Kita „Gartenkinder“: Elternbeiträge sinken deutlich – Plätze in Krippe und Kita frei

Seit 1. Juli dieses Jahres haben sich die Elternbeiträge für einen Kita-Platz in der Kita „Gartenkinder“ deutlich reduziert. Mussten bisher 420 Euro im Monat, zuzüglich Verpflegung, bezahlt werden, sind es jetzt etwa 250 Euro für einen Krippenplatz und rund 170 Euro für ein Kind ab 3 Jahren. Bei Geschwisterkindern und Kindern von Alleinerziehenden reduzieren sich die Beiträge entsprechend.

Grund ist die Aufnahme der Kita, die ihren Sitz in der Maxim-Gorki-Straße 42 hat, in den Kita-Bedarfsplan der Stadt Dresden. Damit werden jetzt 30 Einrichtungen im Stadtbezirk Pieschen aus dem Stadthaushalt gefördert. Bisher war die Kita, die seit 2020 von der Kulturwerkschule Dresden gGmbH betrieben wird, eine der privaten Kitas außerhalb der Bedarfsplanung. Davon gibt es in Dresden jetzt noch sechs von drei verschiedenen Trägern.

Seit Januar 2021 leitet Julien Westhus die Kita „Gartenkinder“. Foto: W. Schenk

Die Kulturwerkschule Dresden als Träger „ist politisch bzw. ideologisch nicht gebunden und keinen übergeordneten Interessen verpflichtet. Die Gesellschaft verfolgt ein reformpädagogisches, demokratisches Erziehungs- und Bildungskonzept und gründet bzw. betreibt zu dessen Verwirklichung Schulen, Kindertageseinrichtungen und Fortbildungseinrichtungen“, heißt es in der Beschlussvorlage, die der Stadtrat am 10. Juni einstimmig verabschiedet hatte. Das Amt für Kinderbetreuung befürworte die Aufnahme in den Bedarfsplan „aufgrund der fachlichen Kompetenz des Trägers für die qualitätsgerechte Erfüllung der jugendhilflichen Aufgaben sowie aufgrund des sozialräumlichen Bedarfes für das Betreuungsangebot“, heißt es dort weiter.

Für Julien Westhus sind das gute Nachrichten. Seit Jahresbeginn ist er Leiter der Kita. Die private Finanzierung eines Platzes in der Kita sei für viele Familien eine große Herausforderung gewesen. Das vierköpfige Pädagogen-Team besteht aus drei Männern und einer Frau. „Wir suchen noch Verstärkung“, sagt Julien Westhus. Ab September gebe es eine Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr, auch Praktikanten würden gesucht. Sie sollten Freude an der Arbeit mit Kindern haben und mindestens 16 Jahre alt sein. Die Arbeit ist so organisiert, dass ständig mindestens zwei Mitarbeiter da sind. Bei Projekttagen oder Ausflügen sei dann aber das komplette Team anwesend. In der Kita wird selbst gekocht. Die Kinder können bei der Auswahl der Gerichte mitbestimmen und sich an der Vorbereitung des Essens beteiligen.

Die Kita „Gartenkinder“ nimmt Kinder ab 1,5 Jahren bis zum Einschulungsalter auf. „Ab August sind zwei Krippenplätze frei. Außerdem können wir noch sechs Kinder ab drei Jahren aufnehmen“, sagt Julien Westhus und hofft, dass die Nachfrage mit den neuen Elternbeiträgen zunimmt.

Corona-Regeln: Großveranstaltungen wieder erlaubt – Maskenpflicht weiter gelockert

Die Sächsische Staatsregierung hat heute die Regelungen für Großveranstaltungen präzisiert. Ab kommenden Freitag, 16. Juli, sind Großveranstaltungen mit maximal 5.000 gleichzeitig anwesenden Besucherinnen und Besuchern zulässig, wenn die 7-Tage-Inzidenz unter dem Schwellenwert von 50 liegt.

Wird der Schwellenwert von 35 unterschritten, sind Großveranstaltungen mit höchstens 25.000 Besucherinnen und Besucher zulässig. Im Rahmen des Hygienekonzeptes kann in begründeten Einzelfällen jedoch von der Kapazitätsbegrenzung von 50 Prozent abgewichen werden. Wird der Schwellenwert von 10 unterschritten, entfällt die Pflicht zum Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes bei diesen Großveranstaltungen.

Hintergrund der vom Kabinett beschlossenen Regelungen war ein Beschluss der Chefinnen und Chefs der Staatskanzleien der Bundesländer aus der vergangenen Woche. Die geänderte Verordnung tritt am 16. Juli 2021 in Kraft und gilt bis zum 28. Juli 2021.

Was wird im Einzelnen geregelt?

7-Tage-Inzidenz unter dem Schwellenwert von 50:

  • Großveranstaltungen mit maximal 5.000 gleichzeitig anwesenden Besucherinnen und Besuchern zulässig
  • eine Kontakterfassung ist zu gewährleisten – vorzugsweise mittels personalisierter Tickets,
  • Besucherinnen und Besucher benötigen einen tagesaktuellen Test (Ausnahme: Vollständig Geimpfte und Genesene),
  • ein genehmigtes Hygienekonzept muss vorliegen,
  • abseits des eigenen Platzes müssen die Besucherinnen und Besucher einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen,
  • die Zahl der Besucher darf maximal 50 Prozent der zulässigen Kapazität des Veranstaltungsortes betragen,
  • im Hygienekonzept sind Begrenzungen zum Ausschank und Konsum alkoholhaltiger Getränke ebenso vorzusehen wie ein Zutrittsverbot für erkennbar alkoholisierte Personen.

7-Tage-Inzidenz unter dem Schwellenwert von 35:

  • Großveranstaltungen unter Beibehaltung der oben genannten Auflagen mit höchstens 25.000 Besucherinnen und Besucher zulässig.
  • Im Rahmen des Hygienekonzeptes kann in begründeten Einzelfällen jedoch von der Kapazitätsbegrenzung von 50 Prozent abgewichen werden.

7-Tage-Inzidenz unter dem Schwellenwert von 10:

  • die Pflicht zum Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes bei Großveranstaltungen mit bis zu 5.000 Besucherinnen und Besucher entfällt.
  • Maskenpflicht für Ladengeschäfte und Märkte entfällt, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.

Regelungen zu Testverpflichtungen am Arbeitsplatz

Darüber hinaus hat sich das Kabinett auf eine Anpassung der Testverpflichtungen am Arbeitsplatz verständigt: Beschäftigte müssen ab dem 26. Juli 2021 am ersten Arbeitstag einen negativen Test nachweisen, wenn sie zuvor fünf Werktage hintereinander oder länger wegen Urlaubs oder ähnlicher Arbeitsbefreiungen nicht gearbeitet haben. Alternativ können sie im Laufe des ersten Arbeitstages unter Aufsicht einen dokumentierten Test vornehmen. Wenn die Arbeit nach dem Urlaub im Home-Office aufgenommen wird, ist der Test nachzuweisen oder vorzunehmen, sobald die Arbeit erstmals wieder außerhalb der Wohnung stattfindet. Diese Regelung gilt nicht für vollständig Geimpfte und Genesene.

Die geänderte Verordnung soll in Kürze auf der Homepage des Freistaates Sachsen veröffentlicht werden. Hier gibt es einen Bereich für Amtliche Bekanntmachungen.

Maik und Manu haben im Mai das Café Mahlgrad 156 in Mickten eröffnet

Als ich am Mahlgrad 156 ankomme, schraubt Inhaber Maik gerade an einem kleinen Außenstehtisch. Die Idee dazu sei erst heute morgen entstanden, erzählt er. Während er die letzten Überbleibsel der spontanen Bauaktion verräumt, verspeise ich ein lecker-saftiges Karottenmuffin und schaue mich etwas um.

