Marie und Markus: Für Bienenwachstücher ist jetzt die richtige Zeit

Ein Bienenwachstuch ist in Sachen Aufbewahrung und Schutz von Lebensmitteln fast ein Alleskönner. Die offene Weinflasche, ein angefangener Becher saure Sahne, das Wurst- oder Käsebrot für unterwegs, angeschnittene Zwiebeln oder Zitronen, aber auch ein Zwei-Pfund-Brot oder ein großer Salatkopf – das Bienenwachstuch, das zunächst etwas steif wirkt, verwandelt sich durch die Wärme der Hände in Frischhaltefolie, Alufolie, Tupperware – oder besser: ersetzt sie.

Bienenwachstücher Brot

Das Bienenwachstuch ist luftdurchlässig. Foto: W. Schenk

Anschmiegsam und leicht in jede Form zu bringen, schützt das Tuch Lebensmittel und kann etwa ein Jahr lang verwendet werden. Auch mit dem Blechkuchen oder der großen Salatschüssel wird das Bienenwachstuch fertig.

Marie Nestler und Markus Glandt haben sich intensiv mit der Herstellung der Bienenwachstücher beschäftigt. Seit einem halben Jahr produzieren sie die Tücher in ihrer kleinen Manufaktur „Toff & Zürpel“ in der Carrierastraße in Übigau. „Alles ist Handarbeit“, erzählt Marie.

Bienenwachstücher Schale

Durch die Wärme der Hände nimmt es jede Form an. Foto: W. Schenk

Fast ein dreiviertel Jahr lang hätten sie experimentiert, um die richtige Rezeptur für das Gemisch zu finden, mit dem die Tücher aus Biobaumwolle imprägniert werden. „Wir verwenden Bienenwachs, Kiefernharz und Kokosnussöl“, sagt sie. Diese Mischung verpasse den Tücher eine natürliche antibakterielle Wirkung. Sie seien zudem atmungsaktiv und abwaschbar. „Zum Reinigen der Tücher empfehlen wir kaltes Wasser und bei stärkerer Verschmutzung ein wenig Spülmittel ohne Alkoholzusatz“.

Bienenwachstücher Kiefernharz

Das Kiefernharz wird aus der Schwarföhre gewonnen. Foto: W. Schenk

Bevor die ersten Tücher produziert werden konnten, mussten die beiden Unternehmensgründer eine Vielzahl großer und kleiner Aufgaben lösen. Die Produktionsschritte, passende Geräte zum Erwärmen und Mischen der Zutaten, die richtige Verpackung finden, Vertriebswege organisieren, den Onlineshop und die Webseite aufbauen und ein auf die Produktidee zugeschnittenes Marketing entwickeln. „So viele Aufgaben waren plötzlich zu lösen. Das hat uns doch ein wenig überrascht“, meinten Marie und Markus. „Das hatten wir zu Beginn etwas unterschätzt.“ Etliche Nachtschichten waren erforderlich.

Denn tagsüber studiert Marie Umweltmonitoring an der Außenstelle Pillnitz der HTW Dresden. Die Prüfungen seien alle bestanden. „Die Abschlussarbeit will ich dieses Jahr noch fertigstellen“, sagt sie. Markus arbeitet als freier Kultur- und Medienpädagoge. Von ihrer Bienenwachstücher-Manufaktur können die beiden noch nicht leben. Kennengelernt haben sich die Münchnerin und der Dresdner vor sechs Jahren auf dem Camino del Norte, dem Jakobsweg entlang der spanischen Biskaya-Küste. „Manchmal vermisse ich die Umgebung von München schon“, sagt die 24-Jährige. Berge kann sie beim Blick aus dem Fenster der Wohnung in Pieschen nicht sehen.

Bienenwachstücher Sandwich

Das Tuch kann mit kalten Wasser gereinigt werden. Quelle: toffundzuerpel.de

Bei der Herstellung der Bienenwachstücher ist Nachhaltigkeit für Marie und Markus eine wichtige Prämisse. Das beginnt bei den Tüchern, die aus zertifizierter Biobaumwolle sind. Die Tuchballen in den Regalen an der Wand sind farbig. Ja, sagt Marie, auch hier verwenden wir nur Material, das nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert ist. Das Bienenwachs liefern verschiedene Demeter und Bioland-Imker aus der Region. „Wir wollen nur Wachs verwenden, das wirklich als Nebenprodukt der Imkerei entstanden ist“, betonen beide und verweisen auf ihren Anspruch einer „wesensgemäßen Bienenhaltung“.  Das Kiefernharz liefert eine traditionelle Pecherei in Österreich und wird aus Schwarzföhren gewonnen. Und auch beim verwendeten Kokosnussöl gelten strengen Bio- und Fairtrade-Standards. Dennoch, so erläutert Marie, gebe es für die Bienenwachstücher kein Biosiegel. Da es kein Lebensmittel, kein Kleidungsstück und auch keine Kosmetik sei, gebe es keine entsprechende Zertifizierung. „Noch nicht“, fügt sie hinzu und verweist darauf, dass die Tücher und deren Herstellung vom Lebensmittelamt regelmäßig geprüft werden.

Bienenwachstücher Verpackung

Graspapier-Verpackung, mit einem Siegel der Manufaktur. Quelle: toffundzuerpel.de

Auch die Verpackung ist das Ergebnis vieler Experimente und Recherchen. Am Ende haben sie sich für Graspapier entschieden. Es werde im Allgäu produziert, so Markus. Die Hälfte der Frischfasern komme aus sonnengetrocknetem Gras. Bei der Herstellung würden zudem erhebliche Mengen an Wasser und Energie eingespart.

Warum Toff und Zürpel?

  • „Toff”: Entlehnung aus dem Jiddischen טובֿ‎ (YIVO: tov) und heißt übersetzt „gut, schön, …”
  • „Zürpel”: Stammt aus dem Rheinhessischen und bedeutet umgangssprachlich „Knitterfalte”
  • Toff & Zürpel: …sind auch die Wächter des Bienenstockes aus der Comic-Serie Biene Maja (Quelle: toffundzuerpel.de)

Nach der Pause über den Jahreswechsel sind Marie und Markus jetzt dabei, die Bestellungen abzuarbeiten. In den nächsten Monaten wollen sie die Bienenwachstücher auf verschiedenen Märkten präsentieren. „Wir wissen, dass unser Produkt erklärungsbedürftig ist“, sagen sie. Viele Informationen können sich Interessierte schon auf der Homepage einholen. Etwa 30 verschiedene Geschäfte in Dresden, aber auch in Leipzig, Nürnberg oder Unterhaching, haben die Tücher bereits in ihr Sortiment aufgenommen. Auch der Unverpackt-Laden „Quäntchen“, der im April in der Oschatzer Straße öffnet, wird dazu gehören. Das bisherige Echo auf ihre Idee hat Marie und Markus überzeugt und in ihrer Idee bestärkt: „Es ist der richtige Zeitpunkt für unsere Bienenwachstücher“.

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