick von der geplanten großen Terrasse vor der Bar und dem Restaurant. Das 4-Sterne-Hotel mit 183 Zimmern und Suiten bekommt eine offene Show-Küche und soll sich zu einem beliebten Anlaufpunkt für die Anwohner aus der Neustadt und Pieschen entwickeln.
Die Baugrube für ein neues 4-Sterne-Hotel an der Leipziger Straße ist vorbereitet. Wo sich mehrere Wochen lang zwei Abrissbagger mit großen Stahlzangen durch den mehr als zwanzig Jahre alten Beton einer zweistöckigen Tiefgarage gefressen haben, ist jetzt eine planierte Sandfläche zu sehen. Unterbrochen wird sie von den Schächten, aus denen die vorbereiteten Anschlüsse ragen. Gleich daneben sind bereits die Rohre der neue Fernwärmeleitung verlegt, mit der die Drewag gerade den Stadtteil Pieschen erschließt.
Die Anfang der 90er Jahre erbaute Tiefgarage mit zwei Etage ist nie in Betrieb gegangen. Foto: W. Schenk
Das Hotel ist Bestandteil der von USD Immobilien aus Dresden geplanten Hafencity zwischen Elbufer und Leipziger Straße. Das erste fertige Gebäude in dem künftigen neuen Stadtquartier wird das Kreativzentrum an der Grundstücksgrenze zum benachbarten Arzneimittelhersteller Menarini sein. Dabei handelt es sich um ein reines Bürogebäude.
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Das künftige Hotel mit 131 Zimmern begrenzt das fünf Hektar große Areal stadtauswärts. Im August 2020 ist die Eröffnung geplant. Es werde Themenzimmer, Business Suiten und Familienzimmer sowie fünf Seminarräume auf rund 300 Quadratmetern geben, hatte Martin Lachout, Vorstand der Arcotel Hotel AG, angekündigt. Die österreichische Hotelgruppe und der Hafencity-Bauherr USD Immobilien hatten im Mai dieses Jahres einen langfristigen Pachtvertrag unterschrieben. Zum Hotel werde auch eine Bar und ein Restaurant mit rund 100 Sitzplätzen sowie Sonnenterrasse und Garten mit Blick auf die Elbe gehören.
Das Hotel soll an der Leipziger Straße neben der bereits sanierten Melkus-Villa entstehen. Visualisierung: Rohdecan
Der fließende Übergang zwischen Arbeit und Freizeit lasse sich in der Hafencity als neuem Stadtviertel ideal verwirklichen, beschrieb Lachout den Anspruch der Hotelbetreiber. Das Hotel werde eine „Kombination aus Business und Pleasure – ‚Bleasure'“ bieten.
Mit diesem Konzept, so Jürgen Nufer von USD Immobilien, „haben uns die Profis aus Wien überzeugt“. Das Unternehmen habe langjährige Erfahrungen in der Entwicklung und dem Betrieb von Hotels. „Ein 4-Sterne-Hotel mit Seminarbereich, Restaurant und Terrasse ergänzt unser Stadtentwicklungsprojekt mit Wohnung, Büros und Gewerberäumen perfekt“, betonte Nufer.
Buntes Leben am Citybeach auf den Volleyball-Plätzen, den gemütlichen Sonnenliegen und an den Tischtennisplatten, Drinks am Pool bei Purobeach und Disko im Pier 15 – das ist ein gewohntes Bild, wenn man sich auf dem Elberadweg vom Pharmaunternehmen Menarini in Richtung Norden bewegt. Tausende haben hier – sobald die Sonne wärmte – ihren Freizeitspaß genossen und Freunde getroffen. Parallel dazu auf der Leipziger Straße passiert man die Bücherscheune, den Antikhandel Gräfe mit der Blankholz-Werkstatt und die Rumpelkammer. Hier konnte das Publikum alte Möbel, diversen Hausrat oder Bücher bestaunen, durchstöbern und über den Preis feilschen.