Viel bewegen muss man sich dazu nicht – das kleine Café besteht aus einer Theke, auf der das Herzstück – die Kaffeemaschine – thront, einer Küchenecke, sowie einem kleinen Gastraum. Dafür gibt es überall etwas zu entdecken – Getöpfertes im Regal, aus der Decke sprießende Kunststoff-Flora, Bilder eines befreundeten Künstlers an einer der Wände. Schiefertafeln und weißgestrichenes Holz zerfließen mit dem im Hintergrund ertönenden Deutschrap zu einer unkonventionellen Melange.

Über Latte Art hinaus hat Maik auch ein Händchen für das Dekorieren der Kaffeekreationen. Foto: A. Panzlaff

Ich fühle mich sofort wohl. Maik serviert einen Cappuccino mit selbst hergestelltem Rotkohl-Muskat-Zimt-Sirup, der wie gemacht ist für diesen trüben Tag, und ganz anders schmeckt als die ähnlich klingenden zuckrigen Mixgetränke großer kommerzieller Caféketten. Während sein Geschäftspartner und langjähriger Freund Manu, mit dem Maik das kleine Café gemeinsam eröffnet hat, im Urlaub ist und den Ararat besteigt, erzählt Maik am eben vollendeten Stehtisch, dass ihm die Idee zu einem Café bei einer Reise nach Australien kam. Dort habe er zum ersten Mal wirklich guten Kaffee gekostet, den es damals in Dresden noch kaum gegeben habe.

Bis zur Eröffnung des Mahlgrad 156 mussten dennoch weitere zehn Jahre vergehen – zum Ansparen von Mut und Mitteln. Dieses Frühjahr ging dann aber doch alles ganz rasch: Maik erzählt, dass zwischen Entdecken der leerstehenden Räumlichkeiten und der Eröffnung am 10. Mai lediglich acht Wochen lagen. Schwer vorstellbar – das kleine Café sieht aus, als wäre es schon immer hier gewesen.

Für die belegten Brotkreationen ist Manu als gelernter Koch zuständig. Foto: A. Panzlaff

Seit Stunde eins ist das Mahlgrad 156 ein wahres Gemeinschaftsprojekt, bei dessen Aufbau Freundinnen und Freunde, Bekannte und Verwandte mit Rat und Tat zur Seite standen. Den familiären Charakter soll es auch behalten, erzählt Maik. Es wirkt, als sei dies jetzt schon geglückt: Keine Minute vergeht, ohne dass er jemandem zuwinkt, ein paar Worte mit vorbeischlendernden Personen wechselt, oder
mittagspausierenden Freunden schnell ein paar Kaffees kredenzt.

Unter letzteren ist auch der Künstler, der die ausgestellten Bilder gemalt hat. Maik erzählt, dass das Mahlgrad 156 auch ein Platz sein soll, um lokalen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform zu geben, ihre Schöpfungen auszustellen – sei dies Malerei, Töpferei oder Handwerk. Auch der Kontakt zu Ladeninhabern der Umgebung sei herzlich, man tausche sich aus und bringe sich gegenseitig Leckereien vorbei. Dennoch sei der Start schwieriger gewesen als gedacht – Maik vermutet, dass am Anfang vielleicht mehr Werbung nötig gewesen wäre. Er lasse sich aber immer etwas Neues einfallen, um potentielle Gäste anzusprechen, und wiederkehrende Gesichter gebe es trotzdem schon: So habe zum Beispiel der Espresso die Feuertaufe durch das Urteil einer Gruppe italienischer Stammgäste bestanden.

Ein perfekter Platz, um das Treiben in Mickten zu beobachten: der kleine Stehtisch. Foto: A. PanzlaffMaik u

Neben Espresso und weiteren Kaffeekreationen finden sich auf der Karte des kleinen Cafés auch süße Leckereien und Stullen – alles hausgemacht. Bei ersterem wird es zukünftig auch vegane Optionen geben, erzählt Maik. Für die belegten Brotkreationen ist hingegen Manu als gelernter Koch zuständig. Veganett-Aufstriche treffen hier auf frisches Gemüse, knackigen Salat und aus einem Familienbetrieb
bezogenes Sauerteigbrot. Auch Picknickkörbe kann man sich von dem gastroerfahrenen Duo zusammenstellen lassen. Ich werde aufgeklärt: Die Zahl in „Mahlgrad 156“ bezeichnet lediglich die Hausnummer des Cafés, und keine besonders feine Spezifizierung der Kaffeezerkleinerung, wie mensch als Kaffeelaie annehmen könnte.

Für die Zukunft wünscht sich Maik, mit dem Café Fuß zu fassen und damit einen Teil zu Pieschens Kaffeekultur beitragen zu können. Etwas, das hier sicherlich neu ist, ist Maiks Bananenkaffee. Meine etwas skeptische Reaktion sei ganz normal, sagt er, aber wer ihn einmal probiert habe, komme auf jeden Fall wieder. Der Bananenkaffee blieb mir zwar vorenthalten, beim nächsten Besuch im Mahlgrad 156 gibt es ihn aber sicherlich zum Plausch mit Maik dazu.

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Service:

Café Mahlgrad 156
Leipziger Straße 156
Angebot: Stullen, süße Leckereien und Kaffeekreationen
mehr Infos gibt es online [/box]

Kötzschenbroder Straße: Zusätzliche Müllbehälter – Schlammwege sollen verschwinden

An der Flutschutzmauer in der Kötzschenbroder Straße sorgen jetzt vier Müllbehälter mit jeweils 240 Liter Fassungsvermögen für mehr Sauberkeit. Sie sollen dort bis Ende Oktober stationiert bleiben und ergänzen die sieben fest installierten Papierkörbe mit einem Fassungsvermögen von je 50 Liter. Die Leerung der großen Müllbehälter werde „in den täglichen Leerungsturnus der Papierkörbe eingegliedert“, erklärte Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne).

„Im Frühjahr haben fleißige Hände die Elbwiesen und viele andere grüne Stadtoasen von Müll und Unrat befreit. Dass die Dresdnerinnen und Dresdner ihre Elbwiesen lieben, ist zudem an jedem schönen Sommerabend sichtbar – leider auch an jedem Morgen danach, wenn wieder einmal Unmengen von Abfällen liegen geblieben sind“, so Jähnigen weiter. Picknick- und Grillreste gehörten jedoch nicht in die Papierkörbe an der Elbe, sondern sollen wieder mit nach Hause genommen werden. „Dennoch schaffen wir – nach pandemiebedingter Pause – wie 2019 ein zusätzliches Angebot zur Abfallentsorgung. So können die Dresdnerinnen und Dresdner die Elbwiesen nicht nur für ihre Erholung nutzen, sondern auch die Natur schützen, und dafür sorgen, dass sie so schön bleibt, wie sie ist“, begründete Jähnigen den zusätzlichen Aufwand.

Zwei deutlich größere Müllbehälter – feuerverzinkt und mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1.100 Litern – stehen auch an anderen beliebten Picknickstandorten an der Elbe: der Prießnitzmündung und am Pavillon an der Albertbrücke.

Die Chancen, dass die Schlammwege verschwinden, sind gut. Foto: W. Schenk

Im März 2021 hatten die SPD-Stadtbezirksbeiräte Rebecca Overmeyer und Uwe Sochor die Initiative für größere Müllbehälter ergriffen. Nachdem die Stadtverwaltung im Mai Zustimmung signalisiert hatte, wurde das Projekt nun umgesetzt. Nicht ganz so schnell geht es mit der zweiten Idee vor, die unbefestigten Passagen des Fußgängerweges entlang der Flutschutzmauer zu pflastern. Hier war eine Stellungnahme der Landestalsperrenverwaltung erforderlich. „Aufgrund der intensiven Fußgängernutzung ist für die Befestigung des Streifens das  Versickerungspflaster Cheops SV Enviro zu verwenden. Dieses ist auf Grund seiner spezifischen Konstruktion sehr gehfreundlich und besitzt eine überdurchschnittliche Versickerungsleistung. Übliches Versickerungspflaster mit breiten, begrünten Fugen wird nicht befürwortet“, hieß es in einer Stellungnahme der Landestalsperrenverwaltung.

