Gymnasium Prohlis: Ortsbeirat stimmt für Standort Windmühlenstraße

Der Ortsbeirat Prohlis hat sich am Montag Abend für die Windmühlenstraße in Niedersedlitz als neuen Standort für das geplante Gymnasium Prohlis ausgesprochen. Um ein ausreichend großes Grundstück für den Schulneubau zu gewinnen, sollen auf dem Areal Windmühlenstraße und Dohnaer Straße Flächen verschiedener Eigentümer getauscht werden. Außerdem plädierte eine Mehrheit von CDU, FDP, AfD und anderen dafür, bereits vorhandene Schulneubau-Planungen als Vorlage zu nutzen, um Planungskosten zu sparen. Einzig der im CDU-Antrag genannte Zeitpunkt der Gründung des Gymnasiums zum Schuljahr 2016/17 fand auch die Zustimmung der rot-grün-roten Ortsbeiräte.
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Antrag CDU-Fraktion
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Flurstücke Windmühlenstraße
>> SPD und Linke sehen Zeitplan in Gefahr
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Am Dienstag berät der Bildungsausschuss. Im Gegensatz zum Ortsbeirat Prohlis haben dort Linke, Grüne und SPD die Mehrheit. Alle drei Parteien plädieren für den Standort Boxberger Straße. Am 21. Januar soll der Stadtrat über den Antrag beraten. Auch dort gibt es eine rot-grün-rote Mehrheit.

Um den Standort Boxberger Straße „als Schulgebäude wieder in Betrieb nehmen zu können, müsste das Gebäude den aktuellen Richtlinien entsprechen. Dies wird nach Aussage von Schulbürgermeister Dr. Lames (SPD) etwa 3 Jahre dauern und bis etwa 8 Millionen Euro kosten“, hatte CDU-Stadträtin Heike Ahnert erklärt. Sie gehe davon aus, dass eine Neuordnung von Grundstücken in der Windmühlenstraße  in 3-4 Jahren umsetzbar sei. Für den Standort spreche auch, dass keine konkreten Pläne zur Verwendung bestünden.

„Es gibt einen gültigen Stadtratsbeschluss. Den wollen wir umsetzen“, sagte SPD-Ortsbeirätin Dorothée Marth. Der Vorschlag der CDU erwecke den Anschein, dass mit dem Gymnasium die neuen Wohn-Standorte in Niedersedlitz, Luga, Nickern und Lockwitz attraktiver gemacht werden sollen. „Wir wollen Prohlis in seinem Zentrum stärken“, betonte Marth. Es gehe darum, „gerade den Kindern aus den weniger privilegierten Familien in den Stadtteilen Prohlis-Süd und Prohlis-Nord eine neue Möglichkeit im Stadtteil anzubieten, eine Hochschulzugangsberech­tigung zu erwerben“. Dies sei dringend notwendig, um die positiven Ansätze der Entwicklung des Stadtgebietes weiter zu stärken.

Schwimmhalle Bühlau – neue Perle im Dresdner Osten eröffnet

Badleiter Freddy Lamm und sein zehnköpfiges Team haben sich gut auf den Ansturm am Sonnabend um 10 Uhr vorbereitet. „Wir werden überrannt“, prophezeite der Leiter der neuen Schwimmhalle in Bühlau. Seit Mitte des Jahres begleitet er den Bau. Ständig hätten Anwohner nachgefragt, wann es endlich losgehe, meinte er. Der neue Schwimmhallen-Chef ist in einer Schwimmmeisterfamilie groß geworden und liebt seinen Beruf mit Leib und Seele.

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Das 25-Meter-Becken ist durchgängig 1.80 Meter tief. Foto: W. Schenk

Den Betrieb mit mehreren Tausend Gästen am Tag hat der gebürtige Dresdner in den letzten zehn Jahren in verschiedenen großen Freizeiteinrichtungen in Franken und Baden-Württemberg kennengelernt. „Wir waren froh, dass er zurück nach Dresden wollte“, sagte Matthias Waurick, Chef der Dresdner Bäder GmbH, heute bei der Eröffnung und betonte, dass „Freddy Lamm genau der Richtige für diesen Job ist“.

Im Zwei-Schichtsystem werden die zehn Mitarbeiter die Aufsicht über die Schwimmhalle führen. Wenn ab April bis zum Jahresende das Georg -Arnold-Bad schließt, rechnen sie mit einem zusätzlichen Besucheransturm. Die Schwimmhalle in Bühlau ist neben dem Nordbad die einzige, die ein Lehrbecken mit Hubboden hat, betont Lamm. Damit könne die Wassertiefe in dem Becken zwischen 30 und 135 Zentimetern variiert werden. Davon zeigte sich auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) beeindruckt, der heute gemeinsam mit Waurick und Innenminister Markus Ulbig (CDU) die neue Perle im Dresdner Osten eröffnete.

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Zur feierlichen Eröffnung mussten die Gäste alle „blau“ tragen. Foto: W. Schenk

9,3 Millionen Euro wurden am Standort des ehemaligen Straßenbahnhofs Bühlau investiert. Einen Anteil von 3,6 Millionen Euro trug der Freistaat. Entstanden sind ein 25-Meter-Becken, das Lehrbecken mit Hubboden und ein Kinderbecken mit Rutsche. Im Obergeschoss können die Besucher zwischen einer 95 Grad heißen finnischen Sauna, dem Sanarium mit 65 Grad oder dem Dampfbad mit 45 Grad wählen. Kneippkabine und ein großer Ruheraum samt Terrasse gehören dazu. Die Schwimmhalle, so betonte Hilbert, sei vorwiegend für die öffentliche Nutzung gedacht. Dennoch werde es auch Trainingszeiten für Schulen und Vereine geben. Erste Anmeldungen liegen bereits vor.