Aus für Freizeit und Handel
Vor dem Umzug soll so viel wie möglich verkauft werden. Foto: W. Schenk
Für Freizeit und Handel ist das Ende nun besiegelt. Sie müssen der künftigen Hafencity weichen. Den Händlern und Gewerbetreibenden ist vom Grundstückseigentümer USD Immobilien gekündigt worden. Die ersten müssen bis Ende Februar ihre Geschäfte geräumt haben. Die Purobeachbetreiber wollen in der kommenden Woche noch über eine verkürzte Sommersaison verhandeln. Grund für die Kündigungen: Nach vier Jahren Verhandlungen steht die Genehmigung des Bauvorhabens Hafencity kurz bevor. Bereits im Oktober 2017 hatte der Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften dem entsprechenden Bebauungsplan 357b bei einer Stimmenthaltung zugestimmt. Seit dem 18. Dezember liegen die Pläne für das Wohngebiet nun öffentlich aus – bis zum 19. Januar 2018. Die ursprünglich am 13. November gestartete Offenlage war wegen eines Formfehlers für ungültig erklärt worden. Auf dem Areal der künftigen Hafencity wurde die Villa Melkus bereits saniert, ein Kultur- und Kreativzentrum befindet sich im Bau.
Antikhändler auf der Suche nach neuem Standort
Für Silke Gräfe, Ines Sturm und Alexander Bozdygan spielt dies keine Rolle mehr. Seit September wissen sie, dass sie ihre Geschäfte mit alten Büchern, Möbeln und Hausrat bis Ende Februar räumen müssen. USD habe Anfang September gemeinsam mit den Mietern eine „einvernehmliche Vereinbarung getroffen, den Mietvertrag zum Ende Februar 2018 zu beenden“, erklärte USD-Sprecher Ulf Mehner auf Anfrage. „Damit wurde die Vorbereitungszeit für unsere Mieter von ursprünglich 30 Tagen auf nun fast sechs Monate verlängert“, fügte er hinzu.
Die Blankholz-Werkstatt und den Antikhandel gibt es seit 2001 an der Leipziger Straße. Foto: W. Schenk
Zu wenig Zeit, findet Silke Gräfe, die seit 2001 mit gebrauchten Möbeln handelt. In der Blankholz-Werkstatt, die ihrem Mann gehört, werden alte Möbel aufbereitet. Seit 2001 befinden sich die beiden Firmen an der Leipziger Straße. Damals war der Vermieter noch die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH, seit Dezember 2012 ist es die USD. „Einen vergleichbaren Standort in Dresden zu finden, ist uns bisher nicht gelungen“, sagt Silke Gräfe. Gemeinsam mit den Inhabern der Bücherscheune und der Rumpelkammer wollen sie an anderer Stelle weitermachen und suchen nach Alternativen. Derzeit sehe es aber eher so aus, als würden wir aufs Land ziehen, meint sie. Viele Kunden würden den Wegzug bedauern. Ein so vielfältiges Angebot an einem Ort gebe es sonst nirgendwo in Dresden, so der einhellige Tenor.
Ines Sturm hat „Die Rumpelkammer“ 2007 als neue Inhaberin übernommen. Kleinmöbel, Geschirr, Spielzeug und Haushaltsartikel von der Nähnadel über Knöpfe bis zum Zekiwa-Kinderwagen aus den 50er Jahren findet man bei ihr. Mehr als 100.000 Einzelstücke kommen da ganz sicher zusammen, sagt sie. „Und ich habe jedes Teil schon mal in den Händen gehabt, weiß, wo ich es finde kann“. Das Geschäft sei modernes Recycling und verhindere Abfall. So habe sie auch noch Rührstäbe und anderes Zubehör für die DDR-Mixer RG5 oder RG 28. Da müsse man die Geräte noch nicht wegwerfen. Viele Kunden wüssten das zu schätzen. Nicht selten hätten sich sogar Produzenten von Film, Fernsehen oder Theater Requisiten ausgeliehen. Der Innenhof, den sich Rumpelkammer und Antikhandel teilen, habe besonders im Sommer einen enormen Charme gehabt, sagt sie und die Wehmut schleicht sich von ganz allein in ihre Stimme. Jeden Tag ist sie nun am Einpacken.