In der Sitzung des Stadtbezirksbeirates am vergangenen Dienstag wurde dieser Hinweis aufgegriffen und einmütig beschlossen, dass der Oberbürgermeister bis zum 5. Oktober zur Befestigung der Gehwege und eines fachgerechten Wurzelschutzes der Bäume „eine Beschlussvorlage mit weiter konkretisierten Planungen, einer konkreten Kostenplanung und einer möglichen Finanzierung inklusive anteiliger oder vollständiger Übernahme durch den Stadtbezirksbeirat“ vorlegen soll.

Aus dem Rathaus Pieschen: Nachttöpfe entleert man nicht auf Amtspersonen

„Haberkorn, wen haben wir als Nächsten?“ Ortsrichter Karl Luis Beeg* nippt an seiner Tasse und dem darin enthaltenen, inzwischen erkalteten Tee. Der so angesprochene bei der Ortsverwaltung angestellte Kopist schaute auf seine Liste. „Eine gewisse Emilie Grunewald aus der Concordienstraße 2, Herr Gerichtsrat. Ihres Zeichens Wäscherin.“

Das Ortsgericht von Pieschen trat monatlich zusammen, um die kleinen Unwägbarkeiten zu regeln und Vergehen gegen die Staatsordnung zu ahnden. Nur dieser Tag war ungünstig. Die sehr sommerliche, schwüle Hitze Anfang Juli des Jahres 1895 ließ den Schweiß der Anwesenden in Strömen, der Schwerkraft folgend, nach unten rinnen und unangenehme Gerüche im Ausschusszimmer des Rathauses verbreiten. Schutzmann Gustav Böhm führte die Aufgerufene herein und der Richter musterte sie von oben bis unten.

Verstöße gegen die Gemeindeordnung

„Kennen Sie den Gegenstand der Vorladung, Frau Grunewald?“ Die so Angesprochene setzte ihre unschuldigste Miene auf und verneinte. „Sie haben am 10. Juni dieses Jahres kurz vor Mitternacht den Inhalt ihres Nachtgeschirrs aus ihrem Fenster im zweiten Stock auf die Straße gekippt. War dem so?“ Emilie zuckte mit den Schultern und meinte, sich an solch einen Vorgang nicht erinnern zu können. Doch Richter Beeg fackelte nicht lange und präsentierte einen Zeugen, eine Amtsperson, den Reservenachtwächter Otto Andrä.

Dieser erläuterte den Tathergang. Wegen Krankheit eines regulären Nachtwächters übernahm er dessen Rundgang. Als er an der Concordienstraße 2 ankam, landeten auf seinem Haupt und seiner Uniform die festen und flüssigen Inhalte eines Nachtgeschirrs. Als Andrä nach oben blickte, erkannte er die hier anwesende Wäscherin, die ihm auch aus Pieschen bekannt war und noch den Topf in der Hand hielt. Nun konnte Emilie Grunewald nicht mehr leugnen.

Im neuen Rathaus von Pieschen

Schutzmann Böhm nahm derweil auf einem Stuhl vor der Tür zum Ausschusszimmer Platz. Er war froh, die wenigen Jahre bis zur Pensionierung in einem so schönen Haus sein Dasein genießen zu können. Das im November 1891 eingeweihte neue Rathaus, der Ort unserer Verhandlung, trug den Ansprüchen der aufstrebenden Industriegemeinde und seiner immer wohlhabender werdenden Bürger, bei größer werdenden sozialen Unterschieden, Rechnung. Der Bau, dessen Grundsteinlegung ein gutes Jahr zuvor stattfand, verzögerte sich nicht nur terminlich, er wurde auch um ein Mehrfaches teurer. Neorenaissance war der Stil. Das Portal konnte sich sehen lassen.

In Parterre war das Kaiserliche Postamt mit Amtsvorsteher Stockstrom und seinen zehn Gehilfen und Postboten untergebracht. Daneben gab es eine Restauration. Diese dümpelte vor sich hin und wechselte häufig den Inhaber, bis sie 1898 endgültig schloss. Zur Zeit unserer Verhandlung war laut des Wohnungs- und Geschäftshandbuch für Pieschen von 1895 und des Adressbuches für Dresden und seine Vororte ein gewisser Ernst Behnisch der Restaurateur.

Die erste Etage belegten damals das Standesamt und die Büros für den Gemeindevorstand sowie die Arbeitsräume für den Registrator und Stammrollenführer, drei Expedienten, zwei Kopisten und zwei Hilfskopisten. Bürozeiten waren übrigens von Montag bis Sonnabend von 8 bis 13 und von 15 bis 19 Uhr. Nur sonn- und feiertags war das Rathaus geschlossen.

Die zweite Etage beherbergte den Gemeindesitzungssaal, das Heiratszimmer, ein Ausschusszimmer, in dem unsere Verhandlung stattfand, die Sparkasse, das Steuereinnehmer-Büro, das Einwohnermeldeamt sowie das Büro des Gemeindevorstehers. Dieses Amt hatte zu der damaligen Zeit für viele Jahre Franz Gustav Lemcke inne. In der dritten Etage waren Wohnungen.** Im Hinterhaus residierten der erste Schutzmann mit den anderen Mitgliedern des Exekutivpersonals, also Schutzmänner und Nachtwächter sowie die Feuerwehr.

Zurück zur Gerichtsverhandlung

Ortsrichter Beeg blätterte in den gemeindlichen Verfügungen, fand schließlich die entsprechende amtliche Bekanntmachung und brachte sie zu Gehör.

„Frau Grunewald, Ihr nachttöpfisches, übelriechendes Vergehen ist eine strafbare Handlung. Die Verordnung dazu ist schon 12 Jahre alt. Ich zitiere: ‚Zur Erhaltung der Reinlichkeit auf den hiesigen Straßen und Plätzen und im gesundheitspolitischen Interesse wird das Entleeren der Senkgruben auf die Straßen und Plätze, sowie das Gießen und Leiten von Plantsch- und Tagewässern auf die Letzteren hiermit mit Zustimmung der Herren Gemeindevertreter untersagt.‘“

Empört unterbrach Emilie den Ortsrichter. „Ich habe weder eine Senkgrube entleert noch Plantschwasser auf die Straße geschüttet.“ Genervt erwiderte Beeg, dass der Inhalt des Nachttopfes genau dem Inhalt der Senkgrube entsprechen würde. Damit träfe die Anordnung der Gemeinde voll zu. Und zudem lebe man nicht mehr im Mittelalter, wo die menschlichen Exkremente die Städte zu stinkenden Kloaken machten.

Für ihr Vergehen wurde Emilie Grunewald nach § 366, Absatz 10 des Reichsstrafgesetzbuches, auf dem die Verordnung in Pieschen beruhte, zu einer Geldstrafe von 30 Mark*** verurteilt. Diese Tat käme eigentlich einer Amtsbeleidigung und einem Attentat auf Amtspersonen gleich, meinte der Ortsrichter. Er wolle aber Milde walten lassen. Deshalb gab er nur noch die Auflage, die Amtskleidung des Herrn Reservenachtwächters Andrä auf ihre Kosten zu reinigen. Sie sei schließlich eine Wäscherin.

Anmerkungen des Autors:
*Die hier aufgeführten Personen waren zu der damaligen Zeit Bürger von Pieschen. Die erwähnte Verordnung existierte tatsächlich. Die Gerichtsverhandlung ist fiktiv.
**Wer mehr über das Rathaus erfahren möchte, dem empfehle ich die Dresdner Hefte Nr. 3/1990 Auf der Suche nach Zukunft – Das Bespiel Pieschen.
***entspricht heute etwa 192 Euro; (Kaufkraftvergleich historischer Geldbeträge; Deutscher Bundestag, wissenschaftlicher Dienst)

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Unser Autor:
Der Dresdner Schriftsteller und Journalist Heinz Kulb durchstöbert für seine Geschichten mit Vorliebe die Zeitungsarchive in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek.[/box]

Alter Leipziger Bahnhof – Was wäre, wenn…?