Die Bäder GmbH rechnet mit 100.000 Badegästen und etwa 28.000 Saunabesuchern pro Jahr. An 350 Tagen im Jahr, täglich von 10 bis 21 Uhr ist die Schwimmhalle geöffnet. Wenn Zeit ist, testet Freddy Lamm auch selbst das neue Schwimmbecken, das durchgängig 1,80 Meter tief ist. Eine 25-Meter-Bahn im Tauchgang schaffe er auf jeden Fall. Er freut sich, dass es endlich losgeht und sagt: „Das ist mein Traumjob.“

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>> Schwimmhalle Bühlau: Öffnungszeiten und Eintrittspreise
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Baupläne für Augustusbrücke bis 4. Februar öffentlich ausgelegt

Bis zum 4. Februar liegen die Pläne für die Sanierung der Augustusbrücke zur öffentlichen Einsichtnahme und Stellungsnahme aus. Der Baubeginn ist laut Unterlagen für das Frühjahr 2017 anvisiert, nach Fertigstellung der Albertbrücke. Reinhard Koettnitz, Chef des Straßen- und Tiefbauamtes, will schon etwas früher starten und hat den Dezember 2016 im Visier.

Mit Beginn der Sanierung wird die Brücke für den Autoverkehr gesperrt. Das soll nach Abschluss der Arbeiten dauerhaft so bleiben. Während der auf 20 bis 24 Monate angesetzten Sanierungsphase wird auch eine etwa 13-monatige Sperrung für die Straßenbahn erforderlich. Das geht aus der Beschreibung des Projektes hervor, die nun eingesehen werden kann.

Planungsunterlagen listen umfangreiche Schäden auf

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Reinhard Koettnitz plant den Sanierungsbeginn für Dezember 2016. Foto: Th. Wolf

Die Brücke mit ihren neun Bögen war kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges durch eine Sprengung des 6. Pfeilers samt angrenzender Bögen unbefahrbar gemacht worden, zwischen 1947 und 1949 erfolgte der Wiederaufbau. Der Zahn der Zeit und Hochwasserschäden machen eine Sanierung dringend erforderlich. Einzelne Abschnitte für Fußgänger sind bereits gesperrt, weil die Brüstung teilweise nach außen kippt. Risse im Beton, Abplatzungen, Absturzgefahr von Steinen, feuchtes Mauerwerk und Aussinterungen sind weitere Schäden, die behoben werden müssen.

Mit der Sanierung ist auch ein Verbesserung der Verkehrsanlagen an den beiden Enden der 455 Meter langen Baustrecke geplant. So soll der Fußgängerweg zwischen Brücke und Italienischem Dörfchen verbreitert werden. Auf der Neustädter Seite wird die Treppe zum Elberadweg komplett erneuert.

Komfortableres Pflaster für Radwege

Die Radfahrer sollen künftig nicht mehr die Fußwege auf der Brücke mitnutzen. Täglich sind auf der Brücke zwischen 4.000 und 7.500 Fußgänger unterwegs. Die 2.200 bis 5.300 Radfahrer nutzen oft die Fußwege mit. Grund ist das ungeschnittene Natursteingroßpflaster auf der Fahrbahn, das für Radfahrer wenig komfortabel ist. Das wollen die Planer ändern und haben auf der elf Meter breiten Fahrbahn auf beiden Seiten gesonderte Radwege vorgesehen. Dafür wird, als denkmalpflegerischer Kompromiss, etwas glatteres Pflaster als auf der restlichen Fahrbahn verwendet.

Für die Straßenbahn wird in der Mitte der Gleisachsabstand von 2,60 auf 3 Meter verbreitert. Während die Haltestellen auch nach der Sanierung unverändert bleiben, wird der Haltepunkt Theaterplatz/Augustusbrücke für die Busse der Stadtrundfahrt entfallen. Als Begründung dient den Planern hier, dass häufig die Sichtverhältnisse und damit die Verkehrssicherheit beeinträchtigt sind.

Fußgängerbehelfsbrücke notwendig

Der Stadtrat hatte im September 2014 beschlossen, dass die Augustusbrücke künftig für den Kfz-Verkehr gesperrt bleiben soll. Derzeit fahren täglich zwischen 5.300 und 8.800 Autos über die Brücke. Künftig sollen neben der Straßenbahn nur noch Sicherheitstransporte wie Krankenwagen oder Feuerwehr sowie Taxen fahren. Nur in Ausnahmefällen werde die Brücke dann als Umleitung für den Autoverkehr freigegeben.

Auf der Altstädter Seite wird der erste Bogen komplett abgerissen und neu gebaut. Für Fußgänger und Radfahrer ist in dieser Zeit eine Behelfsbrücke über das Terrassenufer erforderlich. In dieser Zeit kann die Straßenbahn nicht fahren.

In dieser Woche werden für die Vorbereitung der Bauarbeiten an Masten für Beleuchtung und Fahrleitungen Ausgrabungen durchgeführt. Die Experten müssen sich ein genaues Bild über die Beschaffenheit des Untergrunds und der Lage der Leitungen machen. Dabei wird der Fußgängerweg in Richtung Schloßplatz verengt oder zeitweise gesperrt.

