Mit drastischen Maßnahmen will die Stesad GmbH als Bauherr die termingerechte Fertigstellung der Schulneubauten im Campus Gehestraße sicherstellen. Bereits im Dezember 2018 sei der Vertrag mit der aus drei Planungsbüros bestehenden Arbeitsgemeinschaft gekündigt worden. Das städtische Unternehmen hat die Bauoberleitung selbst übernommen. Als Grund für die Kündigung nennt Stesad-Geschäftsführer Axel Walther eine Reihe von Problemen, die „von der Nichtbeachtung von Bodengutachten, mehrfach verspätet erstellter Tragwerksplanungen über starke Verzögerungen bei der Prüfung von Rechnungen und Nachträgen bis hin zu mangelhaften Leistungsverzeichnissen für Bau- sowie Haustechnikgewerke“ reichen. Die damit entstandenen Mehrkosten bezifferte Walther auf rund neun Millionen Euro. Gegenüber der Planer-Arge seien nun Schadensersatzansprüche geltend gemacht und die Zahlung jeglicher Honorare eingestellt worden.
Lernen auf der Baustelle
In den Schulcampus sollen im August 2019 das Gymnasium Pieschen und die 145. Oberschule einziehen. Außerdem ist der Campus ab dem Sommer fest als Interimsstandort für das Gymnasium Klotzsche eingeplant. An der Schule in Dresdens Norden sollen die Sanierungsarbeiten im September 2019 beginnen.
Kerstin Ines Müller, Schulleiterin des Gymnasiums Pieschen, zeigte sich erleichtert, dass die Stadt unbedingt an den Terminen festhalten will und den Druck auf den Bauablauf erhöht hat. Das Gymnasium war, wie auch die Oberschule Pieschen, 2017 neu gegründet worden. Erster Standort war die 147. Grundschule in der Döbelner Straße. Auch sie war eine Neugründung. Im Sommer 2018 sind Schüler und Lehrer des Gymnasiums in den nächsten Interimsstandort in der Leisniger Straße umgezogen. Fünf neue fünfte Klassen waren hinzugekommen. Spätestens im nächsten Schuljahr wäre aber auch hier zu wenig Platz. „Wir haben inzwischen Erfahrungen mit dem Lehren und Lernen auf Baustellen gesammelt“, sagt Kerstin Ines Müller. Man sei darauf vorbereitet, dass auf dem neuen Campus zum Start im Sommer noch nicht alles perfekt funktioniere.
Für alle interessierten Eltern von Schülerinnen und Schülern der 4. Klassen findet am 17. Januar um 18 Uhr ein offener Elternabend im Gymnasium Pieschen am Interimsstandort in der Leisniger Straße 78 statt.
Neue Planungsbüros und Arbeit im Zwei-Schicht-System
Um die Zielstellung – Beginn des Schulbetriebs im August 2019 – noch zu erreichen, habe die Stesad GmbH bereits leistungsfähige Planungsbüros gebunden und den Bauablauf durch gezielte Maßnahmen beschleunigt. Dazu zähle die Umorganisation des Bauablaufes im Rahmen des Lean Takt Managements. Dies sei ein „Verfahren, bei dem die Planungs- und Bauarbeiten so effizient und detailliert wie notwendig aufgesetzt und während der gesamten Projektlaufzeit verbessert werden, dass der Baustellenbetrieb in einem gleichmäßigen Takt läuft“, erläuterte Walther. Auftretende Probleme könnten sofort erkannt und behoben werden. „Damit haben wir nun wieder die Chance, den Schulbetrieb pünktlich sicherzustellen“, betonte er. Bereits in der Vergangenheit hätte die Stesad GmbH immer wieder Maßnahmen zur Terminsicherung einleiten müssen, darunter die Erhöhung der Zahl der Bauarbeiter vor Ort und eine verlängerte Verfügbarkeit technischer Ressourcen. Zudem wurde Winterbau angewiesen und auf ein Zwei-Schicht-System umgestellt.
Mehrkosten von 18 Millionen Euro
Die Mehrkosten für das Schulprojekt haben sich inzwischen auf 18 Millionen Euro erhöht. Zunächst beliefen sich die kalkulierten Gesamtkosten auf knapp 75 Millionen Euro, davon 46 Millionen Euro Fördermittel des Freistaates aus dem Budget des Förderprogramms „Brücken in die Zukunft“. Nun kommen die von der Arge verursachten rund neun Millionen Euro zusätzliche Ausgaben hinzu. Ein weiterer Kostenblock von rund sieben Millionen Euro werde durch die allgemeine Preissteigerungen beim Bau erwartet. Zusätzliche Kostensteigerungen in Höhe von zwei Millionen Euro sind wegen notwendiger Projektänderungen seitens der Stadt gegenüber der Entwurfsplanung entstanden. Am Raumprogramm für den Schulcampus, dem Baukörper, der geplanten Schülerzahl von 1.900 oder den Fertigstellungsterminen werde sich nichts ändern, betonte Walther.
Die Stesad GmbH hatte in der Vergangenheit als Bauherr bereits die Sanierung des Dresdner Kulturpalastes und den Bau des Kraftwerks Mitte mit Staatsoperette und tjg. Theater Junge Generation geleitet.
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