Verlassen steht er da – und ziemlich verfallen: Der Alte Leipziger Bahnhof in der Leipziger Vorstadt. Ursprünglich sollte hier mal ein Globus-Markt errichtet werden, diese Pläne haben sich jedoch Anfang vergangenen Jahres zerschlagen.

Das heruntergekommene Areal befindet sich zwischen der Leipziger Straße und dem Bahnhof Dresden-Neustadt und hat sich über die Jahre in einen lost place verwandelt. Dieser lockt nicht nur Spaziergänger an, sondern ebenso talentierte Skateboarder und junge Leute, die vor den Graffiti für Bilder posen.

Doch der Ort hat Potenzial und genau das will das „Handbuch zum Weiterdenken“ von Felix Greiner-Petter, Thomas Neumayer, Lennart Senger und Manuel Bäumler vermitteln. Im Jahr 2019 fand im Zentrum für Baukultur Sachsen (ZfBK) im Dresdner Kulturpalast eine Ausstellung statt: „Inspirationsort. Alter Leipziger Bahnhof Dresden. Was wäre, wenn…?“. Getreu diesem Motto entstand das liebevoll gestaltete „Handbuch zum Weiterdenken“, welches eine Kombination aus Lehrbuch und Leitfaden zum städtebaulichen Entwerfen ist.

Buchcover.

Die Publikation vereint einführende Textbeiträge der Kuratoren und beteiligten Akteurinnen und Akteuren der Ausstellung und anschließenden Podiumsdiskussion, sowie Illustrationen zum Ort und seinen Möglichkeiten. Ein herausnehmbares Faltposter – wunderschön gestaltet – rundet die Lektüre perfekt ab. Das Buch ist in sechs Kapitel gegliedert, wobei sich jedes Kapitel einem Begriff widmet.

Suchen

Den Anfang macht das Kapitel „Suchen“. Verlassene Ecken oder Baulücken zu finden, steht am Anfang eines jeden städtebaulichen Wettbewerbs. Diese Orte wecken nicht nur die Fantasie der Planer*innen, sondern auch die der breiten Öffentlichkeit, weswegen sich nicht nur Architekten fragen „Was wäre, wenn…?“

Entdecken

Im darauffolgenden Abschnitt werden die komplexen Eigenschaften des Gebietes um den Alten Leipziger Bahnhof beleuchtet. Die hübsch gestalteten Abbildungen und räumlichen Karten der Diplomandinnen und Diplomanden machen nicht nur auf das Potenzial und die besondere Lage des Areals aufmerksam, sondern auch auf Probleme.

Eine von vielen Skizzen.

Dabei lassen sie es sich nicht nehmen, den Leserinnen und Lesern von ihren individuellen Entdeckungstouren zu berichten. So sei ein Spaziergang auf dem Bahndamm in Richtung Neustadt empfehlenswert, da „auf den Gleisen kaum Verkehr ist. Ein klasse Ort für Abenteuer“.

Von den Gleisen aus könne man die traumhafte Skyline der Altstadt sehen und die Lärmanalyse einer Studentin ergab, dass es hinter den ehemaligen Bahnsteigbereichen keine unangenehmen urbanen Geräusche mehr gibt. Dadurch ist das Gebiet ein „Ort der Stille, welcher nur im Frühling durch die Hochstimmung der Avifauna durchbrochen wird.“ (Als Avifauna werden alle in einer Region vorkommenden Vogelarten bezeichnet – L.L.)

Andere Kommentare lassen beim Lesen schmunzeln und so gibt es anscheinend zwischen zwei Bahndämmen einen „last Baum standing“, nach dem man auf dem nächsten Spaziergang Ausschau halten kann.

Es folgen einige spannende Statistiken, wie beispielsweise über das Durchschnittsalter der Dresdner Einwohner (das liegt in der Altstadt interessanterweise, jedoch nicht weiter überraschend, knapp 13 Jahre über dem der Neustadt) und dem öffentlichen Freiraum nach Stadtteilen, welcher in Leuben und Pieschen mit Abstand am kleinsten ist.

Außerdem wird auf die Flora und Fauna des Gebietes hingewiesen, ein Gedicht von 1838 beschreibt die erste Dampfwagenfahrt in Dresden. Passend dazu erfahren die Leserinnen und Leser anhand eines Zeitstrahles und Grafiken mehr über die Geschichte des Alten Leipziger Bahnhofs.

Geschichte des Alten Leipziger Bahnhofs.

Daneben wurden während der Ausstellung die Besucher interviewt. Diagramme zeigen dabei die statistische Verteilung der Meinungen, beispielsweise ob sich diese vorstellen könnten, in dem Gebiet des Alten Leipziger Bahnhofs zu wohnen und wie zufrieden sie mit den Mitsprachemöglichkeiten in Dresden sind (Spoiler: sehr unzufrieden). Das waren jedoch nur zwei von vielen wirklich interessanten Statistiken. Außerdem verdeutlicht eine grafische Wortwolke, welche Begriffe in den Notizen der Ausstellungsbesucher am häufigsten auftauchten.

Je häufiger der Begriff genannt wurde, desto größer das Wort.

Am Ende des Abschnitts finden sich Zitate von Besuchern, welche einfallsreiche, aber auch teilweise provokante Hinweise, Vorschläge und Wünsche bezüglich des Ortes äußern.

Probieren

Im dritten Kapitel zeigen Studierende ihre Überlegungen zu der Brachfläche in Projekten, welche abgesehen von verschiedenen Darstellungs- und Bearbeitungstiefen, eine Gemeinsamkeit aufweisen: Alle zeigen unterschiedliche Ideen und Leitbilder für denselben Ort.

Es ist spannend zu sehen, wie jeder studentische Beitrag den Alten Leipziger Bahnhof anders interpretiert und die städtebaulichen Motive dadurch variieren.

Entwurf eines Studierenden.

Kreativität kennt keine Grenzen und so entstehen in den Projekten urbane Stadtquartiere mit Gastronomiebetrieben, ruhige Stadtoasen, ein klimaneutrales Viertel und vieles mehr. Abgerundet werden die Projekte durch greifbare Bilder und Skizzen, die einem das Entwicklungspotenzial des Areals vor Augen führen.

So könnte das Gebiet in Zukunft aussehen.

Abschließend lässt sich sagen, dass sich die detaillierten Projekte wunderbar als Diskussionsgrundlage für einen gemeinwohlorientierten Städtebau eignen.

Zeigen

Der folgende Abschnitt bündelt die Impressionen der Ausstellung 2019. Eine Vielzahl von Modellen, Bildern mit Eindrücken des Leipziger Bahnhofs, Hörbeiträge, wie ein akustischer Rundgang im Bahnhofsquartier sowie ein großformatiges begehbares Luftbild des Areals vereinfachen das komplexe Thema. Diese multimediale Vermittlung ermöglichte Fachfremden Mitsprache und Beteiligung.

Das Kapitel gibt Einblicke in die Ausstellung.

Das Handbuch lässt die Leserinnen und Leser diese Ausstellung erleben und obwohl man auf Hör- und Videobeiträge verzichten muss, bekommt man einen sehr guten Eindruck.

Reden

Das vorletzte Kapitel dreht sich um eine Podiumsdiskussion. Diese wurde von der Bürgerinitiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ initiiert und trägt den Titel „Wer bestimmt eigentlich wie wir wohnen? – Akteure im Gespräch“. Das abgedruckte Gespräch zeigt anschaulich die jeweiligen Absichten und Spielräume der eingeladenen Akteur*innen, aber auch die Grenzen der Stadtplanung.

Die Podiumsteilnehmer.

Manuel Bäumler ist der Meinung, dass man am Alten Leipziger Bahnhof „einfach ein gutes Stück Land entwickeln kann“ und Regionalplaner Fritjof Mothes bringt es mit seinem Schlusswort auf den Punkt: „Miteinander Reden ist das Beste“.

