Scharfe Kritik an der Vollsperrung der Albertbrücke bis zum September 2016 hat heute die FDP/FB-Stadtratsfraktion geäußert. Aus 21 geplanten seien inzwischen 29 Monate geworden. Außerdem verursache die verlängerte Vollsperrung „nunmehr vermutlich über 25 Millionen Umleitungskilometer“, heißt es in einer Mitteilung der Fraktion. „Besonders abenteuerlich klingen die Begründungen des zuständigen Amtsleiters für den Bauverzug und die Vollsperrung“, kritisierte Fraktionschef Holger Zastrow. Weil sich der Autoverkehrs angepasst habe, könne man die Brücke auch weiter gesperrt lassen.
Dabei sei es eine Binsenweisheit, dass sich der Verkehr immer anpasse. „Dem Autofahrer bleibt keine andere Wahl, schließlich ist er den Entscheidungen der Dresdner Straßenbaubürokratie vollkommen ausgeliefert“, beschreibt Zastrow die Sicht seiner Fraktion. Folge seien höhere Belastungen durch den Umgehungsverkehr im Preußischen Viertel und in der Johannstadt. „Bereits beim Stadtratsbeschluss war klar, dass die aktuelle Sanierungsvariante rund 12,4 Millionen Kilometer Umleitungsverkehr produziert. Bei dieser Berechnung ist man allerdings von 9 Monaten Sperrung für den Autoverkehr ausgegangenen. Mit dem durch Amtsleiter Koettnitz eigenmächtig geänderten Bauablauf dürfte sich diese Zahl locker verdoppelt haben. Diese rund 25 Millionen baubedingte Mehrkilometer für Autofahrer sind eine Belastung für alle Bürger“, erklärte Zastrow.
Reinhard Koettnitz hatte vor Ostern bei einem Baustellentermin erläutert, dass die ursprünglich geplante Öffnung einer Fahrspur für Pkw verworfen worden sei. Als Grund hatte er den fehlenden Platz für Radfahrer und Fußgänger angeführt. Für die täglich 7.000 bis 8.000 Radfahrer würde nur ein Radweg für beide Fahrtrichtungen zur Verfügung stehen. Sie müssten außerdem mehrfach die Fahrbahn kreuzen. Koettnitz sagte auch, dass sich die Umleitungen über die Carolabrücke und die Waldschlösschenbrücke gut eingespielt hätten. Besonders diese Wertung hatte Zastrow auf die Palme gebracht.
Koettnitz rechnet mit einer Freigabe der Brücke Ende August, spätestens aber im September. 33 der 40 Fahrbahnplatten-Abschnitte, mit denen die Brücke gleichzeitig verbreitert wird, seien bereits betoniert. Die geplanten 24 Millionen Euro für die Sanierung der Brücke würden ausreichen. Auf der bereits fertig gestellten Seite wurde nun auch die Montage des umstrittenen Geländers abgeschlossen. Das historische Geländer mit seinen Ananasköpfen war um ein höheres Sicherheitsgeländer ergänzt worden. Das hatte bei Manchen für Kritik, bei Anderen auch für Spott gesorgt.
Die FDP/FB-Fraktion erwartet nun von Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) Aufklärung zu den „Fehleinschätzungen und Fehlplanungen“. Der Stadtrat sei bei seiner Entscheidung über die Sanierungsvariante offensichtlich fehlinformiert worden, sagte Zastrow und forderte Schmidt-Lamontain auf, „die in seinem Haus offensichtlich gängige Ignoranz von Stadtratsbeschlüssen zu beenden“.