Wilder-Mann-Straße 44: Eigentümer begrüßt öffentliche Anhörung zu Bauvorhaben

Zur Zukunft des Mehrfamilienhauses in der Wilder-Mann-Straße 44 haben sich jetzt die Eigentümer zu Wort gemeldet. „Ich finde es gut, dass man uns anhören will. Bisher sind wir nach unseren Vorstellungen nicht gefragt worden“, sagte Alfred Biebl, einer der beiden Geschäftsführer der Projektgesellschaft WM44 GmbH im Gespräch mit dem Onlinejournal Pieschen Aktuell. Er reagierte damit auf die Ankündigung, dass der Petitionsausschuss auf seiner nächsten Sitzung am 20. Mai die Eigentümer des Wohnhauses, die Petenten, sowie Vertreter des Denkmalschutzes und des Stadtplanungsamtes zu einer öffentlichen Anhörung einladen will. Die von Grünen-Stadtrat Thomas Löser initiierte Petition „Gründerzeithaus auf der Wilder-Mann-Str. 44 sanieren und nicht abreißen!“ hatte 1.943 Unterstützer gefunden und war gestern im Petitionsausschuss in erster Lesung im nichtöffentlichen Teil behandelt worden.

Der geplante Geltungsbereich für die Erhaltungssatzung.

„Wir wollten den Altbestand erhalten“, betonte Alfred Biebl. Das Landesamt für Denkmalschutz habe das Gebäude geprüft und zweimal entsprechende Anträge abgelehnt. Ohne Denkmalschutz-Förderung und Abschreibungen sei die Sanierung des Mehrfamilienhauses wirtschaftlich nicht darstellbar, so Biebl. Darum habe man dann Pläne für einen Neubau entwickelt.

Ulf Furkert, Landeskonservator Sachsen, hatte Anfang März in einer Stadtratssitzung bestätigt, dass das Mehrfamilienhaus kein Denkmal ist. Dies sei mehrfach geprüft worden und die Entscheidung habe Bestand. Er hatte zugleich davor gewarnt, „den Denkmalschutz immer vor das Loch zu schieben, wenn es Probleme gibt“. Meist, so Furkert, „wird zu strenger Denkmalschutz kritisiert, dieses Mal nun der fehlenden Schutz“. Was die Öffentlichkeit hier erzürne, sei doch eher der Umstand, dass ein bewohntes Haus abgerissen werden soll, um einer aus Sicht der Eigentümer wirtschaftlicheren Variante zu weichen.

Wilder Mann Str 44

Abriss oder Sanierung? Fragen zum Haus an der Ecke Wilder-Mann-Straße und Burgsdorffstraße. Foto: W. Schenk

Für die Eigentümer des Hauses in der Wilder-Mann-Straße 44 ist die Rechtslage seit gestern ein andere. Sie müssen sich den Abriss des Hauses nun von der Stadtverwaltung genehmigen lassen. Die einfache, bereits vorgelegte Anzeige des Abrisses reicht nicht mehr aus. Warum? Weil der Stadtratsausschusses für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr gestern die Einführung einer Erhaltungssatzung für einen Teil von Trachau beschlossen hat, gelten nun neue Regeln. „Die Verwaltung kann den bisher genehmigungsfreien Abbruch des Gebäudes Wilder-Mann-Straße 44 zunächst für ein Jahr untersagen“, kommentierte Löser die Entscheidung, die ohne Gegenstimmen im Bauausschuss gefasst wurde. „In dieser Zeit müssen mit den Eigentümern Gespräche über den Erhalt und die Sanierung des Gebäudes geführt werden. Es kann nicht angehen, dass lediglich auf Grund von erhöhten Gewinnabsichten bewohnte historische Bausubstanz in Dresden abgerissen wird.“ Leider, so Löser, hätten die Eigentümer auf den von mehreren Stadträten unterschriebenen offenen Brief von vor sechs Wochen bis heute nicht reagiert. „Das werden wir auch nicht tun“, bekräftigte Alfred Biebl. Keiner der Kritiker hätte bei den Eigentümer angefragt, um sich über deren Absichten zu informieren.

Mit der Einladung in den Petitionsausschuss sei nun eine Möglichkeit für die Erläuterung der Bauherren-Pläne gegeben. Mit Gegenwind der Kritiker ist zu rechnen. Kati Bischoffberger, Grünen-Stadträtin aus Pieschen und Mitglied im Petitionsausschuss, wünscht sich viele Gäste bei der öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses. „Es ist vor allem wichtig, den Eigentümer davon zu überzeugen, das Gebäude zu erhalten und nicht einfach abzureißen. Diese wunderschönen alten Villen prägen das Gesicht unserer Stadt. Es ist in meinen Augen ein Frevel, derartiges Kulturgut sehenden Auges zu vernichten“, erklärte Bischoffberger. Auch Stefan Engel, SPD-Stadtrat aus Pieschen, ist froh über die breite Zustimmung zum Entwurf der Erhaltungssatzung. „Damit wird das Gebiet am Wilden Mann endlich angemessen geschützt. Viele Eigentümer haben hier viel Zeit und Geld in den Erhalt historischer Bausubstanz gesteckt. Der unüberlegte Abriss einzelner Gebäude würde das komplette städtebauliche Umfeld verändern. Der Spekulation mit baukulturellem Erbe muss ein Riegel vorgeschoben werden“, sagte er.

Veit Böhm (CDU) ist ebenfalls Stadtratsmitglied aus dem Stadtbezirk Pieschen. Für ihn ist besonders wichtig, dass die Erhaltungssatzung nicht zu einer unnötigen Genehmigungsbürokratie für die Anwohner führt. „Wir als CDU haben gestern nur zugestimmt, weil unser Änderungsantrag auf die Aufnahme einer Reihe von Ausnahmen mit aufgenommen wurde“, betonte er. Es soll sichergestellt werden, dass die Einführung der Erhaltungssatzung nicht dazu führt, dass für den Bau einer Dachterrasse, eines Carports, einer Gartenlaube, eines kleinen Swimmingpools oder für Solaranlagen jedes Mal Baugenehmigungen eingeholt werden müssen, sagte er und verweist auf die sächsische Bauordnung.

Der Ausschuss für Petitionen und Bürgerbeteiligungen soll am 20. Mai um 16 Uhr im Clara-Schumann-Saal des Kulturrathauses tagen.

Das könnte Sie auch interessieren …

Nachhaltige Bewässerung städtischer Bäume – Gießkannenheld:innen Dresden

Zum Tag des Baumes lancieren die Gießkannenheld:innen Dresden ihre neueste Initiative, indem sie die erste Bewässerungsstation >>>

Von digitalen Träumen zur Realität: Die faszinierende Entstehungsgeschichte der Kryptowährungen

Die Idee einer digitalen Währung, die unabhängig von Zentralbanken und physischen Grenzen existiert, war lange Zeit >>>

Die Zeckensaison beginnt – jetzt an den FSME-Impfschutz denken

Bereits sind die ersten Zecken aktiv. Angeline Ernst vom Amt für Gesundheit und Prävention der Stadt Dresden weist darauf >>>

Waldbrandsaison startet am 1. März

Das kann man sich bei den Regenfällen der vergangenen Tage und Wochen nur schwer vorstellen, aber am 1. März startet in Sachsen >>>

Deutschlandsemesterticket startet am 1. März

Wie der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) heute mitteilt, können rund 5.000 Studierende von fünf Dresdner Hochschulen >>>