Ines Sturm zeigt Spielzeug und einen Zekiwa-Kinderwagen aus den 50er Jahren. Foto: W. Schenk
„Gerade den jungen Leuten wird etwas weggenommen“, sagt die Rumpelkammer-Inhaberin. Viele hätten gern ihren Hausrat mit alten Dingen gemischt, weil sie dem Motto „Kaufen und Wegwerfen“ nicht folgen wollten. Oft genug habe sie auch erlebt, wie Großeltern ihren Enkeln gezeigt und erklärt hätten, was es früher gab. „Da geht etwas verloren“, ist Ines Sturm sicher. Der Versuch, mit Alexander Bozdygan von der Bücherscheune über die ungewisse Zukunft zu reden, scheiterte. Er wollte nicht.
„Wir haben zwei Hochwasser überlebt“, macht sich Ines Gräfe Mut. Sie wird in diesem Jahr 50, Ines Sturm 40. „Über die Rente können wir noch nicht reden“, sagen beide und hoffen, dass sie ihre runden Geburtstage gemeinsam an einem neuen Standort feiern können. Das größte Geschenk für die beiden wäre ein Angebot, an dem sie ihre Firmen erfolgreich fortführen können.
Purobeach hofft auf Aufschub
Auf einen kleinen Aufschub hoffen die Betreiber von Purobeach und Pier 15. „Wir haben in der kommenden Woche noch ein Treffen mit dem Vermieter“, sagt Maria Müller, die sich bei der Betreiberfirma E+E Event u. Entertainment um das Marketing kümmert. Ab März wolle man so lange wie möglich öffnen. Ein paar Meter weiter sind die Beachvolleyballplätze von Citybeach schon Geschichte. Das Holzgebäude mit Bar und Grill ist in seine Einzelteile zerlegt und sauber gestapelt. „Citybeach wird weiter bestehen. In welcher Form, das wollen wir bis Ende Januar bekannt geben“, erklärt Tina Johanna Ulbricht, zuständig für das Marketing beim Betreiber EntertainmentBoxx GmbH, auf Anfrage. Zu dem Unternehmen gehört auch der Klub Neu gegenüber in der Gothaer Straße.
Steinmetz Michael Stäbe bleibt
Steinmetz Michael Stäbe bleibt mit seiner Werkstatt. Das Haus will er ausbauen. Foto: W. Schenk
Auf dem Areal zwischen Elberadweg und Leipziger Straße hat Steinmetz und Steinbildhauermeister Michael Stäbe seit zehn Jahren eine Niederlassung seines Betriebes. Ihren Hauptsitz hat die 1946 gegründete Firma in der Rudolfstraße. „Ich habe das Grundstück damals vom Freistaat gekauft, weil ich mehr Platz für meine Produktion brauchte“, erzählt er. Ein Verkauf an die USD Immobilien sei für ihn nie eine Option gewesen. „Ich bin der Stachel in den USD-Plänen. Mich kriegen sie hier nicht weg“, sagt er mit Nachdruck. Um den Lärmschutz für ihre künftigen Mieter müssten sich die Bauherren selbst kümmern. Bestimmte Arbeiten könnte ein Steinmetz nur im Freien erledigen. Da würde man sich sicher noch einigen. Michael Stäbe will das Haus auf seinem Grundstück an der Leipziger Straße ausbauen. „In das Erdgeschoss kommen Gewerberäume, darüber wird eine Wohnung entstehen“, beschreibt er seine Pläne.
Jetzt rollen Bagger für die Fernwärmeleitung
185 Meter Fernwärmetrasse will die Drewag hier verlegen. Foto: W. Schenk
Wenn jetzt die Bagger anrollen und entlang des Elberadweges Gräben ausheben, hat dies mit der künftigen Hafencity nur indirekt zu tun. Die Drewag verlegt hier Rohre für die Fernwärmetrasse. Eine Umleitung wurde bereits gebaut. Die Fernwärmetrasse wird über den Elberadweg, das Gelände der Hafencity, die Leipziger Straße und die Erfurter bis zum Schulstandort Gehestraße führen. Von dort soll die 4.560 Meter lange Trasse dann bis zum Heizkraftwerk in der Wurzener Straße weiter verlegt werden.
