Brendler’s Geschichten: Johann Heinrich Trobisch – der „Kirchenlandstifter“

Dem Schriftsteller Johannes Robert Becher (1891-1958), der im Spätherbst des Jahres 1949 auch den Text der DDR-Nationalhymne verfasst hatte, wird folgende Sentenz zugeschrieben: „Auch der unscheinbarste Mensch hat seine Geschichte, und die Geschichte der unscheinbaren Menschen ist bedeutend interessanter und lehrreicher als die Geschichte vieler berühmter Menschen, zumal diese für den öffentlichen Gebrauch oft zurecht gemacht wird.“

Auf dem um das Jahr 1500 angelegten Kaditzer Kirchhof haben eine Reihe solch „unscheinbarer“ Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden, Menschen, deren Lebensleistung „interessant und lehrreich“ ist. Dazu gehört neben vielen anderen auch Johann Heinrich Trobisch (1843-1918), der als „Kirchenlandstifter“ in die Trachauer Ortsgeschichte eingegangen ist.

Gutsbesitzer Johann Heinrich Trobisch in einer Aufnahme aus dem Jahre 1917. Quelle: Archiv Klaus Brendler

Johann Heinrich Trobisch, eins von dreizehn Kindern des Viertelhufenbauern Johann Christian Trobisch und der Anna Rosine Trobisch, wurde am 1. Oktober 1843 in Serkowitz geboren. Er und sein älterer Bruder Johann Gottfried (1839-1917) verließen Anfang der 1860er Jahre das heimatliche Serkowitz und heirateten in die Trachauer Gutsbesitzerfamilien Türke bzw. Vogel ein. Im Jahre 1865 trat Johann Gottfried mit der Eva Regina geb. Türke vor den Traualtar der Kaditzer Kirche, neun Jahre später Johann Heinrich mit der Witwe des 1873 verstorbenen Vorsitzenden des Trachauer Gemeinderates Eva Regina Frantze geb. Vogel.

Die Familie Trobisch 1893: Sohn Adolph (1875-1937), Mutter Eva Regina (1847-1916). Vater Johann Heinrich (1843-1918), Tochter Bertha (1878-1904) (v.l.n.r.) Quelle: Archiv K. Brendler

Während der ältere der beiden Trobisch-Brüder eher still und zurückgezogen Haus, Hof und Feld bewirtschaftete, erwarb sich Johann Heinrich als Gemeindeältester (1880-1886), vor allem aber als Vertreter Trachaus im Vorstand der Kaditzer Kirche öffentliche Anerkennung.

Erklärend sei angefügt, dass nach Einführung der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom 30. März 1868 die Zahl der Mitglieder des Kirchenvorstände auf insgesamt zehn festgesetzt wurde, sodass aus jeder der acht nach Kaditz eingepfarrten Ortschaften, also auch aus Trachau, ein Kirchenvorsteher gewählt werden sollte. Und das war von 1892 bis ins Jahr 1908 hinein Johann Heinrich Trobisch.

Die Trobischstraße, benannt am 18. November 1927, verbindet die Kopernikusstraße mit der Carl-Zeiß-Straße und führt als Fußweg weiter zur Schützenhofstraße. Foto: K. Brendler

Die vom Evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium genehmigte Auspfarrung der Gemeinde Trachau aus der Kaditzer Kirche (1. Oktober 1908) veranlasste Johann Heinrich Trobisch, ein Stück eigenes Ackerland für den Bau einer Kirche zu stiften. Obwohl der Entwurf des Dresdner Architekten Oswin Hempel (1876-1965) und die Baupläne für eine Kirche an der Industriestraße bereits 1912 vorlagen, kam es zur Grundsteinlegung am heutigen Standort erst am 9. Oktober 1927. Im Zusammenhang damit benannte die Stadt in direkter Nähe zur Apostelkirche eine Straße nach dem am 26. Mai 1918 verstorbenen Johann Heinrich Trobisch.

„Johann Heinrich Trobisch“ –  Bronzerelief  am Grundstein der Apostelkirche Trachau. Foto: K. Brendler

In unseren Tagen erinnern an den „Kirchenlandstifter“ noch die nach ihm benannte Trachauer Straße, sein ehemaliges Bauerngut in Alttrachau sowie ein Bronzerelief in der Apostelkirche. Geschaffen wurde es vom  Dresdner Maler, Bildhauer und Medailleur Friedrich Wilhelm Hörnlein (1873-1945), der im Laufe seiner gesamten künstlerischen Tätigkeit mehr als 300 Medaillen, Plaketten und Münzen entwarf. Zuletzt wohnhaft auf der Ostbahnstraße, fanden er, seine Ehefrau und beider Tochter am 13. Februar 1945 beim Bombenangriff auf Dresden den Tod.

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