Flüchtlingslage in Serbien – Dresdner Organisation arche noVa berichtet

„Den Menschen wird auf der Flucht ihre Würde genommen“, fasst Kathrin Damm, Projektreferentin bei arche noVa – Initiative für Menschen in Not, ihre Eindrücke von einer zehntägigen Erkundung auf dem Balkan zusammen. Ein dreiköpfiges Einsatzteam der Dresdner Hilfsorganisation hatte sich am 1. Oktober 2015 auf den Weg gemacht, um den Hilfsbedarf auf der Balkanroute zu ermitteln.

Mutter mit Kind in Presevo. Foto: Arche noVa

Mutter mit Kind in Preševo. Foto: Arche noVa

In der serbischen Grenzstadt Preševo treffen täglich bis zu 5.000 Menschen aus dem benachbarten Mazedonien ein. Der Grenzübertritt gestalte sich langwierig und beschwerlich. Bis die Menschen von der serbischen Regierung und den UN registriert sind, dauere es oft mehrere Tage. Das bedeute Ausharren bei Wind und Wetter in langen Schlangen – ohne ausreichende sanitäre Versorgung, geschützte Schlafplätze und genügend Lebensmittel. „Die Menschen stehen bis zu vier Tage dicht gedrängt in langen Schlangen vor dem Registrierungscamp. Es sind viele Familien mit Kindern darunter“, berichtet Kathrin Damm von arche noVa.

Das arche noVa-Team knüpfte vor Ort Kontakte zu serbischen Hilfsorganisationen und Freiwilligennetzwerken und wurde selbst umgehend tätig. Das Team organisierte Wasser, Lebensmittel, Babynahrung, Windeln, Saft, Schuhe und Strümpfe. Vor allem letztere war dringend gefragt. Viele Flüchtlinge sind nur in Sandalen unterwegs und nachts fallen die Temperaturen bereits auf 5 Grad Celsius. Und die Temperaturen werden in den kommenden Monaten weiter fallen. Bisher ist noch niemand auf den Winter vorbereitet. „Sollte das so bleiben, werden mit Sicherheit Kinder erfrieren“, warnt Kathrin Damm. Daher plant arche noVa den Ausbau einer Notunterkunft für 300 Menschen in Dimitrovgrad, an der serbisch-bulgarischen Grenze, wo bisher noch keine Organisationen tätig sind.

Fonds für Flüchtlingshilfe in Sachsen

In Kooperation mit der serbischen Hilfsorganisation Solidaritetit wird arche noVa die wartenden Menschen in Preševo weiterhin mit wichtigen Hilfsgütern versorgen. Auch mobile Toiletten wurden aufgestellt. Diese können jederzeit umgestellt werden, wenn sich die Routen der Flüchtlinge verändern. Weiterhin unterstützt arche noVa das Spendensammel- und Infozentrum für Flüchtlinge „Miksaliste“ in Belgrad, das durch eine Freiwilligeninitiative koordiniert wird. Der Einsatz der bereits 2003 im Irak eingesetzten mobilen Klinik in Zusammenarbeit mit einer medizinisch tätigen Hilfsorganisation vor Ort ist ebenfalls geplant.

Kathrin Damm im Gespräch mit Flüchtlingen in Presevo. Foto: arche noVa

Kathrin Damm im Gespräch mit Flüchtlingen in Preševo. Foto: arche noVa

Insgesamt benötigt arche noVa 150.000 Euro, um die Hilfsmaßnahmen finanziell stemmen zu können und ruft gemeinsam mit dem Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ zu Spenden auf. Serbien ist derzeit das Transitland Nummer Eins auf der Durchgangsroute nach Mittel- und Nordeuropa und versucht, im Rahmen seiner sehr begrenzten finanziellen Möglichkeiten die Flüchtlinge zu unterstützen. Neben den Hilfsaktivitäten auf dem Balkan unterstützt arche noVa mit einem Sachmittelfonds die Flüchtlingshilfe in Sachsen. Vereine und Initiativen, die Flüchtlingen oder Asylsuchenden beim Ankommen, Orientieren und Einleben in Sachsen zur Seite stehen, können einen Antrag auf Kostenübernahme für ihre Hilfsprojekte stellen. Auch in vielen Herkunftsländern ist arche noVa aktiv. So kümmert sich die Organisation beispielsweise im Nordirak um Wasser- und Sanitärversorgung in Flüchtlingscamps und versorgt in Syrien 2500 Familien täglich mit Brot und Lebensmitteln, sichert die Wasserversorgung in Gemeinden und unterstützt Schulen, damit der Unterricht weitergehen kann.

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