Das Verwaltungsgericht Dresden hat heute einem Eilantrag des Arzneimittelherstellers Menarini – Von Heyden in der Leipziger Straße statt gegeben und den Beginn der Baumaßnahmen für die Hafencity untersagt. Innerhalb der nächsten zwei Wochen kann gegen den Beschluss beim Oberverwaltungsgericht Beschwerde eingelegt werden. „Das werden wir prüfen und entscheiden“, erklärte Ulf Mehner, Sprecher des Hafencity-Bauherren USD Dresden. „Wichtig zu wissen ist, dass sich die Klage nicht gegen USD direkt gerichtet hat“, fügte er hinzu.
Die Geschäftsführung des Arzneimittelwerks, das zur Menarini Group in Florenz/Italien gehört, befürchtet, dass die künftigen Bewohner der Hafencity gegen Lärmbelästigung klagen könnten. Das Werk arbeitet im Drei-Schicht-System. Außerdem könnten sich die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen für die Hafencity negativ auf das Arzneimittelwerk ausüben.
Das Verwaltungsgericht hat in seiner heutigen Entscheidung (Beschluss vom 28. Juni 2016, Az. 7 L 182/16) vor allem angezweifelt, ob die künftige Lärmbelastung richtig prognostiziert worden sei und die Schallimmissionsprognose in Frage gestellt. „Vor diesem Hintergrund erübrige sich ein Eingehen auf die aufgeworfenen wasserrechtlichen Fragestellungen“, heißt es in der entsprechenden Mitteilung des Gerichts.
USD Immobilien hatte entlang der Grundstücksgrenze zum benachbarten Arzneimittelwerk vier viergeschossige und mit einem Laubengang verbundene Gebäude geplant. Hier sollten sich Läden, Ateliers, Ausstellungs- und Büroräume ansiedeln. Danach schließen sich in Richtung Elbe Freiflächen an, zum Beispiel für Volleyballfelder. Die nur tagsüber genutzten Gebäude waren als Lärmschutz gedacht. USD will in der Hafencity etwa 350 Wohnungen errichten und mehr als 100 Millionen Euro investieren. Um das Bauvorhaben gab es viele Konflikte und am Ende einen Kompromiss mit der rot-grün-roten Stadtratsmehrheit.
An der Leipziger Straße baut USD Immobilien derzeit die ehemalige Melkus-Villa aus. Hier entstehen zehn Eigentumswohnungen mit einer Größe von 29 bis 126 Quadratmetern. Vier Wohnungen sind mit einem Gartenanteil geplant. Das zwischen 1863 und 1865 erbaute und inzwischen denkmalgeschützte Gebäude wurde entkernt und für die weiteren Arbeiten eingerüstet. Das etwa 1.600 Quadratmeter große Grundstück gehört zum Gelände der von USD Immobilien geplanten Hafencity.
Eine klare Linie der Stadtverwaltung zu Bauvorhaben der USD Immobilien an der Elbe hat Kris Kaufmann, Stadträtin der Linken, gefordert. „An dieser Stelle darf es keine Kompromisse geben“, formuliert Kaufmann ihre Erwartungen an die Diskussion um die Baugenehmigung für das Grundstück. Auch wenn das Unternehmen USD ein verlässlicher Akteur bei Wohnungsbauinvestitionen in der Stadt sei, dürfe die Baugenehmigung nicht verlängert werden, so Kaufmann und fügte hinzu. „Keine einzige an dieser Stelle errichtete Wohnung würde einen Gewinn für Dresden darstellen.“
Im Dezember hatte USD Immobilien auf dem Grundstück an der Leipziger Straße, auf dem übergangsweise ein Segway-Park zu Hause war, die Bäume gerodet und angefangen, die Fläche zu planieren. „Da damit die Bauarbeiten begonnen haben, muss eine Verlängerung der Baugenehmigung nicht beantragt werden“, erneuerte USD-Sprecher Ulf Mehner heute die Position des Investors. Demnächst würde die Baugrube ausgehoben. Hier sollen 54 Wohnungen entstehen.
Baubürgermeister Jörn Marx sieht die Situation anders. „Zur Zeit kann auf dem Flurstück 1131/22 nicht gebaut werden, weil die in der Baugenehmigung erlassenen Nebenbestimmungen nicht erfüllt sind. Die Baugenehmigung ist gültig bis zum 11. Januar 2014. Aktuell liegt ein Antrag auf Verlängerung der Baugenehmigung vor, der numehr geprüft wird.“
Eine Entscheidung über die Baugenehmigung könne auch rückwirkend erfolgen. Die Stadt warte jetzt auf die Auswertung zum Juni-Hochwasser. Dann könnte sich eine neue Sachlage ergeben.