Entwickeln

Der letzte Abschnitt sucht nach einem Ausblick für den weiteren Planungsprozess und beleuchtet Zukunftsszenarien. Dabei beschreibt die Publikation sechs prägnante Entwicklungsphasen, welche das Einbeziehen verschiedener Akteur*innen gemeinsam haben.

Diese werden übersichtlich auf einer Seite des doppelseitigen Faltposter dargestellt – auf der anderen Seite ist das Gebiet des Alten Leipziger Bahnhofs abgedruckt. Ein kurzes Glossar mit Fachbegriffserklärungen für Laien rundet die Publikation ab.

Poster und Buch.

Das Buch lässt sich auch ohne städtebauliche Vorahnung gut lesen, die Kapitel sind für Fachfremde sehr verständlich erklärt und obendrein ist es wunderschön illustriert. Man merkt als Leserin, wie viel Liebe in das Handbuch und seine Gestaltung gesteckt wurde und es macht Lust darauf, den Alten Leipziger Bahnhof mit anderen Augen zu erkunden und sich zu überlegen, was dort entstehen könnte.

Das Potenzial der Fläche ist enorm und die Fragen des Handbuchs schwirren einem im Kopf herum: „Wer entscheidet eigentlich, wie wir wohnen?“ und „Warum wird diese Fläche nicht anders genutzt?“

Natürlich ist es Ansichtssache, was mit dem Gebiet passieren soll und die Skateboarder würden sich sicherlich nicht über den Abriss des Alten Leipziger Bahnhofs freuen. Kürzlich meinte ein Mitarbeiter aus der Stadtplanung  im inoffiziellen Gespräch, dass es schade wäre, wenn die dortige Skate-Kultur einfach verloren gehen würde.
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Weitere Infos über den Alten Leipziger Bahnhof

Berichte und Hintergründe zur Auseinandersetzung um die Globus-Ansiedlung [/box]

Versuchter Autoeinbruch in der Wächterstraße – Tatverdächtiger gestellt

Am späten Dienstagabend, gegen 21.40 Uhr, haben Polizeibeamte in der Lommatzscher Straße einen mutmaßlichen Autodieb gestellt. Zeugen hatten den Mann beobachtet, als er sich an Autos in der Wächterstraße zu schaffen machte. Nachdem dieser bemerkte, dass er beobachtet wurde, sei er geflohen, erklärte ein Polizeisprecher.

Alarmierte Polizisten hätten den 24-Jährigen kurze Zeit später in einer Tiefgarage in der Lommatzscher Straße entdeckt und festgenommen. Der Mann versucht, in der Wächterstraße an einem Nissan Primera das Türschloss gewaltsam zu öffnen und dabei einen Sachschaden in Höhe von rund 500 Euro verursacht.

In seinem Rucksack fanden die Beamten unter anderem eine Schreckschusspistole und Werkzeuge. Sie fertigten Anzeigen wegen versuchten Diebstahls sowie Verstoßes gegen das Waffengesetz.

Marktschwärmer kommen nach Pieschen

Noch ein paar Tage, dann erweitert der Verein Geh8 Kunstraum und Ateliers sein Angebot an Kunst und Kultur. Dieses Mal wird es kulinarisch: Die Marktschwärmer eröffnen einen neuen Standort. Das bedeutet, bald gibt‘s jeden Freitagnachmittag feinste regionale Lebensmittel, direkt vom Erzeuger oder der Erzeugerin. Premiere ist am 23. Juli.

Nachhaltig und frisch

Das umfassenden Angebot an Gemüse, Obst, Backwaren, Fleisch, Milchprodukten, Eiern und Feinkost hat durchschnittlich zum Markt lediglich 40 Kilometer zurückgelegt. Davon profitieren gleichermaßen die Umwelt und die Kundinnen und Kunden, die ihre Einkaufstasche mit tagesfrischen Produkten füllen können.

Darf auf keinem Wochenmarkt fehlen: frisches Gemüse. Foto: Kim-Alexandra Nagy
Darf auf keinem Wochenmarkt fehlen: frisches Gemüse. Foto: Kim-Alexandra Nagy

Auch für die Erzeugerinnen und Erzeuger lohnt sich das, und nicht nur wegen der fairen Preise. Denn anders als bei einem klassischen Wochenmarkt wird der Einkauf im Voraus online zusammengestellt und dann vor Ort abgeholt. So ist nicht nur die Standzeit geringer, sondern es kann auch genau geplant werden, wie viel Brot gebacken oder Salat geerntet werden muss.

Trotzdem fehlt nicht das typische Marktgefühl, bei dem Anbieter mit Käufern in Dialog treten können. Gibt es eine Frage zum Rehgulasch? Was haben die Hühner, deren Eier verkauft werden, gefressen? Wer gern bewusst einkauft und Essen für mehr als ein primäres Bedürfnis hält, ist hier genau richtig.

Hier gibt es Raum für Austausch. Foto: Anne Oehlert Photography
Hier gibt es Raum für Austausch. Foto: Anne Oehlert Photography

Eben diese Marktatmosphäre ist es, die Fanny inspiriert hat, Marktschwärmer nach Dresden zu holen. Als Studentin daran gewöhnt, über französische Märkte zu schlendern, fiel ihr auf, dass das Angebot hier noch ausbaufähig ist. Vor allem nachmittags, nach Feierabend. Aus Frankreich kommt ursprünglich auch die Marktschwärmer-Idee, die sich mittlerweile in mehreren europäischen Ländern etabliert hat.

Wo der Stadtteil zusammenkommt

In Deutschland ist das Konzept 2014 angekommen und wächst bislang stetig. Um einen neuen Standort zu eröffnen, reicht es, einfach loszulegen. Interesse wecken, Erzeugerinnen und Erzeuger ansprechen, eine passende Fläche finden, eine Menge koordinieren. So hat Fanny vor fünf Jahren angefangen, Märkte zu organisieren.

Damit ist sie Teil der Plattform, aber beruflich selbstständig. Mit den 8,35 Prozent des Einkaufswerts, den sie als Koordinatorin erhält, kann sie mittlerweile ihren Lebensunterhalt bestreiten, die Kosten für Büro und Werbung decken und seit letztem Jahr sogar drei Mitarbeiterinnen beschäftigen, damit an jedem Markttag eine Ansprechperson vor Ort ist.

Fanny in Aktion. Foto: Amac Garbe
Fanny in Aktion. Foto: Amac Garbe

Denn mittlerweile sind es bald vier Märkte in Dresden – die Nachfrage wächst. Durch Corona hat sich das Angebot sogar noch einmal verdoppelt. Und so kommt es, dass nach Friedrichstadt, Striesen und der Neustadt nun auch Pieschen einen Standort bekommt. Fanny ist schon voller Vorfreude. Und neugierig, denn in jedem Viertel ist das Publikum unterschiedlich.

Auch das trägt zu dem bei, was die Marktatmosphäre so besonders macht: hier kommen die Menschen aus dem Stadtteil zusammen, jenseits verschiedener Gruppen und Alltage. Man darf also gespannt sein auf künftige Begegnungen, vor allem aber auf jede Menge hochwertiger Lebensmittel.

Auf der Internetseite können sich Interessierte schon über das Sortiment informieren und nähere Informationen zu den einzelnen Produkten und Herstellern einholen. Sich vielleicht auch schonmal kostenlos anmelden. Damit dann alles bereit ist für den ersten Pieschener Markttag.