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Service:
WAS: Offenlegung der Pläne für das Bauvorhaben „Augustusbrücke“
WANN: 4. Januar bis 4. Februar, Montag und Freitag 9 bis 12 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9 bis 18 Uhr, Mittwoch geschlossen
WO: Straßen- und Tiefbauamt, St. Petersburger Straße 9, Zimmer K 344

>> alle Unterlagen online
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Aufruf zu ungewöhnlichem Neujahrsputz: Elbwiesen säubern und für Kobane spenden

Zu einer ungewöhnlichen Neujahrsputz-Aktion haben zwei Vereine in Pieschen aufgerufen. Gemeinsam werden am Sonnabend die Elbwiesen vom Silvestermüll gereinigt. Gleichzeitig können die Teilnehmer selbst spenden oder mit einer Wette Spender mobilisieren, um einen Rettungswagen für die syrischen Stadt Kobane zu organisieren. Pro Pieschen und der Dresdner Verein für deutsch-kurdische Begegnungen stecken hinter der Aktion.

Gerd Schade, Sozialarbeiter der Diakonie und aktiv im Stadtteilverein Pro Pieschen, koordiniert in diesem Jahr den Neujahrsputz. Er hofft auf viele Teilnehmer, so dass die Putzaktion bis nach Übigau ausgedehnt werden kann. Die Idee zum Neujahrsputz hatte im vergangenen Jahr die Fotografin Heike Brauer. Etwa mehr als 20 Akteure hatten 50 Säcke Müll eingesammelt. Die Stadtreinigung und Pieschener Betriebe unterstützen die Aktion. Die Bäckerei Walther bäckt Dankeschön-Kekse für die Helfer, und mehrere Gaststätten am Elbufer wollen warme Getränke und Speisen bereitstellen.

Als zweiter Verein engagiert sich neben Pro Pieschen auch der Dresdner Verein für deutsch-kurdische Begegnungen. Das Vereinsheim in der Oschatzer Straße hat sich seit der Gründung im vergangenen Jahr rasch zu einem wichtigen Knotenpunkt im sozialen Netz von Pieschen entwickelt. „Wir machen da sehr gerne mit. Uns liegen die gute Nachbarschaft und ein sauberes Pieschen sehr am Herzen,“ erklärt Vereinsvorsitzender Fettah Cetin. Auch die Jugendgruppe werde mithelfen.

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Aufruf zum Neujahrsputz.

Für den Neujahrsputz 2016 haben sich die beiden Vereine etwas Besonderes einfallen lassen. „Als Kurden haben wir zum Thema Flüchtlinge einen besonderen Bezug“, erläutert Vereinschef Cetin. „Wir leiden mit, wenn wir sehen, wie unsere Landsleute im Krieg in Syrien alles verlieren. Deshalb tun wir alles, was in unserer Macht steht, damit sie trotz des Krieges in ihrer Heimat bleiben können“, erklärt er. Der Verein habe schon mehrere private Hilfslieferungen in die Stadt Kobane an der türkisch-syrischen Grenze  organisiert und halte engen Kontakt zur Gemeindeverwaltung. „Die Verantwortlichen dort haben uns gesagt: Essen, Kleidung, Babynahrung sind das Dringendste, aber damit die Menschen bleiben können, brauchen wir auch eine öffentliche Versorgung. Ganz besonders brauchen wir Ausrüstung für Ärzte und Krankenhäuser, vor allem einen Rettungswagen“, sagt Cetin. Für diesen Rettungswagen sammeln beide Vereine nun Geld. Dabei soll auch der Neujahrsputz an den Elbwiesen helfen. Nach dem Motto „Wir sammeln – Sie spenden!“ schließen die Helfer Wetten mit Sponsoren ab. Je mehr Müll am Sonnabend in den Säcken landet, desto mehr Geld soll für den Rettungswagen fließen.

Ziel ist es, ein gebrauchtes, aber gut erhaltenes Fahrzeug in Deutschland zu kaufen und persönlich über die Türkei bis nach Nordsyrien zu bringen. „Dafür sprechen wir uns mit der Hilfsorganisation medico international aus Frankfurt/Main ab. Sie leisten ähnliche Hilfe für Kobane“, erklärt Anja Osiander, Vereinsvize bei Pro Pieschen. „Ab zehntausend Euro sind gebrauchte, gut ausgestattete Rettungswagen in Deutschland zu haben. 5.000 Euro haben wir schon beisammen. Vom Neujahrsputz am Sonnabend erhoffen wir uns noch einmal einen großen Schub“, fügt sie hinzu. Bis Ende Januar soll das Geld zusammen sein sein und der Rettungswagen nach Kobane geschickt werden.

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Service zum Neujahrsputz
WANN: Sonnabend, 9. Januar 2016, zwischen 10 und 13 Uhr
WO: auf den Elbwiesen in Pieschen
STARTPUNKTE: „Eselsnest“ an der Moritzburger Straße und Ballhaus Watzke
Handschuhe, Werkzeug und Müllsäcke stellt die Stadtreinigung zur Verfügung

>> Informationen zum Neujahrsputz
>> Informationen zu Dresden hilft Kobane
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Istanbul Market bringt das Morgenland in die Oschatzer Straße

Die Oschatzer Straße hat jetzt einen türkischen Lebensmittelladen. Nach jahrelangem Leerstand eröffnete in der zweiten Dezemberwoche der Istanbul Market im Eckgeschäft am Konkordienplatz – dort wo bis zur großen Pleite der Drogeriemarkt Schlecker war. Inhaber ist Kamber Tekce, ein junger, sympathischer Türke, der in Radeberg wohnt. Die Leitung des Geschäfts obliegt dem 55-jährigen Haluk Türün, der lange in Berlin gelebt und gearbeitet hat und nun nach Dresden gezogen ist. „Ich habe über 40 Jahre im Einzel- und Großhandel gearbeitet“, sagt Türün nicht ohne Stolz.

