Baugemeinschaft Rosa Melodie feiert Richtfest – Einzug noch dieses Jahr geplant

Der traditionelle Richtspruch des Zimmermanns fehlte. Ein Sektglas wurde nicht zerschlagen. Zimmermannshammer und Nägel wurden nicht benötigt, der Richtkranz nicht am Kran hochgezogen. Bei der Baugemeinschaft „Rosa Melodie“ in der Rosa-Steinhart-Straße ist vieles anders. Einen gezimmerten Dachstuhl gibt es nicht. Das Dach bleibt flach. Unter einer Pergola entsteht dort ein gemeinsamer Aufenthaltsbereich. Für jede der zehn Parteien ist ein schmaler Grünstreifen zum Bewirtschaften vorgesehen. Hochbeete können angelegt oder Sträucher gepflanzt werden. Die Dachbegrünung war eine Vorgabe der Stadtplanung. Auch auf den Laubengängen in den drei Etagen ist viel Platz für weiteres Grün. Sie ermöglichen zudem, dass alle Wohnungen über ein einziges Treppenhaus samt Fahrstuhl erreichbar sind.

Bauherrin Katrin Vagt erläutert die Gestaltung des Daches – mit Grün für alle Parteien. Foto: W. Schenk

Peter Bienwald erinnerte in seiner kurzen Richtfest-Ansprache an die Zeit des Zusammenwachsens der Bauherren. So habe man gerade im Erdgeschoss mit viel Eigenleistung Geld sparen können. Die Fußböden seien selbst verfüllt worden. Unter fachlicher Anleitung haben die Bauherren Fahrradabstellraum, die gemeinsame Werkstatt und andere Flächen selbst gepflastert. Und immer wieder mussten Entscheidungen getroffen werden. So gibt es im Erdgeschoss vier Pkw-Stellplätze – zwei für Teilautos, eins für die Hebamme und ein Behindertenfahrzeug. Wie sollen die Türen aussehen, welche Fliesen werden verwendet? Aktuell müssen die Bauherren über die Sanitärgarnituren entscheiden. Die Muster sind schon da und konnten während des Richtfestes begutachtet werden.

Architekt Steffen Lukannek: „Ihr habt eine sehr gute Kommunikationskultur.“ Foto: W. Schenk

„Sparen und zusammenfinden“ – das lobte auch Steffen Lukannek, Architekt aus dem Architekturbüro Heizhaus. Er bescheinigte den Mitglieder der Baugemeinschaft eine „gute Kommunikationskultur“. Dazu gehöre, Probleme auszusprechen, zu diskutieren und dann auch zu entscheiden. Es sei immer ein Abwägung zwischen dem, was man gern hätte und was man sich leisten könne. Lukannek kann das gut beurteilen. Er wohnt selbst in einer Baugemeinschaft mit 14 Parteien, die von 2007 bis 2009 in der Neustadt zwei Mehrfamilienhäuser errichtet hat. „Der Zusammenhalt, der in einer solchen Gemeinschaft entsteht, ist für mich eine der Nischen, die die Gesellschaft stützen. In der Zeit der Pandemie war gerade dies sehr hilfreich“, sagte er.

Blue Alley: Am Schlagzeug sitzt Bauleiter Armin Groß, Architekt Carsten Reupke gibt ein Mundharmonika-Gastspiel. Foto: W. Schenk

Während das Erdgeschoss aus Beton gegossen wurde, sind die drei bewohnten Etagen mit Ziegeln gemauert. Mit Eder-Ziegeln aus Freital – 36,5 Zentimeter dick. Das sei ein Baustoff, der selbst gut dämmt, betont Ronny Müller vom Ziegelproduzenten. Mit Innen- und Außenputz entstehe so eine Wanddicke von gut 42 Zentimetern. Das erspart die zusätzliche Dämmung an der Außenfassade.

Zum Richtfest gibt es Live-Musik. In der Band „Blue Alley“ sitzt Armin Groß am Schlagzeug. Er kennt die Baustelle bestens, hat als Bauleiter für die Firma Vogel-Bau den Rohbau errichtet. Später wird sich auch noch Carsten Reupke dazugesellen. Er ist als Architekt für die Bauüberwachung durch das Heizhaus-Architekturbüro zuständig. Zum Richtfest gibt er in der Band ein Gastspiel mit Mundharmonika und Saxophon. Ein Zeichen dafür, dass auch die Chemie zwischen Bauleuten und Bauherren stimmt.

Selbst gemacht: Das Buffet für das Richtfest und der gepflasterte Boden in der künftigen Werkstatt. Foto: W. Schenk

17 Erwachsene und 15 Kinder wollen das Weihnachtsfest 2021 in ihren neuen zehn Wohnungen in dem gemeinsam geplanten und gebauten Mehrfamilienhaus feiern. „Vielleicht sind wird sogar schon zu Nikolaus hier“, meint Roald Freudenberg. Seine drei Kinder wollen vorsichtshalber in der alten und der neuen Wohnung geputzte Stiefel vor die Tür stellen. Familie Freudenberg hat bei der Planung ihrer Wohnung auch daran gedacht, was passiert, wenn die Kinder groß und aus dem Haus sind. „Wir haben den Einbau einer zusätzlichen Wohnungstür schon berücksichtigt. So können wir die Wohnung später teilen, wenn es nötig ist“, erzählt er.

„Zum Einzug“, sagt Roald Freudenberg, „wollen wir eine Zeitkapsel vergraben“. Schließlich habe man einiges an die Nachwelt zu berichten – vor allem, wie man gemeinsam ein Haus baut.

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