Die Fruchtweine von Höfgen aus Nossen wird es auch auf dem Pieschener Markt geben. Foto: Kim-Alexandra Nagy
Die Fruchtweine von Höfgen aus Nossen wird es auch auf dem Pieschener Markt geben. Foto: Kim-Alexandra Nagy

Marktschwärmer in Pieschen

  • ab 23. Juli jeden Freitag 16 Uhr in der Geh8 Kunstraum und Ateliers, Gehestraße 8
  • Infos und Anmeldung unter marktschwaermer.de

Eingeweiht: Flaggeninstallation von Saeed Foroghi und Graffiti-Kunst im Geh8

Acht Flaggen wehen an den Masten. Alle sieben Minuten bewegt sich eine von ihnen nach unten oder nach oben. Per Zufall steuert eine Software die kleinen Motoren an den Masten, mit denen die Fahnen bewegt werden. Eine große digitale Anzeige dokumentiert, wie viele Flaggen gerade oben sind –  G5, G6 oder G7? Die historischen und aktuellen Parallelen sind gewollt, ebenso wie der Bezug zu Geh8. Gemeinsam mit den gestalteten Betonblöcken zwischen den Fahnenmasten gehört die Installation zum Projekt Kunst am Bau des Vereins „Geh8 Kunstraum und Ateliers“, das am vergangenen Sonnabend feierlich eingeweiht wurde.

Geh8-Vereinschef Paul Elsner hatte Saeed Foroghi eingeladen, eine Arbeit für Fassade und Außenraum des Geh8-Gebäudes zu konzipieren. Foto: W. Schenk

Die Flaggeninstallation stammt von Saeed Foroghi, die Graffitis sind in einem Workshop mit Kindern und Jugendlichen in den vergangenen drei Wochen entstanden. Saeed Foroghi wurde im Iran geboren und hat an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert. In seiner Rede erinnerte er am Sonnabend daran, dass es nun 16 Jahre her sei, dass er nach drei vergeblichen Anläufen endlich ein Visum bekam und zur Aufnahmeprüfung an die HfBK fahren durfte. Inzwischen ist er eingebürgert und lebt in Berlin. Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages hat gerade entschieden, eines seiner Kunstwerke anzukaufen. In einer kurzen Rede hat er zur Eröffnung seine künstlerische Intension erläutert.

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Saeed Foroghi über seine Flaggeninstallation:

„Vielleicht hat sich die Idee von Nationalität, Nationalstaaten und Grenzen gleichzeitig hinter den verschlossenen Türen der deutschen Botschaft in Teheran in meinem Kopf gebildet… Flaggen können, abgesehen von ihrer Bedeutung, die durch die Kombination visueller Momente wie Farben und Formen erzeugt wird, je nach Ort und Art der Verwendung auch Träger metaphorischen und symbolischen Inhalts sein. In jeder Flagge, die in einer feierlichen Zeremonie gehisst wird, manifestiert sich auch ein Zeichen von Macht, Zugehörigkeit und Identität…

Meine Arbeiten mit Flaggen sind seit 2011 eine Art Anstrengung, diese Symbole zu dekontaminieren. Meine künstlerischen Werke kreisen um die Frage nach Zugehörigkeit und Verlust, nach einer Verortung der eigenen Identität in Grenzgebieten verschiedener Staaten ebenso wie zwischen tradierten Geschlechterrollen…

Das häufig in meinen Arbeiten anzutreffende Prinzip der Inversion stellt einen Transfer dieser Suche in die künstlerische Methode dar… Die Farbigkeit der für die künstlerische Installation hergestellten Flaggen der G8-Staaten ist jedoch invertiert, so dass sie den Besucherinnen und Besuchern erst durch die abermalige Invertierung, zum Beispiel mittels einer Bildbearbeitungs-App auf dem Smartphone oder durch eigenes ‚Umdenken im Sehen‘, in ihrer ursprünglichen Erscheinungsform sichtbar werden. Erst wenn sich die komplette Umgebung im ‚Negativ‘ sehen lässt, erhalten die Flaggen ihre ‚richtigen‘ Farben und werden sich als ’negatives‘ Symbol von Nationalität und Identität wie eine fragwürdige Wind-Skulptur im Wind bewegen.“ [/box]

Wer sich mit inversiven Farben beschäftigen möchte, kann so die einzelnen Flaggen identifizieren. Zum Beispiel: Schwarz verwandelt sich in Weiß, Rot in Türkis und Gelb in Blau.

Geh8-Vereinsvorsitzender Paul Elsner erinnerte an die lange Geschichte des Kunst-am-Bau-Projektes. Viele Fördertöpfe mussten erschlossen und Spenden gesammelt werden, um das Projekt zu verwirklichen. Am Ende sorgte die Stiftung Kunst und Musik für Dresden mit der Förderung der Motoren dafür, dass die Installation vollendet werden konnte. Der Stadtbezirksbeirat Pieschen hatte Anfang 2020 eine Förderung des Kunstprojektes abgelehnt, später aber knapp 20.000 Euro für die Neugestaltung des Eingangsbereiches – den Bau der Wege, den Metallbau und einen Multifunktionssandkasten bewilligt. Der abdeckbare Sandkasten soll künftig auch als kleine Außenbühne oder Sitzgelegenheit nutzbar sein.

Workshop-Leiter Enrico Sutter grundiert mit Salma die Fläche für ihr Graffiti. Foto: W. Schenk

Die Mauerelemente zwischen den Fahnenmasten zeigen jetzt Graffiti-Kunst von Kindern und Jugendlichen. In drei Workshops hatten Enrico Sutter vom Verein Spike und André Tempel, der das OurSpace-Projekt im Geh8 leitet, gemeinsam mit den Kindern Entwürfe diskutiert, Skizzen gezeichnet und Fertigkeiten im Umgang mit den Sprühdosen vermittelt. Die zehnjährige Salma hat sich für eine Erde mit einem Fieberthermometer im Mund entschieden. Auf die „Wie geht’s“-Frage eines anderen Planeten antwortet die Erde: „Ich habe die Menschheit.“ Zur Einweihung am Sonnabend hatte Salma ihre sichtlich stolze Mutter mitgebracht. In der Ausstellungshalle zeigte ein Video die Entstehung der Graffiti-Kunstwerke. Die ehemalige Wagenreparaturwerkstatt der Bahn stellte dann noch ihre besondere Akustik unter Beweis. Saeed Foroghi hatte das Gesangs-Performance-Ensemble „Treta Mominka“ eingeladen. Die drei der sonst vier Sängerinnen ernteten viel Applaus für ihre a-capella gesungenen Lieder aus Osteuropa.

André Tempel, der die Arbeit der Graffiti-Gruppe vorgestellt hatte, sprach vielen Gästen aus dem Herzen, als er sagte, „ich liebe diesen Ort und die Ideen des Vereins, ich bin ein Geh8-Fan“. Es sei unglaublich, wie sich das Areal in den letzten Jahren gewandelt habe und der Verein in den Stadtteil wirke.

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Stadtbezirksamt Pieschen: Nachfolger für Amtsleiter Christian Wintrich gesucht

Christian Wintrich, Leiter der Stadtbezirksämter Pieschen und Klotzsche, geht zum Jahresende in den Ruhestand. Die Stelle des Amtsleiters ist ausgeschrieben, eine ausführliche Beschreibung der Anforderungen wurde im Amtsblatt Nr. 22 dieses Jahres veröffentlicht. Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen. 19 Bewerbungen sind eingegangen, erklärte eine Rathaussprecherin. Darunter seien auch Interessenten aus anderen Gemeinden gewesen, nicht nur aus Dresden. Der Nachfolger soll sein Amt zum 1. November antreten. Bis zum Jahresende kann er dann noch von den Ratschlägen und der Erfahrung seines Amtsvorgängers profitieren. Die Stadtbezirksbeiräte in Pieschen und Klotzsche werden in nichtöffentlichen Beratungen einen Favoriten für die Wintrich-Nachfolge bestimmen. Der Stadtrat hat dann das letzte Wort.

Christian Wintrich war im Mai 2015 vom Stadtrat als Ortsamtsleiter (so die damalige Bezeichnung) für Pieschen und Klotzsche gewählt worden. Der Stadtrat folgte dabei den Voten der beiden Ortsbeiräte. Die Stelle war seit Ende März 2014 vakant, als der damalige langjährige Amtsleiter Gottfried Ecke (CDU) in den Ruhestand gegangen war. Seitdem amtierte Wintrich und hatte sich mit seiner Arbeit das Vertrauen der Mitglieder in den beiden Ortsbeiräten erworben. Die Besetzung mit einem anderen Bewerber war am Veto der Ortsbeiräte und Stadträte gescheitert. Im Ortsamtsbereich Klotzsche leben rund 20.000 und in Pieschen rund 53.000 Einwohner.

