Pieschen unverpackt – „Quäntchen“ startet im April in der Oschatzer Straße

Das Jahr sollte man mit einer guten Nachricht beginnen. Wir haben eine. Im April wird in der Oschatzer Straße ein neues Geschäft eröffnen. Es heißt „Quäntchen“ und in den beiden Schaufenstern der Nummer 16 bis 18 ist bereits zu sehen, was Kathrin Winkler und Sven Wruck hier planen. „Verpackungsfrei einkaufen“. „Wir wollten unbedingt in die Oschatzer Straße und waren von der positiven Resonanz selbst überrascht, nachdem wir Ende Oktober auf Facebook das erste Mal unsere Idee öffentlich gemacht hatten“, erzählt Sven Wruck. Viel Zuspruch und aufmunternde Kommentare hätten unter den Beiträgen gestanden. Inzwischen ist der Mietvertrag unterschrieben und die ersten Wände in dem etwa 70 Quadratmeter großen Verkaufsraum haben bereits Farbe bekommen. Im hinteren Bereich gibt es zwei kleine Lagerräume und eine Küche. „Perfekt“, finden beide und Sven zeigt auf die Stelle, wo künftig die Frische-Theke stehen soll. Bei der Platzwahl muss er sich am nahe gelegenen Wasseranschluss orientieren. Auch eine kleine Sitzecke für Kaffee und Kuchen und eine Spielecke seien geplant. „Wir wollen ein Treffpunkt im Kiez, ein kleines Wohnzimmer für Pieschen werden“, sagt Kathrin.

Quäntchen Laden

Oschatzer Straße 16-18 soll die neue Adresse für umweltbewusstes Einkaufen werden. Foto: W. Schenk

Die Ladeneinrichtung wird jetzt mit einem Tischler präzise geplant. „Möbel für Unverpackt-Geschäfte gibt es nicht von der Stange“, meint Sven. So müssten die vielen Lebensmittelspender aus Glas („Bulk Bins“) übersichtlich und gut erreichbar angeordnet werden. Dort sollen die Kunden künftig, nachdem sie ihre mitgebrachten Behältnisse gewogen haben, sich selbst ihre Lebensmittel abfüllen. Mit einer Crowdfunding-Kampagne wollen die Quäntchen-Gründer um Unterstützung bei der Finanzierung der Einrichtung und das Kassensystem werben. Mindestens 8.000 Euro haben sie sich zum Ziel gesetzt. Sollte es mehr werden, könnte zudem die Erstbestückung des Lagers besser abgesichert werden.

Mit etwas 400 verschiedenen Artikeln, „Lebensmitteln, Haushalts- und Hygieneartikeln ohne Plastik drin und drum herum“ soll das Geschäft starten: Milchprodukte aus der Region, saisonales Obst und Gemüse, Bohnen, Erbsen, Kaffee, Tee, lose Schokolade oder Bonbons zählt Sven auf. Auch die in einer Manufaktur in Übigau produzierten Bienenwachstücher – ein wiederverwendbarer Ersatz für Frischhaltefolie – oder Honig aus dem Stadtteil seien im Angebot. Fleisch und Fisch werde es dagegen nicht geben. Zudem könne die Kundschaft über das Angebot mitentscheiden. Bei etwas 30 Prozent der Waren will er flexibel auf die Kundenwünsche reagieren.

Quäntchen Postkarten

Mit ihren Postkarten werben die Quäntchen-Gründer für ihre Idee. Quelle: quäntchen dresden

Ein Jahr lang haben Kathrin und Sven die Idee mit dem Unverpackt-Laden hin und her gewälzt. Richtig ernst ist es aber erst in den letzten sechs Monate geworden. Sie haben sich den seit 2015 bestehenden „Lose Dresden“ in der Neustadt angeschaut, mit Gleichgesinnten in Magdeburg und Berlin gesprochen und sich bestätigt gefunden.

Anfang Januar startet in Striesen mit „binnes. unverpackt für jedermann der zweite verpackungsfreie Laden in Dresden. Etwa 90 verpackungsfreie Läden hat die Verbraucherplattform für nachhaltige Kaufentwicklung Utopia für ganz Deutschland aufgelistet, Tendenz steigend.

Seinen Beruf als Maler- und Lackierermeister hat Sven zum Ende 2018 nach 19 Jahren an den Nagel gehängt und ist nun selbständig. Kathrin bleibt in ihrem Beruf und hilft, wann immer es möglich ist. „Wir leben schon lange sehr umweltbewusst. Es ist ja keine Einschränkung, sondern nur eine Umgewöhnung“, sagt sie. So könne man statt Zahnpasta aus der Tube auch Zahnputztabletten nutzen. („Unser Zahnarzt ist damit zufrieden.“) In der Adventszeit habe sie zum ersten Mal kein Lebkuchengewürz überbehalten. Die abgewogenen Menge von zehn Gramm habe für vier Bleche Plätzchen ausgereicht.

Statt einzeln in 100-Milliliter-Fläschchen oder 500-Gramm-Packungen kommen die Waren in 25-Kilo-Säcken oder 10-Liter-Kanistern oder in kleineren Mehrwegverpackungen ins Geschäft. Für spontane Besucher, die gerade keine Behältnisse dabei haben, hält Sven ein Angebot an Gläsern oder Stoffbeuteln parat. Das „Quäntchen“, so schildert Kathrin die Suche nach einem passenden Namen für den Unverpackt-Laden, sei übrigens ein altes Handelsgewicht und entspreche etwa vier Gramm.

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