Im Bürokomplex in der Großenhainer Straße 5-7 ist heute die neue Niederlassung von Amazon eröffnet worden. Hochqualifizierte IT-Fachkräfte entwickeln hier den Cloud-Service Amazon Elastic Compute Cloud (Amazon EC2) mit. Das Forschungszentrum hat 2013 mit 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Radeberger Vorstadt begonnen. „Dort waren wir inzwischen aus allen Nähten geplatzt“, sagte Chris Schlaeger. Er ist einer der beiden Geschäftsführer der Amazon Development Center Germany GmbH, zu der neben Dresden noch drei weitere Standorte in Deutschland gehören. In den neuen Räumen ist Platz für 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Hier haben wir den erforderlichen Spielraum, damit das Team weiter wachsen kann, denn wir suchen kontinuierlich Expertinnen und Experten in den Bereichen Software-Entwicklung, Informatik und Betriebssystem-Entwicklung“, sagte Schlaeger. Darum unterstütze Amazon ab dem kommenden Wintersemester jeweils zehn Stipendiatinnen und Stipendiaten im Bachelor-Studiengang Informatik mit einem Deutschlandstipendium an der TU Dresden.
Amazon EC2 sei neben Netzwerk-Speicherdiensten ein zentraler Baustein von Amazon Web Services (AWS). In Dresden sei die EC2 Hypervisortechnologie und der Betriebssystemkern mit entwickelt worden, erläuterte Schlaeger den Gästen bei der feierlichen Eröffnung. Neben Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) war auch Ken Toko, US-Generalkonsul für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angereist.
„Der Standort Dresden hat einmal mehr gepunktet“, freute sich Ministerpräsident Kretschmer. Hier würden Arbeitsplätze in einem Bereich geschaffen, der „künftig von großer Bedeutung sein wird“. Programmieren und Codieren – das soll die zweite Fremdsprache in Sachsens Schulen werden. Die Kinder sollen lernen, die Maschinen nicht nur zu benutzen, sondern sie auch zu verstehen, sagte er. Als gelernter Büroinformationselektroniker habe er selbst bei seiner Gesellenprüfung ein defektes Gerät wieder zum Laufen bringen müssen. Kretschmer zeigte sich überzeugt, dass der einzig mögliche Weg aus der Corona-Krise das Wachstum sei. Anders werden wir die 400 Milliarden Euro Corona-Schulden nicht zurückzahlen können, betonte er.
Generalkonsul Ken Toko verwies auf die Reserven in der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit. „Die Unternehmen in den USA wissen wenig über das Potenzial der Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung in Sachsen. Das möchten wir ändern“, sagte er. Gemeinsam durchschnitt er dann mit Schlaeger und Kretschmer das symbolische Band vor dem Eingang in den Amazon-Standort, der den gesamten hinteren Teil des Bürokomplexes einnimmt.
Bei einem Rundgang durch die neuen Räume kam es zu kurzen Gesprächen an den IT-Arbeitsplätzen. So beschrieb zum Beispiel der Dresdner Martin Pohlack, der hier als Principal Software Engineer arbeitet, sein Aufgabengebiet. Die Gäste erfuhren auch, dass er nach Studium und Promotion zunächst bei AMD gearbeitet hat, bevor er zu Amazon kam. Zwei Tische weiter steht Anastasiia Terenteva an ihrem Rechner. Sie habe bereits als während ihres Informatik-Studiums am Institut für Physik und Technologie (MIPT) in Moskau als Praktikantin bei Amazon in Dresden gearbeitet. Inzwischen habe sie das Studium erfolgreich abgeschlossen und hier eine Arbeit gefunden, sagte sie. Schlaeger verwies darauf, dass solche Werdegänge für das Unternehmen sehr wertvoll seien. „Ich fühle mich sehr wohl in Dresden, habe hier schon viele Freunde gefunden“, erzählt die junge IT-Expertin, die in der Dresdner Neustadt wohnt, aber auch von der Sächsischen Schweiz begeistert ist.
In den großzügig eingerichteten Büros befinden sich moderne Arbeitsplätze mit höhenverstellbaren Schreibtischen, Scrum-Räume für die produktive Zusammenarbeit (Scrum ist eine besondere Form des Projektmanagements bei der Softwareentwicklung), ein Stillraum für Mütter, ein Games Room für entspannte Pausen, große Küchen und eine Dachterrasse mit Wintergarten. Im begrünten Teil des Daches stehen Bienen-Stöcke. In der kommenden Woche wird hier ein drittes Bienenvolk einziehen, berichtete Sebastian Habel, der die Kooperation von Amazon mit dem deutschlandweiten Netzwerk „Bee Rent“ betreut. Rund 150.000 Bienen können dann rings um den Standort ausschwärmen. Das nahe gelegene Areal am Alten Leipziger sei mitten in der Stadt ein idealer grüner Standort. Der Imker aus Niedersedlitz verarbeitet den Honig, der dann den Amazon-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute kommt. Dresden sei nach München der zweite Kooperationsstandort mit Bee Rent. Weitere sollen folgen.
Neben den zehn Master-Stipendien unterstützt Amazon im Rahmen der Bildungsinitiative „Amazon Future Engineer“ die Förderung des IT-Nachwuchses mit einem 10.000 Euro-Scheck an das Medienkulturzentrum Dresden. Mit dem Geld. so Chris Schlaeger, soll der Aufbau des Regio Hubs der europäischen Programmier-Initiative Code Week gefördert werden. Dabei werden Kinder und Jugendliche eingeladen, ihre Begeisterung für das Tüfteln, Hacken und Programmieren zu entdecken.
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