Der Stadtrat hat sich heute mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP/FB und AfD für den Wiederaufbau des Narrenhäusel auf der Neustädter Seite der Augustusbrücke ausgesprochen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) wird beauftragt, die Grundstücksteile, auf denen das Narrenhäusel stand, für einen Zeitraum von 60 Jahren zum Verkauf auszuschreiben. Der Käufer soll das Narrenhäusel in seiner äußeren Gestalt wie vor der Zerstörung wieder aufbauen, so der Beschluss, den Hendrik Stalmann-Fischer (SPD) zuvor noch einmal erläutert hatte.
Während die Grünen einen städtebaulichen Wettbewerb für das gesamte Areal zwischen Augustusbrücke, Köpckestraße und Finanzministerium favorisieren, meldete die Linke-Fraktion Bedenken am Verfahren an und forderte zudem einen Wiederaufbau, der sich klar von der Verfremdung des Gebäudes durch die NS-Zeit unterscheidet. Beide Fraktionen stimmten gegen den SPD-Antrag.
Ob und wann das Projekt realisiert wird, ist völlig offen. „Gehen Sie nicht davon aus, dass nächstes Jahr dort ein Narrenhäusel steht“, sagte Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) und verwies auf das aus seiner Sicht notwendige Bebauungsplanverfahren.
Seit Oktober 2015 diskutieren die Stadträte über das von der SPD-Fraktion initiierte Projekt. Ausgerechnet von den Kooperationspartnern hagelte es heute noch einmal kritische Anmerkungen. Die entsprechenden Anträge von Grünen und Linke fanden jedoch keine Mehrheit. Thomas Löser begründete für die Grünen noch einmal die Absicht, einen ergebnisoffenen städtebaulichen Wettbewerb für das 20.000 Quadratmeter große Areal zwischen Augustusbrücke und Finanzmisterium durchzuführen. Er plädierte dafür, diesen Wettbewerb auch dann – für die restliche Fläche – zu ermöglichen, wenn sich eine Mehrheit für den Wiederaufbau des Narrenhäusel ausspricht. Martin Schulte-Wissermann von den Piraten hat Ungenauigkeiten im SPD-Antrag ausgemacht. So seien weder die Größe der zu verkaufenden Fläche noch die künftige Nutzung des Gebäudes genau definiert. Tilo Wirtz von der Linke-Fraktion bezeichnete den SPD-Antrag als Schnellschuss. Seine Fraktion wolle mit ihrem Ersetzungsantrag das Verfahren präzisieren und vor allem verhindern, dass sich aus der NS-Zeit stammende Verfremdungen im wieder aufgebauten Gebäude wiederfinden. Gunter Thiele (CDU) widersprach. Das Verfahren sei von der Stadtverwaltung während der Debatte in den Ausschüssen eindeutig beschrieben worden, sagte er.
Thomas Blümel verteidigte den SPD-Antrag. Er vermutete bei den Gegnern des Projektes ein tiefes Misstrauen gegen die Idee, dass ein Dresdner Unternehmer das Gebäude nach 60 Jahren der Stadt ohne weitere Bedingungen überlassen wolle. Genau dazu hatte sich der potentielle Investor Frank Wiessner ausdrücklich bekannt. Das hatte auch Holger Zastrow, FDP/FB-Fraktionschef als „großartige Geste“ begrüßt. Der Wettbewerbs-Idee der Grünen konnte er dagegen wenig abgewinnen. „Es wird höchste Zeit, dass auf der Neustädter Seite etwas geschieht“, sagte er.