Baugemeinschaft Rosa Melodie feiert Richtfest – Einzug noch dieses Jahr geplant

Der traditionelle Richtspruch des Zimmermanns fehlte. Ein Sektglas wurde nicht zerschlagen. Zimmermannshammer und Nägel wurden nicht benötigt, der Richtkranz nicht am Kran hochgezogen. Bei der Baugemeinschaft „Rosa Melodie“ in der Rosa-Steinhart-Straße ist vieles anders. Einen gezimmerten Dachstuhl gibt es nicht. Das Dach bleibt flach. Unter einer Pergola entsteht dort ein gemeinsamer Aufenthaltsbereich. Für jede der zehn Parteien ist ein schmaler Grünstreifen zum Bewirtschaften vorgesehen. Hochbeete können angelegt oder Sträucher gepflanzt werden. Die Dachbegrünung war eine Vorgabe der Stadtplanung. Auch auf den Laubengängen in den drei Etagen ist viel Platz für weiteres Grün. Sie ermöglichen zudem, dass alle Wohnungen über ein einziges Treppenhaus samt Fahrstuhl erreichbar sind.

Bauherrin Katrin Vagt erläutert die Gestaltung des Daches – mit Grün für alle Parteien. Foto: W. Schenk

Peter Bienwald erinnerte in seiner kurzen Richtfest-Ansprache an die Zeit des Zusammenwachsens der Bauherren. So habe man gerade im Erdgeschoss mit viel Eigenleistung Geld sparen können. Die Fußböden seien selbst verfüllt worden. Unter fachlicher Anleitung haben die Bauherren Fahrradabstellraum, die gemeinsame Werkstatt und andere Flächen selbst gepflastert. Und immer wieder mussten Entscheidungen getroffen werden. So gibt es im Erdgeschoss vier Pkw-Stellplätze – zwei für Teilautos, eins für die Hebamme und ein Behindertenfahrzeug. Wie sollen die Türen aussehen, welche Fliesen werden verwendet? Aktuell müssen die Bauherren über die Sanitärgarnituren entscheiden. Die Muster sind schon da und konnten während des Richtfestes begutachtet werden.

Architekt Steffen Lukannek: „Ihr habt eine sehr gute Kommunikationskultur.“ Foto: W. Schenk

„Sparen und zusammenfinden“ – das lobte auch Steffen Lukannek, Architekt aus dem Architekturbüro Heizhaus. Er bescheinigte den Mitglieder der Baugemeinschaft eine „gute Kommunikationskultur“. Dazu gehöre, Probleme auszusprechen, zu diskutieren und dann auch zu entscheiden. Es sei immer ein Abwägung zwischen dem, was man gern hätte und was man sich leisten könne. Lukannek kann das gut beurteilen. Er wohnt selbst in einer Baugemeinschaft mit 14 Parteien, die von 2007 bis 2009 in der Neustadt zwei Mehrfamilienhäuser errichtet hat. „Der Zusammenhalt, der in einer solchen Gemeinschaft entsteht, ist für mich eine der Nischen, die die Gesellschaft stützen. In der Zeit der Pandemie war gerade dies sehr hilfreich“, sagte er.

Blue Alley: Am Schlagzeug sitzt Bauleiter Armin Groß, Architekt Carsten Reupke gibt ein Mundharmonika-Gastspiel. Foto: W. Schenk

Während das Erdgeschoss aus Beton gegossen wurde, sind die drei bewohnten Etagen mit Ziegeln gemauert. Mit Eder-Ziegeln aus Freital – 36,5 Zentimeter dick. Das sei ein Baustoff, der selbst gut dämmt, betont Ronny Müller vom Ziegelproduzenten. Mit Innen- und Außenputz entstehe so eine Wanddicke von gut 42 Zentimetern. Das erspart die zusätzliche Dämmung an der Außenfassade.

Zum Richtfest gibt es Live-Musik. In der Band „Blue Alley“ sitzt Armin Groß am Schlagzeug. Er kennt die Baustelle bestens, hat als Bauleiter für die Firma Vogel-Bau den Rohbau errichtet. Später wird sich auch noch Carsten Reupke dazugesellen. Er ist als Architekt für die Bauüberwachung durch das Heizhaus-Architekturbüro zuständig. Zum Richtfest gibt er in der Band ein Gastspiel mit Mundharmonika und Saxophon. Ein Zeichen dafür, dass auch die Chemie zwischen Bauleuten und Bauherren stimmt.

Selbst gemacht: Das Buffet für das Richtfest und der gepflasterte Boden in der künftigen Werkstatt. Foto: W. Schenk

17 Erwachsene und 15 Kinder wollen das Weihnachtsfest 2021 in ihren neuen zehn Wohnungen in dem gemeinsam geplanten und gebauten Mehrfamilienhaus feiern. „Vielleicht sind wird sogar schon zu Nikolaus hier“, meint Roald Freudenberg. Seine drei Kinder wollen vorsichtshalber in der alten und der neuen Wohnung geputzte Stiefel vor die Tür stellen. Familie Freudenberg hat bei der Planung ihrer Wohnung auch daran gedacht, was passiert, wenn die Kinder groß und aus dem Haus sind. „Wir haben den Einbau einer zusätzlichen Wohnungstür schon berücksichtigt. So können wir die Wohnung später teilen, wenn es nötig ist“, erzählt er.

„Zum Einzug“, sagt Roald Freudenberg, „wollen wir eine Zeitkapsel vergraben“. Schließlich habe man einiges an die Nachwelt zu berichten – vor allem, wie man gemeinsam ein Haus baut.

Michael Thate als Vorsitzender der Linke Pieschen wiedergewählt

Der Stadtbezirksverband der Partei Die Linke hat am vergangenen Wochenende einen neuen Vorstand gewählt. Michael Thate,  Sozialassistent, bleibt Vorsitzender der Pieschener Linken. Zur Stellvertreterin wurde Diane Kotte, tätig als Sozialarbeiterin, gewählt. Sie ist zudem eine von vier Mitgliedern der Linken im Stadtbezirksbeirat Pieschen. Beisitzer im Vorstand sind nun der Forstwissenschaftler Jonas Schädlich und der Berufskraftfahrer Frank Mario Banitz. Die stärkere Sichtbarkeit im Stadtbezirk sei als zukünftige Aufgabe herausgestellt worden, ebenso wie die Vernetzung mit lokalen Akteuren und die bessere Einbindung insbesondere älterer Menschen im Stadtbezirk, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung.

Jonas Schädlich ist einer der beiden Beisitzer im Vorstand. Foto: Linke Dresden

Kristin Hofmann, Leiterin der Stadtgeschäftsstelle der Linke Dresden, kündigte einen engagierten Wahlkampf zur Bundestagswahl an. Pieschen gehört zum Wahlkreis 160, Dresden II und Bautzen II, in dem Silvio Lang als Direktkandidat antritt. „Wir werden einen Wahlkampf bestreiten, der die Gesamtheit und Tiefe unseres Wahlprogrammes widerspiegelt“, sagte Hofmann und lud alle Interessierten ein, an den Infoständen gemeinsam zu diskutieren.

13 Container von Firmengelände in der Grimmstraße gestohlen

Unbekannte haben in den vergangenen Tagen mehrere Container von einem Gelände an der Grimmstraße gestohlen. Die Täter hätten sich auf ein Firmengelände begeben und von dort 13 Container mit einem Fassungsvermögen zwischen 7,5 und zehn Kubikmetern entwendet, erklärte ein Polizeisprecher. Der Wert der weißen Behälter sei noch nicht bekannt.