In der Oschatzer Straße gibt es jetzt einen türkischen Lebensmittelladen. Foto: M. Arndt
In der Oschatzer Straße gibt es jetzt einen türkischen Lebensmittelladen. Foto: M. Arndt

In seinem Dresdner Geschäft finden Kunden über 1.200 verschiedene Artikel. Ein Großteil wird aus der Türkei importiert. So gibt es eine Auswahl an Linsen und Bulgur (Weizengrütze) in Tüten abgepackt, Oliven, Sesampaste in kleinen Plastekanistern, Honig im Glas mit goldglänzenden Waben darin. Helva – der türkische Name von Halva – darf natürlich nicht fehlen. Das süße Mus aus Ölsamen und Zucker wird in verschiedenen Varianten mit Kakao, Vanille und Pistazien verkauft. Naschkatzen können sich auch durch Lokum (süßklebrigen Gelee), Pismaniye (Zuckerwattestückchen) und Baklava (Blätterteiggebäck aus Honig und Nüssen) durchkosten.

Frisches Obst und Gemüse leuchtet den Kunden schon am Eingang in Kisten und Stiegen entgegen. Bezogen werden die Waren aus einem Großhandel in Berlin. Genauso das Fleisch, das im hinteren Bereich des Geschäfts an der Frischetheke verkauft wird. „Wir haben frisches Lammfleisch, Rind und Hähnchen“, erklärt Haluk Türün. „Wir verkaufen Fleisch aus deutscher Produktion, von deutschen Züchtern.“ Das zu betonen, ist ihm wichtig. Alles ist halal. Das heißt regelgerecht nach muslimischer Tradition geschlachtet.

Türken sind Erfinder des Joghurts

Die Türkin Alev Emül kassiert gerade ein Päckchen Linsen bei einer älteren Dame ab. Sie wohne hier gleich in der Nähe, sagt die Kundin. „Ich bin froh, dass es hier endlich wieder einen Lebensmittelladen gibt. Der bleibt hoffentlich länger. Es wechselt ja schnell auf der Oschatzer Straße“, äußert die Rentnerin ihre Befürchtung, dass auch diese Geschäftsidee von kurzer Dauer sein könnte.“

Haluk Türün sagt dazu überzeugt: „Wir bleiben!“ Und der Istanbul Market in Pieschen sei erst der Anfang. „Wir wollen in Dresden noch eine Filiale und einen Großhandel eröffnen.“ Auch in Bautzen sei nächstes Jahr eine Filiale geplant. Türün schätzt, dass in Dresden und Umgebung etwa 15.000 Türken leben. Und die vermissen Produkte aus ihrer Heimat.

Die türkische Mitarbeiterin Alev Emül preist die Joghurtsorten aus. Foto: M. Arndt
Die türkische Mitarbeiterin Alev Emül preist die Joghurtsorten aus. Foto: M. Arndt

Wie zum Beispiel die Joghurtprodukte: „Wir Türken sind die Erfinder vom Joghurt. Die Deutschen machen die besten Fahrzeuge und die Türken den besten Joghurt“, erklärt Türün. Im Kühlregal des Istanbul Market stehen tatsächlich viele Joghurtbecher. Sorten aus Schafs-, Ziegen- und Kuhmilch, mit einem Fettgehalt von 1,5 bis hin zu satten 10 Prozent.

Seit der Ladeneröffnung gab es schon einiges an Begängnis. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass über 70 Prozent unserer Kundschaft Dresdner sind“, sagt Türün. Er geht davon aus, dass sich das neue Geschäft schnell herumspricht. Auch die Syrer, die jetzt in der Stadt leben, könnten bald zu seinem Kundenstamm zählen, hofft der Geschäftsleiter. Im Istanbul Market arbeiten nicht nur Türken. Eine Dresdnerin sitzt ebenfalls ab und zu an der Kasse. Auf sie legt Türün viel Wert: „Unsere Kerstin ist eine Top-Fachkraft.“

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Service:
Istanbul Market
Pieschen, Konkordienplatz
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag sowie am ersten Sonntag im Monat, 8 bis 20 Uhr[/box]

Die Nachtbar „Klax“ wird 25

Am 20. Dezember vor genau 25 Jahren eröffnete Wolfgang „Wolle“ Förster die Nachtbar Klax. Sie ist damit die älteste Nachtbar in Dresden. In all den Jahren war sie nur zwei Tage geschlossen – einmal wegen des Hochwassers 2002, ein anderes Mal wegen einer Schießerei.

Klax Fleischerei Müller ca 1920
Die Aufnahme stammt etwa von 1920 – in dem Haus war die Fleischerei Müller. Foto: Archiv

Das Gebäude an der Leipziger Straße hatte Wolle Förster im Jahr 1990 von der Kommunalen Wohnungsverwaltung zunächst für 500 DDR-Mark pro Monat angemietet. Es wurde einer Generalsanierung unterzogen und später hat er es gekauft. In den zwanziger Jahren war hier ein Fleischer ansässig. Zu DDR-Zeiten standen hier Automaten  für den schnellen Hunger oder Durst auf Snacks und Getränke.

Eigentlich sollte es bei Automaten bleiben, allerdings nun bei Spielautomaten. Aus der Anfangszeit stammt auch der einprägsame Name des Lokals, denn „Klax“ hieß ein Spielautomat, den Förster noch heute besitzt. Die Idee einer Spielhalle wurde dann doch verworfen und das Klax wie eine Lounge gestaltet – mit gemütlichen Sofas, einer Bar und Billard. Hier fanden sich die Nachtschwärmer zum Schwatzen, Trinken und Spielen ein. Das waren die goldenen 90er, und Champagner lief ohne Ende, vor allem für die „Gastarbeiter“ aus dem Westen, die die Woche über im Osten ohne Familie waren.

