Der langjährige Teilnehmer der 2002 ins Leben gerufenen „Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest“, der in Klotzsche wohnhafte Stadtteilhistoriker Siegfried Bannack, gehört zu den Autoren, die für die „Nordwest Rundschau“ eine Vielzahl lokalgeschichtlicher Beiträge verfasst haben. Von ihm stammen unter anderem „Merk(ens)würdige Geschichten um die Oltersteine und den Olterteich“, ein Beitrag zum Lebensbild der „Malerin des Deutschen Bilderbuches“, Gertrud Caspari (1873-1948), „Das alte Schulgebäude in der Kirchgasse in Lausa“ und eben auch “Die Woche vor Ostern“. Diesen möchte ich hier mit geringfügigen Kürzungen wiedergeben.
Vor dem Osterfest, das neben Weihnachten zu den bedeutendsten Feiertagen in Deutschland gehört und das besonders von den Kindern herbeigesehnt wird, liegt der Palmsonntag und die darauf folgende Karwoche. Sie wird auch als „Stille Woche“ oder als „Marterwoche“ bezeichnet und ist in allen christlichen Konfessionen dem Leiden, Sterben und der Auferstehung Christi gewidmet. […] Im Dresdner Umland wurden die einzelnen Tage der Karwoche oft noch als „Blauer Montag“, „Grauer Dienstag“, „Buckliger Mittwoch“, „Gründonnerstag“, „Karfreitag“ oder „Stiller Freitag“ und „Schwarzer Sonnabend“ bezeichnet.
Zahlreich und vielseitig waren die Verbote, welche diese Woche vor Ostern ausfüllten. So durfte, wie auch nach dem Weihnachtsfest, nicht gewaschen werden. Wer grabe, bringe sich ins Grab, hieß es. Nicht anzuraten war der Wohnungswechsel. Feld und Garten sollten nicht bestellt, Vieh nicht gekauft und geschlachtet, die Betten nicht „gesimmert“ (gesommert), ja selbst die Fingernägel sollten in der Karwoche nicht geschnitten werden. Wer mit dem Handkorb durch den Stall ging, der trug das Glück hinaus!
Lag aber der Verstorbene am Karfreitag auf der Bahre, dann richteten die Gewitter des Jahres keinen Schaden an. Für den Gründonnerstag galt, dass man da zumindest „etwas Grünes“ essen müsse. Das ist ein allgemeiner Glaube und meistens gibt es zu Mittag Spinat, weil „Grünes“ Leben verleiht.
Geheimnisvoll geht es am Ostermorgen zu. In Gruppen oder einzeln geht man zur nächsten Quelle oder an einen Bach, um das „Osterwasser“ zu schöpfen. Unbekannt ist dieser alte Brauch nirgendwo. Über die Wirkung und Anwendung des Wassers, wenn es nicht durch „Sprechen“ beim Schöpfen zum „Plapperwasser“ geworden ist, gibt es unzählige „Anweisungen“ und Tipps. Sie alle, wie auch die anderen Osterbräuche hier aufzählen zu wollen, erscheint müßig.
Soweit der geringfügig gekürzte Beitrag Siegfried Bannacks.
Die vom 2006 gegründeten Verlag „edition nordwest“ herausgegebene „Nordwest Rundschau“ erschien jährlich aller zwei Monate. Sie veröffentlichte sowohl Beiträge zum aktuellen Geschehen in Bildung und Kultur, als auch solche, die sich mit der Geschichte der Stadtteile des Dresdner Nordwestens beschäftigen. Als 2011 der Verlag seine Tätigkeit einstellte, konnte er auf insgesamt 31 Ausgaben der „Nordwest Rundschau“ verweisen.
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