Die allgemeine Konzertpause haben Lenka Matejakova, Jörg Faßmann, Eva-Maria Knauer und Tobias Bäz – kurz: das Kronenquartett Dresden – ausgiebig genutzt und sowohl ihr Zusammenspiel verfeinert als auch neue Literatur erschlossen.
Verdi-Quartett in Pieschen
So kommt es, dass ein selten gespieltes Werk von Giuseppe Verdi, sein einziges Quartett, sehr bald in Pieschen aufgeführt wird. Der Meister hatte damals, im Jahr 1876, ein paar Tage Wartezeit auf die Proben zu Aida zu überbrücken und schrieb rasch einmal dieses Streichquartett in e-Moll. Eigentlich nur so, noch sehr in Gedanken bei seiner Oper. Aufmerksam Zuhörende sollen das heraushören können. Später, nach der Aida-Premiere, gab er es zum Drucken frei, was gar nicht seine ursprüngliche Absicht war. Was für ein Glück, denn später gab es offensichtlich nicht wieder so einen Anlass. Die Sätze heißen Allegro, Andantino con eleganza, Prestissimo, Scherzo. Fuga. Allegro assai mosso. Alles zusammen 24 rasante, elegante, virtuose Minuten, denen sich das Kronenquartett mit Verve widmet.
Das Ensemble
So jung das Ensemble noch ist, hat es dennoch einen Kompositionsauftrag vergeben. Tobias Forster hat ihm ein Quartett geschrieben und es wird ein Novum sein, denn das kann eigentlich noch niemand kennen. Interessant zu erleben, wie ein Pianist die Stimmen der Streicher lenkt und welchen Klang er damit entstehen lässt.
Zum guten Schluss gibt es eine weitere Überraschung, die hier nicht verkündet werden soll. Nur so viel: Damit wird ein Komponist geehrt, der in derselben Stadt wie Joachim Ringelnatz geboren ist und dem eine gewisse „provokante Ästhetik“ nachgesagt wird. Er spielte selbst die Viola, hat zirka 140 Werke geschaffen, von denen drei Streichquartette sind. Er lebte bis 1984. Näheres im Konzert. Der Ton macht die Musik, so sagt man ja. Aber das ist kaum die halbe Wahrheit. Musik wird immer noch von Musikerinnen und Musikern gemacht, aus Achtsamkeit, Respekt und Wissen und mithilfe ihrer Instrumente. Das ist auch beim Kronenquartett nicht anders. Hingebungsvolles Üben, Einstimmen auf die Gemeinsamkeit des Musizierens, und neuerdings auch geduldiges Warten auf einen geeigneten Aufführungstermin gehören dazu.
Dass in der Stimmung auf 432 Hertz musiziert wird, bei der sowohl Wasser als auch musische Seelen harmonisch schwingen, ist eines der Markenzeichen des Ensembles mit der Krone. Nachvollziehbar wird das erst, wenn die erste CD erscheint, was noch etwas dauern kann. Bis dahin stellen Aufführungen wie die in der Geh8 eine Rarität dar, ähnlich dem Vorzugsdruck einer Grafik. Aber ist das nicht bei jedem Konzert so? Dabei sein ist alles. Hinhören und Wegsein geht schneller als man denken kann.
Termin: Sonntag, 29. Mai
Familienfreundliche Anfangszeit: 16 Uhr
Das Programm dauert etwa eine Stunde, ist also auch für Kinder gut erlebbar.
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