Klax 1990
Zum Start 1990 gab es noch keine nackte Haut zu sehen. Foto: Archiv

„Nackte Haut gab es in den ersten fünf Jahren nicht zu sehen“, erzählt Förster. „Doch eines Abends hatte eine Besucherin die spontane Idee, für die anderen Gäste einen Striptease hinzulegen. Das kam so gut an, dass wir das Konzept auf ein Striplokal umstellten“, erinnert er sich. Für das Geschäft beantragte Förster eine Genehmigung für die „Zur-Schau-Stellung von Personen“, baute den runden Tresen mit Go-Go-Stange ein und später auch eine Dusche für die Wet-Shirt-Partys. Rund 70 Gäste finden heute hier Platz. Etwa 30 Prozent der Gäste sind übrigens Frauen. Inzwischen gibt es sogar einen zusätzlichen „Klax-Club-Partyraum“, den man für 500 Euro Mindestumsatz anmieten kann. Ob Junggesellenabschied, Geburtstage, Firmenjubiläum oder die lang ersehnte Scheidung – hier kann man mit 50 Gästen auch in geschlossener Gesellschaft Party feiern.

Klax Förster Wolfgang
Vier Tage lang will Wolle Förster am Jahresende das Jubiläum feiern. Foto: S. M.

Zahlreiche Prominente hat Wolle Förster hier seit 1990 begrüßt – Olivia Jones, Eberhard Cohrs, Axel Bulthaupt, Ulrike Nitzschke („Unter uns“), Thomas Präkelt (RTL), Frank Zander, H.P. Baxxter (Scooter), Paul Panzer, Melanie Müller (Dschungel-Königin), Molly Luft, Daphne de Luxe, Jörg und Dragan (Autoverkäufer RTL), Uwe Steimle, Rainer König, André Sarrasani, Mario Müller Milano, Lemmy Kilmister (Motörhead) und Rex Gildo.

Zum Jahresende soll das Vierteljahrhundert „Klax“ groß gefeiert werden. Am 28. Dezember ist der zu DDR-Zeiten bekannte Travestiekünstler Jürgen Rummel zu Gast. Er hat schon zum Eröffnungsabend des „Klax“ vor 25 Jahren die Nana Mouscouri gegeben. Außerdem gibt es den ganzen Abend zwei Getränke zu einem Preis, zwei Profi-Stripper, zwei Gesangs-Acts und einen Solo-Musiker.

Am Dienstag werden Mister und Miss Wet Shirt gekürt. Mitmachen kann jeder, der sich vorher anmeldet. Als Startprämie winken 100 Euro und als Siegprämie 1.000 Euro. Mittwoch richtet das Klax den Wettbewerb um den besten Hausfrauen und Hausmännerstrip aus. Jeder, der sich anmeldet, bekommt eine Startprämie von 100 Euro, und kann auf 3.000 Euro Siegprämien hoffen.

Klax heute
An der Leipziger Straße nicht zu übersehen: Nachtbar Klax.

Mit der Nachtbar „Klax“ startete Unternehmer Wolle Förster vor 25 Jahren in die Selbständigkeit. Heute arbeiten rund 60 Mitarbeiter in drei Unternehmen von Förster:  im Sachsen-Automaten-Team, in der Wolle Betriebs GmbH mit insgesamt vier Restaurants „Sushi & Wein“ und in der Wolle Werbung. Durchschnittlich 7 Millionen Euro Umsatz werden jedes Jahr erwirtschaftet.

Wolfgang Förster begann sein Berufsleben als gelernter Elektronikfacharbeiter mit Abitur. Der Wunsch zu studieren wurde abgelehnt. Der Amateur-DJ war durch eine nicht System-konforme Äußerung aufgefallen. So arbeitete sich Wolle in das Metier eines DJ ein und erreichte 1989 die in der DDR höchstmögliche Einstufung als Berufs-DJ. Schon damals war er mit seinem sicheren Gespür für angesagte Trend seiner Zeit voraus und betrieb die erste Videodiskothek. Dazu nahm er einen Kredit über 30.000 DDR-Mark auf, um zehn DDR-Farb-Fernseher zu kaufen. Kurz darauf kam die Wende. Die Geräte waren nichts mehr wert, der auf DM umgestellte Kredit musste dennoch abgezahlt werden.

Als Seiteneinsteiger hat sich Wolle Förster meist autodidaktisch und im Rahmen von Kursen in seine neuen Geschäftsfelder eingearbeitet. Letztlich, so sein Resümé, „steht und fällt alles mit den Mitarbeitern. Ohne die Dresdner und ohne meine Mitarbeiter – und die meisten von ihnen sind ja auch Dresdner – hätten wir den 25. Geburtstag des Klax nicht geschafft“, ist Förster überzeugt.

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Service:

>> „25 Jahre Klax“ – Feiern vom 28. bis 31. Dezember mit Travestie, Wet-Shirt-Wettbewerb und Hausfrauen – und Hausmännerstrip
>> Anmeldungen sind möglich unter info@nachtbar-klax.de , Telefon 0172/3502832
>> Schlusspunkt des Feier-Marathons über vier Tage ist die große Silvesterparty
>> Beginn ist jeweils 21 Uhr, der Eintritt ist an allen vier Tagen inklusive Silvester frei[/box]

Asyl in Dresden: Neue Hallen am Flughafen sind zunächst Weihnachtsreserve

In die neue Erstaufnahmeeinrichtung am Dresdner Flughafen werden in diesem Jahr voraussichtlich keine Flüchtlinge mehr einziehen. Die Unterkunft sei ein Teil der „Weihnachtsreserve“, sagte Peter Darmstadt, Abteilungsleiter bei der Landesdirektion Sachsen (LDS), kurz bevor Anwohner und Interessierte zu einer Bürgerbegehung eingelassen wurden. Darmstadt und Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes beantworteten Fragen nach Sicherheitskonzept und Ausstattung. Die Initiative „Brücken schaffen“, in der rund 150 Freiwillige Deutschkurse und Freizeitangebote für Flüchtlinge organisieren, war ebenfalls vor Ort.

