Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung in den 1920er Jahren wurden zur Beseitigung des Wohnungselends eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen durch die Weimarer Nationalversammlung verabschiedet. Dazu gehört auch der Artikel 155 der neuen Reichsverfassung vom 11. August 1919, der jedem Deutschen das Recht auf eine eigene Heimstatt zuschrieb. Die sich daraufhin ausbreitende „Heimstättenbewegung“ fand auch in Dresden und Umgebung zahlreiche Anhänger.
Im Mai 1919 war in Dresden die „Freie Arbeitsgemeinschaft für Kriegersiedlungen“ (FAFKA) gegründet worden, die vor allem Kriegsteilnehmer bei der Bildung von Baugenossenschaften unterstützen wollte.
Am 19. November 1920 kamen nahezu 160 siedlungswillige Kriegsteilnehmer und Kriegsgeschädigte aus Trachau, Kaditz, Übigau, Mickten, Trachenberge und Pieschen in der Gaststätte „Zum Trachauer Bahnhof“ zusammen, um über die Bildung einer Ortsgruppe der FAFKA zu beraten.
Die Zeitschrift „Sächsische Siedlung“ Nr.4/1926 veröffentlichte rückschauend dazu Folgendes: „Die Bildung der Ortsgruppe Trachau wurde beschlossen und zu diesem Zwecke ein provisorischer Vorstand gewählt. Dieser beschäftigte sich mit der von der FAFKA empfohlenen Zentralisierung zu einer gemeinnützigen Baugenossenschaft.“
Da eine solche bei den Mitgliedern der Ortsgruppe aber keine Zustimmung fand, entschlossen sie sich, am 9. März 1921 einen Verein, den „Kriegerheimstättenverein Dresden-Trachau“, zu gründen.
Als Baugelände konnte der Verein ein mit Birken bestandenes Waldstück erwerben, das die Forstverwaltung Klotzsche aus dem Staatsforst „Junge Heide“ zum Verkauf freigab. Der Bau der Siedlung selbst vollzog sich in einer Zeit großer wirtschaftlicher Not. Bedingt dadurch, musste sie in fünf Bauabschnitten errichtet werden.
Entworfen wurde die insgesamt 25 Einfamiliendoppelhäuser umfassende Siedlung von der renommierten Dresdner Architektenfirma „Schilling & Graebner“, in deren Händen auch die Bauleitung lag.
Nachdem die finanziellen Zuschüsse für die ersten zwölf Heimstätten bewilligt waren, erfolgte am 17. September 1921 die Grundsteinlegung. Während der kleinen Feier wurde eine Urkunde in die zukünftige Heimstatt des Vereinsvorsitzenden eingemauert.
Anzumerken ist, dass zu jeder Heimstätte ein angebautes Seitengebäude für Waschküche und Stall gehörte, das so groß war, dass Federvieh, Kaninchen, ein oder zwei Ziegen oder Schafe darin Platz finden konnten. In den Jahren nach 1926 wurden die Seitengebäude meist anderen Zwecken zugeführt. Einige der Siedler bauten sie zu kleinen Gewerberäumen oder Ladengeschäften um, aus vielen entstand aber auch zusätzlicher Wohnraum. Übrigens war der Name „Kriegersiedlung“ Trachau wesentlich gebräuchlicher als „Kriegerheimstättensiedlung“.
Der am 24. November 1865 in Berlin geborene Sozialreformer Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke war einer der Mitbegründer der Bodenreformbewegung, welche sich gegen Bodenspekulation und für die Gründung von Mietergenossenschaften einsetzte. Er gilt als Initiator des Reichsheimstättengesetzes von 1920. Von Anfang an hatte er sich mit dem rassistischen Gedankengut der Nazis nicht anfreunden können. 1934 wurde er als „Feind des Volkes“ abgestempelt, am 30. Juli 1935 ist er gestorben. Sowohl die Damaschkestraße im Dresdner Stadtteil Meußlitz, als auch die Heimstättensiedlung Damaschkeweg in der Stadt Radebeul sind nach ihm benannt.
Als Ende 1922 die Straßen in der Siedlung gehoben und weitestgehend fertiggestellt waren, regte der Dresdner Stadtrat an, diese zu benennen. Die Vereinsmitglieder schlugen die Namen Heimstättenstraße, Siedlerstraße und Damaschkestraße vor. Der Rat der Stadt traf aber eine andere Entscheidung. Seit dem 8. Juni 1923 heißen die Straßen „Rodung“, „An der Dürren Heide“ und „An der Böschung“.
Alle diese Namen haben einen lokalen Bezug. So ist zum Beispiel „An der Dürren Heide“ auf das nördlich von Trachau gelegene Waldstück zurückzuführen, das man schon im 16. Jahrhundert als Junge oder Dürre Heide bezeichnete.
Und der schon vorhandene Weg in Richtung Fiedlergrund wurde zur Straße ausgebaut und erhielt im Zusammenhang mit der Flurbezeichnung „Baumwiese“ sowie dem gleichnamigen Gasthof an der Moritzburger Landstraße den Namen „Baumwiesenweg“.
Zwei Tage später berichtete darüber auch die „Dresdner Volkszeitung“ und schrieb: „ Die Einweihung bewegte sich in bescheidenem Rahmen. […] An einem schlichten Gedenkstein hielt der Vereinsvorsitzende Rückschau auf die vergangene Zeit des Werdens und dankte allen, die beim Bau mitgeholfen haben.“ […] „Es ist wohl kaum ein Zufall, daß es ehemalige Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigte waren, bei denen die Idee Adolf Damaschkes freudigen Widerhall fand, denen der Wunsch nach eigenem Heim auf eigenem Grund und Boden solange keine Ruhe ließ, bis er Erfüllung fand.“
Die Inschriften auf dem Gedenkstein lauten: „Wo ist das Glück auf dieser Erd‘? Im eigenen Heim, am eigenen Herd!“ sowie „Diese Kriegersiedlung wurde in den Notjahren 1921- 1926 vom Kriegerheimstättenverein Dresden-Trachau e.V. nach einem Entwurf der Architekten Schilling und Graebner unter der Leitung der Siedlungsgesellschaft Dresden Stadt und-Land und unter Mitwirkung des Allgemeinen Sächsischen Siedlerverbandes erbaut.“
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