Einen überarbeiteten Masterplan für die Leipziger Vorstadt und ein einheitliches Handeln der Verwaltung haben die Dresdner Grünen von Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) gefordert. Vor dem Hintergrund der aktuellen Hochwasserereignisse 2013 solle die Oberbürgermeisterin nun endlich „die Planungshoheit der Stadt sicherstellen“, sagte heute Thomas Löser, Vorsitzender der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Im Dezember hatte USD Immobilien mit Bauarbeiten auf dem Gelände der Hafencity begonnen und sich dabei auf eine noch bis Januar 2014 gültige Baugenehmigung berufen. Diese gestattet eine Bebauung des Geländes mit 2 Tiefgaragengeschossen, einem Büroriegel und einem Wohngebäude, beide jeweils sechsgeschossig. Baubürgermeister Jörn Marx will über die Verlängerung dieser Baugenehmigung bis zum 11. Januar entscheiden.
Die Oberbürgermeisterin müsse nun mit „Marx und Umweltbürgermeister Hilbert abstimmen, wie mit der Baugenehmigung weiter verfahren wird. Sie hatte im Stadtrat selbst eine Neubewertung des Masterplanes im Hinblick auf den Hochwasserschutz in Aussicht gestellt und ist für ein einheitliches Handeln der Verwaltung verantwortlich“, so Löser, der auch stadtentwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion ist.
Die Landesdirektion hatte bereits vor einem knappen halben Jahr ihre Stellungnahme vorgelegt, in der sie die Baumaßnahmen der Hafencity sehr kritisch beurteilt. „Seitdem hält Umweltbürgermeister Hilbert den Stadtrat mit einer Stellungnahme des städtischen Umweltamtes hin, und Marx scheint hier eine Salamitaktik zu verfolgen, um die Planungen seines Amtes durchzusetzen.“ Beides sei für die Grünen nicht hinnehmbar, so Löser.
Mit einem Segway kann man hier nicht mehr fahren. Der Parcour ist kaum noch wieder zu erkennen. Wo man früher bergauf und bergab und in engen Kurven sein Können mit dem Segway testen konnte, ist jetzt die Erde aufgewühlt, stehen nur noch Baumstümpfe, liegt sauber aufgeschichtet das Buschwerk. Seit Anfang der Woche ist der Eigentümer USD Immobilien hier aktiv. „Es gibt eine Baugenehmigung. Beabsichtigt ist der Bau eines Wohngebäudes mit 54 Wohnungen“, erklärt USD-Sprecher Ulf Mehner und bestätigte einen entsprechenden Bericht der Sächsischen Zeitung von heute. Ende Oktober 2014 soll der Rohbau stehen. Die Öffentlichkeit werde „zu gegebener Zeit“ informiert, so Mehner.
Dresdenes Baubürgermeister Jörn Marx bestätigt dies auf Anfrage. Ja, es wurden Bäume gefällt. „Es gibt für diese Fläche ein Baugenehmigung, die ursprünglich 1996 erteilt wurde“, so Marx. Derzeit sei noch die 8. Verlängerung gültig – bis zum 11. Januar 2014. Genehmigt sei hier eine massive Bebauung mit zwei Tiefgaragengeschossen, einem Büroriegel und einem Wohngebäude, beides sechsgeschossig. Die Stadtverwaltung will nun bis 11. Januar prüfen, ob die Baugenehmigung verlängert wird.
Auf die Frage, ob das der Abschied von den Hafencity-Plänen bei USD Immobilien sei, erklärt Mehner, dass das Unternehmen „nach wie vor Interesse an der Umsetzung der Pläne hat“. Die Stadtverwaltung wisse, dass man auch verhandlungsbereit sei, zum Beispiel bei weiteren Anpassungen im Hochwasserschutz. Die Pläne liegen vor, „die Behörden sind jetzt am Zug“, sagt Mehner.
Ein Stück weiter plant die Dresdenbau GmbH ein weiteres Wohngebiet an der Elbe. „Wir erwarten, dass wir bauen dürfen und Ende Februar/Anfang März 2014 die Genehmigung erhalten“, sagte Annett Hertel von der Dresdenbau.
