Die Plastik „Stehender Jüngling“ hat einen neuen Platz erhalten. Zwischen den Häusern Industriestraße 35 und 37 steht sie auf einer mit buntem Herbstlaub übersäten Grünfläche – gegenüber vom Haupteingang des Städtischen Klinikums in Trachau. Die von Wilhelm Landgraf 1967 geschaffene Figur war 1996 von zwei Jugendlichen aus dem Touristengarten hinter den Hotels in der Prager Straße gestohlen worden. Ramona Eichler vom Dresdner Kultur- und Denkmalamt wundert sich noch heute. „Eine 117 Kilogramm schwere Plastik kann man nicht mal so einfach wegschleppen“, meinte sie. Es sei „ein Phänomen“, dass einer der Diebe neunzehn Jahre später Reue zeigte und das Diebesgut zurückgab. „Anonym, bei der Kulturredaktion der Dresdner Morgenpost“, erinnert sie sich. Bevor der „Jüngling“ aus dem Lapidarium, wo die Plastik zwischenzeitlich eingelagert war, wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden konnte, mussten kleinere Schäden, besonders an den Beinen, aufgearbeitet werden. Das hätten Experten der Kunstgießerei Gebrüder Ihle aus Dresden übernommen. Es werde aber ein bisschen Zeit vergehen, bis die natürliche Patina wieder die gesamte Figur bedeckt. Und, fügte sie hinzu, die Plastik sei gut in der Erde verankert.
„Wir sind dann auf das Städtische Klinikum zugegangen und haben gemeinsam einen Standort gesucht“. Er sollte „einen intimen Charakter haben, gut sichtbar und dennoch geschützt sein“, sagt die Expertin für bildende Kunst. Lutz Blase, medizinischer Direktor des Städtischen Klinikums, zeigte sich heute sehr froh über die Entscheidung und verwies darauf, dass am Klinikstandort in der Friedrichstadt eine weitere Landgraf-Plastik steht – die Figur „Frau – sich Kämmende“.
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) erinnert sich noch genau an den Vorfall mit dem „Stehenden Jüngling“. „Es war 2015, Anfang November, in meiner ersten Amtswoche als Kulturbürgermeisterin, als die Plastik zurückgegeben wurde“, erzählte sie heute beim Einweihungstermin in der Industriestraße. Schon damals habe man den Plan gehabt, das Werk in absehbarer Zeit wieder aufzustellen. „Am 16. Oktober jährt sich der Todestag von Wilhelm Landgraf zum zwanzigsten Mal. Das ist ein guter Anlass, die Erinnerung an ihn wieder in das öffentliche Gedächtnis zu holen“, sagte sie.
Der Zeichner und Bildhauer Wilhelm Landgraf ist 1913 in Lößnitz geboren und 1998 in Dresden gestorben. Er hatte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg an der Kunstakademie in Dresden studiert und später als Freischaffender in seinen Ateliers in Loschwitz und Cotta gearbeitet.
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