Peter Darmstadt
Peter Darmstadt, LDS-Abteilungsleiter, beantwortet geduldig alle Fragen bei der Bürgerbesichtigung. Foto: W. Schenk

Auf dem ehemaligen Parkplatz P4 stehen, umgeben von einem Zaun mit Blickschutz, 15 Leichtmetallhallen. 12 dienen als Unterkunft, in zwei Hallen sind die Sanitäreinrichtungen untergebracht und eine Halle ist für die Verpflegung vorgesehen. In jeder Halle können bis zu 50 Flüchtlinge unterkommen – ihnen stehen zehn Zimmer, ein Lagerraum und ein Aufenthaltsraum zur Verfügung. Die Einrichtung beschränkt sich auf fünf Betten, davon zwei im Doppelstock, einen Tisch und fünf Stühle. Regale oder Schränke gehören nicht zum Standard. 600 Menschen können hier maximal untergebracht werden, sagt Darmstadt. Er sieht in den Leichtmetallhallen eine langfristige Alternative zur Unterbringung in Wohncontainern. Das sei preiswerter und schneller am Markt zu bekommen. Die Hallen sind eine Spezialentwicklung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) in Kooperation mit einem Hersteller.

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5 Betten, 5 Stühle ein Tisch. Regale oder Schränke gehören nicht zum Standard. Foto: W. Schenk

Grundlage sei eine Industriehalle, erklärt SIB-Projektleiter Jens Schönfelder. Sie wurde um Isolierung für Dach und Wände, einen stabilen Fußboden, isolierte Fenster und ein gasbetriebenes Heizgebläse ergänzt. Die warme Luft werde mittels Ventilatoren über die nach oben offenen Zimmer verteilt. Das Aluminiumgestell werde mit starken Zugseilen stabilisiert und ist mit Erdnägeln am Boden befestigt, erläutert Schönfelder. Auch an der Bremer Straße würden die neu entwickelten Hallen aufgebaut – hier allerdings nur 10. Sie sollen Anfang 2016 bezugsfertig sein. Auch Schönfelder sieht Vorteile gegenüber der Lösung mit Wohncontainern, kann aber die Kostenersparnis noch nicht genau beziffern. Für die Hygiene werden in zwei Hallen fertig vormontierte Sanitärmodule aufgestellt – zum Duschen, Waschen oder mit Toiletten.

Die Betreuung auf dem ehemaligen Parkplatz P4 hat das DRK übernommen, das inzwischen landesweit in mehr als 30 Erstaufnahmeeinrichtungen im Einsatz ist. Insgesamt betreue das DRK fast 12.000 Flüchtlinge in Sachsen. Dafür brauche die Organisation weiter hauptamtliches Personal, sagte heute DRK-Sprecher Kai Kranich und rief medizinisch und pädagogisch gebildete und interessierte Menschen auf, sich zu bewerben.

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Freundlicher Gruß der Initiative „Brücken schaffen“. Deutschkurse und Freizeitangebote sollen organisiert werden. Foto: W. Schenk

Für die Sicherheit auf und rings um das Gelände sorgen Sicherheitsmitarbeiter des Dienstleisters Uniserve. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Wiesbaden und unterstützt mit der Niederlassung in Sachsen seit 2012 die Dresdner Eislöwen. Einsatzleiter David Handschack ist heute mit voller Besetzung während der Besichtigungszeit vor Ort. Wenn die Einrichtung in Betrieb geht, werden pro Schicht 16 Mitarbeiter regelmäßig auf dem Gelände und außen herum Streifen laufen, erklärte er.

In Sachsen, so Peter Darmstadt, seien derzeit von den 17.000 Plätzen in Erstaufnahmeeinrichtungen rund 13.000 belegt. Die Ersterfassung und ärztliche Untersuchung erfolge innerhalb von 6 bis 12 Tagen, hinzu komme eine Inkubationszeit von zehn Tagen. Angestrebt werde die Weiterverteilung an die Kommunen innerhalb von drei Wochen. Ob die Unterkunft am Flughafen künftig speziell für abzuschiebende Asylbewerber genutzt werde, müssten die Erfahrungen erst noch zeigen.

 

Triola, Hampelmann und Co. gibt es im Holzspielzeugladen Zauberbaum in Mickten

Sein Spielzeugladen ist der schönste im ganzen Stadtgebiet, davon ist Zauberbaum-Inhaber Oliver Tzschoppe absolut überzeugt. Seine Augen blitzen herausfordernd. Wenn der 33-Jährige für eine Sache brennt, legt er sich ins Zeug. So wie vor drei Jahren, als der gelernte Krankenpfleger und Student der Erziehungswissenschaften den Zauberbaum von der Vorbesitzerin übernahm. „Bis Sonntag hatte ich noch in der Häuslichen Pflege gearbeitet und am Montag bin ich direkt in den Laden gegangen“, erinnert sich Tzschoppe. Und dann habe er sich in den neuen Job reingearbeitet, und das mitten im Weihnachtstrubel.