Für Kris Kaufmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken im Stadtrat ist die Situation „total vertrackt“. Die Stadt hat hier eine Bebauung geplant, das Hafencity-Konzept beschlossen. Mit diesem Wissen „haben die Investoren mit hohen Gewinnerwartungen das Bauland gekauft und sitzen jetzt auf den Flächen“, sagt Kaufmann. Darum werde jetzt „stark mit den Säbeln gerasselt“, um auf diese Situation hinzuweisen. Offenbar wolle der Investor auch gegenüber der Stadt die Alternativen aufzeigen – eine Hafencity mit Wohnungen, Büros, Geschäften und Promenade oder ein einzelner Wohnblock an der Elbe.
Sven Seltmann, Inhaber der S&V Mobility, die den Segwaypark betrieben hat, ist schon etwas traurig. Aber ihm sei immer klar gewesen, dass die Nutzung des Geländes nur eine Zwischenlösung war. Eine Alternative, zumal so nah an seinem Geschäft auf der Leipziger Straße, sagt er „ist nicht in Sicht“.
Wo noch vor kurzem Segways rollten, wird jetzt das Gelände für den Bau von 54 Wohnungen vorbereitet.
Wo noch vor kurzem Segways rollten, wird jetzt das Gelände für den Bau von 54 Wohnungen vorbereitet
Wo noch vor kurzem Segways rollten, wird jetzt das Gelände für den Bau von 54 Wohnungen vorbereitet
Wo noch vor kurzem Segways rollten, wird jetzt das Gelände für den Bau von 54 Wohnungen vorbereitet
Wo noch vor kurzem Segways rollten, wird jetzt das Gelände für den Bau von 54 Wohnungen vorbereitet
Wo noch vor kurzem Segways rollten, wird jetzt das Gelände für den Bau von 54 Wohnungen vorbereitet
Wo noch vor kurzem Segways rollten, wird jetzt das Gelände für den Bau von 54 Wohnungen vorbereitet. Fotos: W. Schenk
Kommt sie oder kommt sie nicht? Während die Stadt noch die Ergebnisse vom letzten Hochwasser auswertet, steht Hafencity-Investor „Unser Schönes Dresden“ (USD Immobilien GmbH) schon in den Startlöchern, um das umstrittene Projekt „Hafencity“ durchzuboxen. Widerstand schlägt dabei der USD mittlerweile von Anwohnern, Stadträten bis hin zu Landesbehörden entgegen. Eine im September von der örtlichen Bürgerinitiative „Elbraum für Alle! – Stoppt Hafencity“ organisierte Menschenkette entlang des geplanten Areals wurde ebenfalls als Erfolg der Gegenbewegung gefeiert. Noch ist das Gebiet um den Neustädter Hafen geprägt von den alteingesessenen Akteuren, den mittelständischen Betrieben, Antik- und Trödelläden, Clubs und kulturellen Vereinen, die sich hier angesiedelt haben.
Doch geht es nach der USD, sollen diese möglichst bald weichen, um Platz zu schaffen für 350 neue Wohneinheiten. Dirk Schneider von der Bürgerinitiative „Elbraum für Alle! – Stoppt Hafencity“ kritisiert das Vorgehen der Stadt und der USD in vielen Punkten. „Dass es hier viele Gewerbetreibende gibt, die ihre Existenz verlieren, wird einfach als Kollateralschaden hingenommen.“ Im Masterplan des Konzeptes war noch die Rede davon, dass die Stadtteilentwicklung zusammen mit den Anwohnern geführt wird. Aber Schneider sieht in der Hafencity ein reines Investorenprojekt. „Die Leute hier wurden nicht einmal darauf vorbereitet, dass ihre Grundstücke an die USD verkauft wurden.“ Ebenso kritisiert er, dass eine Ausschreibung nicht stattgefunden habe.
