Mit Sorge wurde auf den langen Demotag am 6. Februar geschaut. Sowohl Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll, als auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) richteten im Vorfeld einen Appell an die Öffentlichkeit, die demokratischen Grundwerte zu achten und für einen friedlichen Ablauf der Demonstrationen zu sorgen. Ursprünglich sollten mehr als 13 Kundgebungen in Alt- und Neustadt abgehalten werden, bei denen die Behörden von insgesamt bis zu 25.000 Demonstranten ausgingen. Tatsächlich gestaltete sich der Sonnabend dann aber ruhiger als erwartet.
Dennoch waren mehr als 1930 Polizeibeamte in schwerer Montur im Stadtgebiet unterwegs und sicherten vor allem die Gebiete rund um Hauptbahnhof, Theaterplatz und Carolabrücke. Es wurden auch Wasserwerfer und Räumfahrzeuge vor allem in der Neustadt in Stellung gebracht. Stellenweise kam es zu kurzzeitigen Verkehrsbehinderungen und Vollsperrungen. Mit einer eigenen Großkamera auf dem ehemaligen DVB-Hochhaus am Albertplatz bereitete sich die Polizei auf eventuelle Zwischenfälle in diesem Gebiet vor.
Pegida-Frontmann war krank
Gegen 11 Uhr begann die Jüdische Gemeinde Dresden mit einem öffentlichen Gottesdienst in der Synagoge, bei dem auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert zu Gast war. Ab 12 Uhr startete am Wiener Platz ein Gedenkmarsch für Weltoffenheit, multikulturelle Werte und gegen Faschismus. Etwa 1500 Teilnehmer spazierten mit Transparenten und einem Lautsprecherwagen bis zum Theaterplatz und anschließend über die Elbe bis zum Alaunpark in der Neustadt.
Die von Pegida-Frontmann Lutz Bachmann angesagte Demo am Skaterpark an der Lingnerallee entpuppte sich als Ente. Mehrere kleine Demonstrationen von Grünen (Schlossplatz), Linke (Dr.-Külz-Ring) und Jusos (Schlossplatz) erreichte maximal 50 bis 100 Teilnehmer und verliefen relativ kurz ohne Störungen. Die von der Piratenpartei angekündigte Kundgebung am Lingnerplatz fand gar nicht erst statt.
Gegen 13 Uhr füllte sich langsam der Theaterplatz zur Kundgebung „Herz statt Hetze“. An der größten „Anti-Pegida“ Demonstration nahmen unter anderem die Staatsminister Martin Dulig und Eva-Maria Stange (beide SPD) teil. Statt der bis zu 8000 erwarteten Teilnehmer beteiligten sich aber nur schätzungsweise bis zu 1000 Menschen. Am späteren Mittag versammelte der Evangelische Kirchenbezirk Dresden bis zu 200 Menschen am Goldenen Reiter. Unter dem Motto „Licht an für Menschlichkeit“ wurden Kerzen entzündet und gemeinsam gebetet. Am Nachmittag nahm auch Oberbürgermeister Hilbert an der Veranstaltung teil und sang mit den Bürgern Kirchenlieder.
Ab 14 Uhr füllte sich dann das Königsufer in rasantem Tempo. Während es Tausende zur Pegida-Kundgebung zog, sicherte die Polizei das Gebiet großräumig ab. 15 Uhr startete die Kundgebung dann erwartungsgemäß, jedoch ohne Pegida-Frontmann Lutz-Bachmann, der sich kurzfristig wegen Krankheit abmeldete. Die Veranstaltung dauerte knapp 90 Minuten und lief störungsfrei ab. Anschließend mussten sich die schätzungsweise 6000 bis 8000 Pegidaanhänger zügig vom Königsufer entfernen, da ab 18 Uhr bereits die nächste Gegendemonstration „Gepida“ am selben Ort angesagt war. Diese startete dann auch nach einiger Verzögerung. Schätzungsweise 100 bis 200 Teilnehmer tanzten und hielten Regen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Rangelei zwischen Polizei und Hooligans
Insgesamt verlief der Demotag sehr friedlich und ohne besondere Vorkommnisse. Lediglich die Morgenpost berichtete von einer Rangelei zwischen Polizeibeamten und „Hooligans“ am Haus der Presse. Einige vermummte Demonstranten brannten in der nördlichen Neustadt rund um den Alaunpark Pyrotechnik ab und lieferten sich anschließend mehrere kleine Verfolgungsjagden mit der Polizei. Auch am Abend blieb in der Stadt alles ruhig. Das befürchtete Chaos blieb aus und auch die angekündigten Teilnehmerzahlen der jeweiligen Demonstrationen wurden nicht erreicht. Schätzungsweise demonstrierten am 6. Februar etwa 12000 Menschen friedlich in der Landeshauptstadt.