Gymnasium Pieschen: Von längeren Wegen und lernen in A- und B-Wochen

Die Pfeile an den Wänden und auf den Treppengeländern sind in einem dezenten Hellgrau. Sie weisen den Schülerinnen und Schülern im Gymnasium Pieschen die Wege. „Wir haben viele Einbahnstraßen markiert und zusätzliche Türen geöffnet, durch die jeder das Schulgebäude betreten und verlassen kann, ohne dass es im Gegenverkehr zu eng wird“, erläutert Schulleiterin Kerstin Ines Müller. Die Wege seien jetzt deutlich länger, aber sicherer. Während des Unterrichts bleiben die Türen (auf dem gesamten Campus gibt es 819!) geöffnet, damit niemand die Klinken benutzen muss.

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Ein Hygiene-Leitsystem für staufreie Bewegung im Schulgebäude. Foto: Gymnasium Pieschen

Das ist auch im Eingangsbereich der Toiletten so. Dort stehen zudem Tische mit Desinfektionsmitteln. Schon beim Betreten der Schule müssen alle zunächst ihre Hände waschen und desinfizieren. Das werde bereits am Einlass kontrolliert, sagt die Schulleiterin. Dort steht auch eine große Informationstafel mit den Hygienehinweisen. Trotz der ungewohnten Umstände überwiege die Freude daran, dass der Schulbetrieb wieder begonnen habe. „Es ist einfach schön, dass wir uns wieder sehen können“, freut sich Kerstin Ines Müller.

Das Hygienekonzept für den Schulcampus an der Gehestraße ist das Ergebnis gemeinsamer Überlegungen der Schulleitungen des Gymnasiums Pieschen, der 145. Oberschule und des Gymnasiums Klotzsche. Dessen rund 900 Schüler lernen hier für zwei Jahre, bis ihr Neubau fertiggestellt ist.

WC-Nutzung: Nur einzeln und immer desinfizieren. Foto: Gymnasium Pieschen

Das Lehrerteam und alle Schüler tragen Masken, bis sie in den Klassenräumen sitzen. Mehr als 250 Masken habe eine Mutter, die von Beruf Schneiderin ist, selbst genäht und dem Gymnasium zur Verfügung gestellt. Ein anderer Teil komme vom Schulträger, weitere Masken, Desinfektionsmittel und andere Materialien wurden aus dem Schulbudget gekauft. Nur in Ausnahmefällen habe es von den Eltern Kritik am Hygienekonzept gegeben. „Das habe ich mit den Eltern besprochen und die Bedenken konnten ausgeräumt werden“, erklärt sie.

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Besondere Hygiene-Regeln für den Technik- und Informatikunterricht. Foto: Gymnasium Pieschen

Im Computerkabinett gelten besondere Regeln. „Weil die Tastaturen schwer zu desinfizieren sind, haben wir uns hier für Maske und Einweghandschuhe entschieden“, sagt Kerstin Ines Müller. Auch im Technikunterricht, wo mit verschiedenen Werkzeugen und Maschinen hantiert wird, sei das die effektivere Variante. Die Mikroskope, die im Biologieunterricht genutzt werden, würden die Schüler dagegen nach jeder Unterrichtsstunde unter Aufsicht der Lehrer selbst reinigen. „Das ist ziemlich viel Aufwand“.

Daniel Mühlhause, Lehrer für Englisch, Ethik und TC und stellvertretender Schulleiter, bespricht in der 6D gerade die Erlebnisse während der Corona-Wochen. Wie in allen anderen Klassen, ist auch hier nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler anwesend – sie sind in A- und B-Wochen eingeteilt. In manchen Klassenräumen wurden Tische rausgeräumt, in anderen die Hälfte der Plätze mit einem großen Malerkrepp-Kreuz abgeklebt, um den Mindestabstand sicherzustellen. Wer nicht in der Anwesenheitswoche ist, lernt zu Hause.

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Schulleiterin Kerstin Ines Müller: Es ist einfach schön, dass wir uns wieder sehen können. Foto: W. Schenk

Mit seinem Schwerpunkt Medienbildung, Informatik und digitales Lernen war das Gymnasium Pieschen auf die Unterbrechung des Schulbetriebs im März besser als andere vorbereitet. „Wir sind aktive Nutzer von Lernsax – das ist eine Cloudlösung des Freistaates für den Unterricht und die Kommunikation mit Schülern, Eltern und Lehrern“, erläutert die Schulleiterin den Grund. Nachdem die Kapazitäten des Lernsax-Systems aufgrund der plötzlich gestiegenen Nutzerzahlen deutlich erhöht wurden, hätte es keine Probleme mehr gegeben. Die Corona-Zeit, so meint sie, habe die Sicht der Schulen, die bisher eher zurückhaltend im Umgang mit Lernsax waren, sicher verändert.

Auch wenn digitales Lernen im Gymnasium Pieschen groß geschrieben wird, seien die Arbeitsbedingungen zu Hause doch sehr unterschiedlich gewesen. Wenn die Eltern ebenfalls im Homeoffice waren, mussten sie sich öfter mit den Kindern die Computer teilen. „Da konnten wir im Ernstfall helfen. Ein Vater vom Förderverein der Schule hat eine Spende von 20 bei der Telekom ausrangierten Laptops organisiert“, erklärt sie. So unterschiedlich wie die Lernbedingungen zu Hause ist auch der derzeitige Lernstand der rund 360 Schülerinnen und Schüler in den Klassenstufen 5 bis 7. Das Gymnasium ist erst vor drei Jahren gegründet worden. Im Sommer werden fünf weitere Klassen erwartet. Im kommenden Schuljahr werde sicher so mancher Lernstoff nachgeholt und wiederholt. „Das ist noch nicht dramatisch. Aber wir werden uns darauf einstellen“, betont Müller und fügt hinzu. „Mit unseren dann vier Jahrgängen haben wir es dabei deutlich leichter als Schulen mit voller Belegung“.

 

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