Bevor die USD die Grundstücke am Neustädter Hafen erworben hat, waren diese noch im Besitz der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH. „Parallel zum Beschluss des Masterplanes sind die Grundstücke an die USD verkauft worden. Es wurde nicht versucht, einen anderen Investor zu finden, dabei ist das Land Sachsen verpflichtet, seine Grundstücke nicht unter Wert zu verkaufen.“ Warum die USD hier ein Vorkaufsrecht erhalten hat, ist unklar. Nun hat das Hochwasser im Juni dieses Jahres wieder Zweifel an der Idee aufkommen lassen, eine Wohn- und Flaniermeile in einem Flutgebiet zu bauen. „Es wird unnötig ein neues Schadenspotenzial geschaffen“, so Schneider. Zwar soll die Hafencity ähnlich dem Hamburger Modell auf 12,5 m hohen Sockeln mit flutbaren Garagen gebaut werden – das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass durch die Bebauung natürliche Retentionsflächen verloren gehen würden. Schneiders Bilanz ist klar: „Das Projekt zielt nicht auf das Gemeinwohl.“
Jacqueline Muth vom „Freiraum Elbtal e.V.“ sieht es ähnlich. „Es wird behauptet, das Projekt wäre im Sinne der Öffentlichkeit, aber warum sollte uns als Anlieger so ein Projekt interessieren?“ Angesichts des massiven Eingriffs in die sozio-kulturelle Struktur des Stadtteils, befürchtet sie eine Luxusbebauung à la Hamburg. „Das ist einfach eindeutige Gentrifizierung.“ Schneider wirft der USD und der Stadt eine Verschleierungstaktik vor. In den Fragestunden würden Informationen nur sehr spärlich herausgegeben. Zum Projekt habe sich die Firma nicht wirklich geäußert. Die erste Bürgerversammlung hätte beinahe ohne die Bürger stattgefunden und nachdem eine zweite Versammlung in Anwesenheit der Stadträte (ausgenommen CDU und FDP) stattgefunden hatte, wurde lediglich klar, dass es noch viele ungeklärte Fragen gibt. Ungeachtet dessen, hat die USD Hafen City GmbH, eine Tochter der USD, schon mit Abrissarbeiten am Neustädter Hafen begonnen. Mit ihrer Informationspolitik tut sich die USD dennoch schwer. Die offizielle Website zur Hafencity ist seit Monaten deaktiviert und sämtliche Informationen zum Thema wurden von der USD-Website entfernt.
Die Oberbürgermeisterin und ihre Partei stärken dem Projekt weiterhin den Rücken. Den Anliegern bleibt nur noch das Warten. Erste Veränderungen hatte der „Freiraum Elbtal e.V.“ schon zu spüren bekommen. Dem Verein, der unweit der geplanten Hafencity angesiedelt war, ist längst vom Vermieter gekündigt worden. Der Investor Dresdenbau plant hier ein weiteres Projekt unter dem exotischen Titel „Marina Garden“.
Ohne Zustimmung für ihr Projekt Hafencity mussten Stadtplaner, Architekten und Bauherren am Donnerstag abend die Bürgerversammlung im Alten Schlachthof verlassen. Viele der rund 250 interessierten Bürger machten ihrem Unmut nach den einleitenden Statements Luft.
Stefan Szuggat, Leiter des Dresdner Stadtplanungsamtes, hatte den Planungsentwurf für das Gelände, das sich südlich der Gothaer Straße zwischen Leipziger Straße und Elbe bis zum Pharmaunternehmen „Menarini – Von Heyden GmbH“ erstreckt, erläutert. Immer wieder versuchte er dabei bereits im Vorfeld zu erwartende Einwürfe zu entkräften, indem er auf Beschlüsse des Stadtrates, Experten-Gutachten und Gesetzesparagrafen verwies. Die entsprechenden Passagen finden sich auch alle in der fast 90 Seiten umfassenden Begründung des Bebauungsplans Nr. 357 B, Dresden-Neustadt 39, Leipziger Straße/Neustädter Hafen wieder. So erklärt Szuggat zum Beispiel den Umstand, dass das Gebiet kein neues Baugebiet darstelle – hier wurde bereits seit mehr als einhundert Jahren gesiedelt. Damit komme das Wasserhaushaltsgesetz, ein Bundesgesetz, das die Ausweisung neuer Baugebiete in festgesetzten Überschwemmungsgebieten untersagt, nicht zum Tragen.