Oliver Tzschoppe führt seit 2011 den Holzspielzeugladen Zauberbaum. Foto: M. Arndt
Oliver Tzschoppe führt seit 2012 den Holzspielzeugladen Zauberbaum. Foto: M. Arndt

Wer heute den Zauberbaum an der Leipziger Straße (nahe der Haltestelle Rankestraße) betritt, dem eröffnen sich vier sonnendurchleuchtete Verkaufsräume. Aus glattem Holz, verziert mit bunten Farben stehen und hängen unzählige Spielzeuge auf und an hellen Regalen. Eine Entdeckungsreise für Groß und Klein, sortiert nach Altersgruppen, angefangen bei der Schnullerkette bis hin zum komplexen Gesellschaftsspiel. Und vielleicht nimmt man etwas wahr, worauf sich Oliver Tzschoppe tagtäglich freut, wenn er den Laden aufschließt: den Geruch. Denn Ritterburgen, Tiere, Puppenhäuser, Murmelbahnen, Puzzles, Baufahrzeuge und Bausteine teilen ein Material – das Holz. „Natürlich spielen“ lautet das Konzept, das der Zauberbaum seit seiner Eröffnung vor sieben Jahren verfolgt, damals noch in Radebeul am Anger von Altkötzschenbroda.

Spielzeuge aus der Kindheit wiederentdecken

Es gibt eine ganze Philosophie um Holzspielzeug. Umweltfreundlicher, pädagogisch wertvoller, fairer in der Herstellung und langlebiger sei es. Nicht so schädlich für Natur und Gesellschaft wie der meist chinesische Bruder aus Plastik, der in Kinderzimmern zur Dünenbildung neigt, wenn er nicht stoisch in Ikea-Boxen wegsortiert wird. „Ich bin kein Hardliner“, sagt Oliver Tzschoppe. „Von den Sicherheitslinien und Standards ist Spielzeug das bestüberwachteste Produkt am Markt.“ Aber den jungen Eltern, die soeben sein Sortiment durchforsten, während ihr Liebling in der Babyschale schlummert, würde er immer zur hölzernen Variante raten. „Über Plaste können krebserregende Weichmacher in den Blutkreislauf des Babys gelangen“, erklärt Tzschoppe, selbst Vater eines vierjährigen Jungen.

Sein Spielwarengeschäft ist das Schönste in Dresden, findet Oliver Tzschoppe. Foto: M. Arndt
Sein Spielwarengeschäft ist das Schönste in Dresden, findet Oliver Tzschoppe. Foto: M. Arndt

Oliver Tzschoppe und seine beiden Mitarbeiterinnen beraten und bedienen vor allem Kunden aus Pieschen und Mickten. Auch einige Dresdner Kitas wissen den Zauberbaum zu schätzen. „Guten Tag. Haben Sie einen Hampelmann?“, fragt in diesem Moment eine ältere Dame forsch. Tzschoppe lässt ein paar Holzmänner und Holztiere zappeln, es dauert keine Minute und die Wahl ist getroffen.
Der Inhaber des Zauberbaums achtet darauf, dass seine Waren aus der Region kommen, wie der Kipper aus Werdau, der Schlitten aus dem Erzgebirge oder das Ringwurfspiel „Tualoop“ aus Leipzig. Neben Holzspielzeugen findet man auch Klassiker: Käthe-Kruse-Puppen, Tiere von Schleich, Gesellschaftsspiele von Haba, Kinderbücher vom Beltz-Verlag.

Der junge Mann freut sich, wenn Kunden bei ihm die Triola oder das Steckspiel aus ihrer Kindheit wiederentdecken und sich ein seliges Grinsen auf ihren Gesichtern abzeichnet. „Ich bin ein Stück weit Nostalgiker.“ Ein Tipp zum Einkauf hat Oliver Tzschoppe zum Abschluss. Es bringe keine Punkte, einen Dreijährigen vor dem vollem Regal ein Spielzeug aussuchen zu lassen. „Das wäre so, als wenn mit mir jemand in ein Porsche-Autohaus geht und ich soll mich zwischen fünf Porsches entscheiden.“ Die Qual der Wahl sollten also besser die Eltern auf sich nehmen.
www.zauberbaum24.de
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 9.30 – 18 Uhr
Samstag 10 – 12 Uhr

Asylunterkunft am Flughafen in Klotzsche fertig – Besichtigungstermin am Freitag

Die Notunterkunft für rund 500 Asylbewerber am Flughafen in Klotzsche ist fertig. Die Zentrale Ausländerbehörde des Freistaates Sachsen hat für den Nachmittag des 11. Dezember zu einer Besichtigung der 14 Leichtmetallhallen eingeladen. Insbesondere die Anwohner aus der näheren Umgebung des Flüchtlingsquartiers sollen sich bei dem für zweieinhalb Stunden anberaumten Termin die Möglichkeit erhalten, sich ein Bild zu machen, heißt es heute in einer entsprechenden Pressemitteilung.

Die Unterkunft wurde auf dem ehemaligen Parkplatz P4 an der Westseite des Dresdner Flughafens – Rähnitzer Straße/Flughafenstraße – errichtet. Mitarbeiter der Landesdirektion Sachsen sind vor Ort, um Fragen zu beantworten. Die Betreuung der Asylbewerber hat das Deutsche Rote Kreuz übernommen. Auch deren Mitarbeiten stehen für Auskünfte zur Verfügung.

Die Notunterkunft am Flughafen ist Bestandteil der mittelfristig geplanten zwanzig größeren Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in Sachsen. Darüber hatte Finanzminister Georg Unland (CDU) Anfang Oktober informiert. Die war eine Reaktion auf die drastisch gestiegene Zahl der Asylbewerber. Kamen im Juni rund 2.200, waren es im Oktober bereits mehr als 14.000.