Grünzug Gehestraße: Flaggeninstallation wird eingeweiht – Gärtner treffen sich – Grillplatz freigegeben

Längst ist der Grünzug Gehestraße in den Alltag vieler Nutzerinnen und Nutzer integriert. Jetzt wurde von der Stadt auch der Grillplatz ganz offiziell freigegeben und steht für die privaten Grillvergnügen zur Verfügung. Dafür sind weder eine Anmeldung noch Gebühren fällig, teilte die Stadtverwaltung mit. Wer möchte, kann den fest installierten Grill nutzen. Man könne aber auch einen eigenen Grill aufstellen. Ein Schild am Grillplatz verweist auf die Nutzungszeit: Zwischen 8 und 22 Uhr ist Grillen erlaubt. Vor der Benutzung der Grillplätze kann sich jeder auf der Homepage der Stadt informieren, was genau zu beachten ist. „Damit alle das Naturerlebnis Grillen im Grünen genießen können, bitten wir Sie, die Grillplätze sauber zu verlassen und die Abfälle ordnungsgemäß zu entsorgen“, appelliert Detlef Thiel, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft, an die künftigen Nutzer.

Von 8 bis 22 Uhr kann hier gegrillt werden, gleich nebenan ist die Boule-Bahn. Foto: W. Schenk

Wer sich neben dem Grillen sportlich betätigen möchte, kann gleich nebenan die Boule-Bahn nutzen. In der Nähe gibt es außerdem eine Slackline und den Spielplatz mit der großen Holzeisenbahn.

Gemeinschaftsgärtner treffen sich am 3. Juli

Blickt man vom Grillplatz in Richtung Geh8 Kunstraum und Ateliers, kann man sehen, wie es im Gemeinschaftsgarten grünt und blüht. Viele Beete sind bereits eingerichtet und bepflanzt. Kleine Schilder verweisen darauf, wer hier pflanzt, pflegt und ernten möchte. Ein Gartenhaus wurde ebenfalls errichtet. Am 3. Juli um 10 Uhr findet hier das erste Planungs- und Kennenlerntreffen statt. Eingeladen sind alle, die schon aktiv sind oder noch aktiv werden möchten, sagt Paul Stadelhofer vom Verein Stadtgärten, der die Fläche von der Stadt gepachtet hat.

Gemeinschaftsgarten: Viele Beete sind bereits eingerichtet und bepflanzt. Foto: W. Schenk

Verein Geh8 weiht Flaggeninstallation ein

Am 3. Juli um 18 Uhr weiht der Verein Geh8 Kunstraum und Ateliers die Flaggeninstallation von Saeed Foroghi ein. Das Projekt wurde aus verschiedenen Fördertöpfen finanziert, unter anderem vom Stadtbezirksbeirat Pieschen. Dieser bewilligte im vergangenen Jahr 19.530 Euro. Damit hat der Verein den Bau der Wege, den Metallbau und einen Multifunktionssandkasten finanziert. Der abdeckbare Sandkasten dient  als kleine Außenbühne oder Sitzgelegenheit. In den letzten Tagen haben Kinder und Jugendliche in einem Graffiti-Workshop die Gestaltung der Betonblöcke zwischen den Fahnenmasten entworfen und umgesetzt. Spender und Unterstützer sind herzlich eingeladen zur feierlichen Einweihung, sagt Vereinsvorsitzender Paul Elsner.

Veganer Sommermarkt in der Chemiefabrik – mit Gemüsetorte und Quäntchen

Gemüsetorten, Gitarrenklänge und Geselligkeit – dieses Wochenende findet in der Chemiefabrik der erste vegane Sommermarkt statt. Organisiert wird er von der Black Tomato Crew, die sich dafür mit dem Anima e.V. zusammengetan hat. Neben kulinarischer Versorgung und verschiedenen Veranstaltungen laden Infostände zur Auseinandersetzung mit den Themen Tierschutz, Menschlichkeit und Klimagerechtigkeit ein. Mit dabei sind auch das Café Gemüsetorte und der Unverpacktladen Quäntchen aus Pieschen.

Wie Dresden zu einem veganen Markt kam

Denn dass das alles irgendwie zusammenhängt, und dass Veganismus weit über Ernährung hinausgeht, wird bei Beschäftigung damit schnell klar. Schließlich stecken tierische Produkte nicht nur im Essen, sondern auch in Kleidung, Kosmetik und anderen Dingen des alltäglichen Bedarfs. Immerhin, es wächst nicht nur das Bewusstsein dafür, sondern auch die Alternativen.

Die aufzuzeigen macht sich die Black Tomato Crew schon seit 2014 zur Aufgabe. Damals nämlich schlossen sich ein paar Freundinnen und Freunde zu einem Kollektiv zusammen mit der Idee, in Dresden einen veganen Markt auf die Beine zu stellen. Im Jahr drauf ging es dann los mit dem ersten Wintermarkt im AZ Conni, der so gut besucht wurde, dass fürs nächste Mal direkt eine neue Location her musste.

Wintermarkt in der Chemo. So ähnlich, nur um einiges grüner, wird es dieses Wochenende aussehen. Foto: Tariq
Wintermarkt in der Chemo. So ähnlich, nur um einiges grüner, wird es dieses Wochenende aussehen. Foto: Tariq

Seitdem findet der Wintermarkt jährlich in der Chemiefabrik statt. Dieses Jahr eben erstmals auch sein sommerliches Pendant. Das Konzept ist das Gleiche: Verkaufsstände, Kultur und Infos; Gelegenheit zum Genießen und zum Austauschen in einer Atmosphäre zwischen Biergarten und Wochenmarkt.

Programm fürs Wochenende

Um die Corona-bedingt begrenzte Personenzahl nicht zu überschreiten, wurde die Menge der Stände angepasst. Den Hauptteil der kulinarischen Versorgung übernimmt als Gastgeberin die Chemo mit sommerlichen Getränken und veganem Catering, inklusive Klassikern wie Bratwurst und Burritos.

Daneben halten die Paupau Eismanufaktur, das Café Gemüsetorte, Bailando und Don Fermente Leckereien bereit. Mit Infos versorgen unter anderem das Tierbefreiungsarchiv, Mission Lifeline und die Umweltinitiative der TU Dresden. Dazu gibt‘s Livemusik von Salma Mater, der Band+1 und Tini Bot.

Das Logo für den Sommermarkt hat die Künstlerin chicerie-arts entworfen.
Das Logo für den Sommermarkt hat die Künstlerin chicerie-arts entworfen.

Abgerundet wird das Programm von einer Siebdruck-Station, an der T-Shirts bedruckt werden können, und einem Open Air Kino, in dem diesmal der Film Butenland laufen wird. Das alles ohne Eintritt, und von dem Team aus der Black Tomato Crew und dem Anima e.V. komplett ehrenamtlich organisiert.

Noch mehr Ideen, und noch mehr Märkte

Obwohl das, zumal neben Job und Familie, eine Menge Arbeit ist und jeder Markt ca. ein halbes Jahr Vorlauf braucht, steckt das Kollektiv noch voller Energie und neuer Pläne. Die erst wenige Wochen alte Homepage soll nach und nach ergänzt werden um vegane Rezeptideen, Infos zum veganen Reisen und anderen nützlichen Tipps.

Und natürlich wird es auch weitergehen mit den beiden Märkten. Einfach auch, weil hier das breiteste Publikum erreicht werden kann. Das hat sich bisher als richtig durchmischt und interessiert erwiesen. Hier ist jede*r willkommen; natürlich auch Menschen, für die Veganismus (noch?) gar kein Thema ist.

Die Bierbänke stehen also bereit für Tierfreund*innen, Fans des veganen Aufstrichs und alle, die einfach Lust auf eine entspannte Zeit haben.

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Service:

WAS: 1. Veganer Sommermarkt
WANN: 3. und 4. Juli

  • Sonnabend 11-20 Uhr, 20 Uhr Open Air Kino, ab 22 Uhr Chemiefabrik Biergarten
  • Sonntag 10-18 Uhr

WO: Chemiefabrik, Petrikirchstraße 5
mehr Infos zur Black Tomato Crew und zum Anima e.V. [/box]