Auch die geplante Tiefgarage spielt in der Argumentation eine wichtige Rolle – sie wird als Bauwerk für den Hochwasserschutz deklariert. Begründet wird dies damit, dass die komplette Tiefgarage bei Hochwasser geflutet werde – und damit als sogenannte Retentionsfläche zur Verfügung stehe.
Wolfgang Donsbach befragt für dpunkt Helma Orosz, auch zur Hafencity:
Martin Richter, geschäftsführender Gesellschafter der Planungsgesellschaft „WörnerundPartner“ erklärte dann, wie sich er und seine Experten die Bebauung im Detail vorstellen. Neben Wohngebäuden seien auch kleinere Gebäude zur Nutzung für Vereine oder Gastronomie geplant. Wichtig sei ihm auch , dass auf rund 13.000 Quadratmetern entlang des Elbufers ein verkehrsfreier öffentlicher Raum entstehe. Die schon zuvor geäußerte Kritik an einem zehngeschossigen Hochhaus entkräftete er mit dem Zugeständnis, dass auch acht Etage möglich wären.
Dann begann die Fragestunde, die oft auch einfach für Statements genutzt wurde. Da konnte man dann Sätze hören wie „da stehen ja die Häuser noch enger als die DDR-Plattenbauten“ (Beifall), „eigentlich ist es ein Verbrechen, den Leuten Häuser in Überschwemmungsgebiete zu bauen“ (lauter Beifall), „wir brauchen bezahlbare Wohnungen und kein Luxusgebiet für Reiche“ (lautstarker Beifall), „wegen der hier geplanten Architektur würde keine Tourist nach Dresden kommen“ (zustimmender Beifall).
Mit viel Nachdruck wurde immer wieder der Hochwasserschutz hinterfragt. Ein Zuhörer, der von sich sagte, dass Hochwasserschutz sein Beruf sei, verwies darauf, dass ihm kein Fall in Deutschland bekannt sei, bei dem Tiefgaragen als Retentionsflächen anerkannt würden. Auch sei das von Szuggat zitierte Wasserhaushaltsgesetz an anderer Stelle sehr deutlich, wenn es die erhöhte Bebauung in Überschwemmungsgebieten untersage. Viel Unverständnis gab es auch zu der Aussage, dass für die Kosten der Schadensbeseitigung nach einer Überschwemmung in der Tiefgarage natürlich die dort Wohnenden aufkommen müssten. Das würde, so Szuggat, den Käufern der Eigentumswohnungen ausführlich erläutert.
„Was geschieht, wenn die ersten Mieter erfolgreich gegen eine Flutung der Tiefgarage klagen, weil sie die Verschmutzung mit Schlamm, Öl und anderen Rückständen ablehnen“ – auf diese Frage blieb Szuggat nur der Verweis, dass es sich hier um eine privatrechtliche Angelegenheit handele. Was immerhin die Möglichkeit eines Erfolges vor Gericht einschließt – dachten garantiert viele im Saal ohne es laut zu sagen.
Auf die Frage nach den geplanten Quadratmeterpreisen für die Eigentumswohnungen und die Mieten blieb der anwesende Vertreter des Investors USD Immobilien, Gottfried Schaaf, eine Antwort schuldig (begleitet von unüberhörbarem Murren im Saal). Während des gesamten Abends zeigte das Publikum wenig Interesse an den Gestaltungsideen der Architekten für die Gebäude, die Innenhöfe, die Grünflächen oder die Hafenterasse.
Ein wichtiges Thema der Fragesteller waren die möglichen Folgen der Bauvorhaben an der Elbe für die Mietpreisentwicklung in der Leipziger Vorstadt. Ganz klar zu spüren war die Befürchtung vor einem Ansteigen der Mietpreise im Umfeld einer Luxussanierung. Darauf verwies auch die Bürgerinitiative „Elbraum für alle“, die die Pläne für die Hafencity stoppen möchte.
Nach fast drei Stunden war es auch der sachlichen Art von Stefan Szuggat geschuldet, dass die Bürgerversammlung trotz einiger sehr emotionaler Auftritte, trotz erregter Zwischrufe und trotz einiger geäußerter Unterstellungen nicht aus dem Ruder lief. Am Ende, so Szuggat, werde der Stadtrat alle Interessen gegeneinander abwägen und eine Entscheidung treffen müssen.
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