Weil Mitarbeiter des Dresdner Rechtsamtes wegen der Corona-Pandemie derzeit im Gesundheitsamt aushelfen, müssen Investitionen in den Wohnungsbau warten. Betroffen ist davon auch die Zukunft des Mehrfamilienhauses in der Wilder-Mann-Straße 44. Die Projektgesellschaft WM44 GmbH will das Haus abreißen und einen Neubau errichten. Die Stadt hat den Abriss untersagt. Der Widerspruch der Eigentümer dagegen liegt seit September 2020 im zuständigen Rechtsamt vor. „Die Entscheidung über den Widerspruch hat sich coronabedingt verzögert, da das Rechtsamt Amtshilfe im Gesundheitsamt leistet. Alle Widersprüche werden nach dem Zeitpunkt ihres Eingangs bearbeitet“, erklärte eine Rathaussprecherin auf Anfrage.
Die Baugenehmigung für den auf dem Grundstück geplanten Neubau hatte das zuständige Amt abgelehnt. Der Widerspruch dagegen liegt seit September bei Landesdirektion Sachsen zur Prüfung. Auch dort gibt es Verzögerungen. „Aufgrund der Vielzahl hier anhängiger Widerspruchsverfahren konnte der Vorgang bisher nicht zur Bearbeitung aufgegriffen werden. Ein Abschluss des Verfahrens im 1. Quartal 2021 wird angestrebt“, erklärte Behördensprecher Ingolf Ulrich auf Anfrage.
Seit sich im Februar 2020 erste Proteste gegen den Abriss des Hauses geregt hatten, ist viel passiert. Eine Online-Petition zum Erhalt des Wohnhauses fand rund 2.000 Unterstützer. In einer öffentlichen Anhörung des Petitionsausschusses des Stadtrates konnten Eigentümer und Kritiker ihre Positionen darlegen. Um den Abriss des Hauses zu erschweren und Maßstäbe für einen Neubau zu formulieren, wurde eine Erhaltungssatzung initiiert. Der Aufstellungsbeschluss für die Erhaltungssatzung HA-49 Dresden-Trachau. Wilder Mann wurde inzwischen verabschiedet. In der anschließenden öffentlichen Anhörung sind 11 Stellungnahmen eingegangen. Deren Prüfung und die weitere verwaltungsinterne Abstimmung sollen „in Kürze abgeschlossen sein“, so die Rathaussprecherin. Danach wird die überarbeitete Vorlage im Stadtbezirksbeirat Pieschen und in den zuständigen Ausschüssen des Stadtrates diskutiert. Abschließend entscheidet dann der Stadtrat.
Das Haus in der Wilder-Mann-Straße ist nicht mehr bewohnt. Die drei noch verbliebenen Mietparteien sind zum Jahresende ausgezogen. Die Eigentümer hatten eine Entschädigung angeboten. Die Mieter hätten das „deutlich verbesserte Angebot“ angenommen, erklärte deren Anwalt Jens-Moritz Wolff. Damit seien die Streitigkeiten beendet worden. Nachdem alle Wohnungen leer waren haben, die Eigentümer das Tor und die beiden Türen zum Grundstück mit Schlössern gesichert.
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