Die Initiative „Brücken schaffen“ hatte bereits im Oktober angekündigt, sich „aktiv auf die ehrenamtliche Unterstützung von 500 geflüchteten Menschen“ vorzubereiten. Mehr als 150 Einwohner hätten sich bereits für eine aktive Mitarbeit entschieden, sagte Andreas Weck-Heimann, einer der Sprecher der Initiative. Er sitzt auch für die Grünen im Ortsbeirat in Klotzsche. So gebe es eine große Gruppe, die Deutschunterricht anbieten möchte. Etwa 90 Akteure wollen im Alltagsleben helfen und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung schaffen. Schon in den vergangenen Wochen wurden gemeinsame Veranstaltungen mit Flüchtlingen organisiert. So konnten sich die Teilnehmer beim Malen, Kochen und gemeinsamen Essen besser kennen lernen, morgen, so Weck-Heimann, werde im Gemeindezentrum „alte Post“ der „Offene Adventskalender Klotzsche“ zu Gast sein.

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Service:
WAS: Besichtigungstermin Notunterkunft Klotzsche:
WANN: 11. Dezember, 14.30 bis 17 Uhr
WO: Rähnitzer Straße/Flughafenstraße, ehemaliger Parkplatz P4[/box]

Unter Flüchtlingen: Stadt mietet Großenhainer 63 an – bis auf eine Wohnung

„Ich bitte die Stadt uns zu helfen, der Vermieter redet nicht mehr mit uns, wir wohnen ab Januar in einem Flüchtlingswohnheim, was sollen wir machen?“, Tobias Wolf ringt im Ortsbeirat Pieschen am Dienstagabend um Fassung. Der Familienvater wohnt mit Frau und zwei Kindern seit sieben Jahren in der Großenhainer Straße 63 – er ist mittlerweile der letzte Mieter in dem ansonsten leerstehenden Gebäude. Nun will der Eigentümer alle anderen Wohnungen an die Stadt Dresden vermieten.

Die wiederum plant, ab dem neuen Jahr in dem Gebäudekomplex Großenhainer Straße 61/63 Flüchtlinge unterzubringen, für vorerst zehn Jahre . Zu einem Heim wird das Haus allerdings nicht. Es gibt keine Gemeinschaftsräume oder eine zentrale Küche, wie der städtische Asylverantwortliche Sven Mania erklärt. „Es sind ganz normale Wohnungen, die wir anmieten. Dort soll selbstbestimmtes Wohnen ermöglicht werden.“ Dezentrale Unterbringung heißt das im Fachjargon. Die Verwaltung sieht an der Großenhainer Straße aber keine gemischte Nutzung der anzumietenden Wohnungen durch Einheimische und Flüchtlinge vor.

Nur noch eine Mietpartei wohnt in der Großenhainer Straße 63. Jetzt will die Stadt die restlichen Wohnungen mieten, um Flüchtlinge unterzubringen. Foto: M. Arndt
Nur eine Mietpartei wohnt in der Großenhainer 63. Die Stadt will die freien Wohnungen  für Flüchtlinge anmieten. Foto: M. Arndt

Die Wohnungen sind ausschließlich für Asylbewerber gedacht, wie Mania betont. Familie Wolf kommt damit eine ungewöhnliche Außenseiterrolle zu. Für Tobias Wolf ist das zu viel, er bricht vor dem Ratssaal schluchzend auf einem Stuhl zusammen. Als letzter Strohhalm bleibt ihm ein Gespräch mit Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke), das noch vor der Stadtratsentscheidung am Donnerstag stattfinden soll.
Bevor die Ortsbeiräte ihre Empfehlung an den Stadtrat zur Wohnungsanmietung an der Großenhainer Straße geben, äußern einige ihren Unmut über die hohe Kaltmiete von zehn Euro pro Quadratmeter, die der Wohnungseigentümer verlangt. Angelika Liu (CDU)befürchtet, dass hier andere Vermieter nachziehen könnten. Clemens Müller (Piraten) sieht die Schuld am hohen Mietpreis nicht bei der Stadt, sondern bei den „ganz widerlichen Eigentümern“. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der wegen der Brisanz der Themen persönlich nach Pieschen gekommen ist, erklärt dazu: „Wir sind in einer Marktwirtschaft und Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wir versuchen, so günstig wie möglich Objekte zu bekommen.“ Am meisten tränten ihm die Augen, wenn er Containerstandorte schaffen müsse. Denn solche Zwischenlösungen seien zusätzlich zu den Betriebskosten mit hohen Investitionskosten verbunden.

Container für 560 Flüchtlinge an der Washingtonstraße

Trotzdem werden auch im Ortsamt Pieschen nächstes Jahr solche Container aufgestellt. Und zwar in Übigau, dort wo Anwohner sich noch vor einigen Wochen hartnäckig gegen die Nutzung der Turnhalle an der Thäterstraße als Notunterkunft gesperrt hatten, sogar über Tage die Zugänge blockierten. Nun soll auf dem Hundesportplatz an der Washingtonstraße 36 nahe der Flutrinne für 18,5 Millionen Euro ein Containerstandort für 560 Flüchtlinge errichtet werden. Eine Interimsvariante, die voraussichtlich nach fünf Jahren wieder abgebaut werden soll. „Bezugsfertig soll die Anlage im Juli nächsten Jahres sein“, sagt Sven Mania. Im Februar wird mit den Arbeiten begonnen. Bis zum 31. Januar darf dort noch der hiesige Hundesportverein auf dem Gelände bleiben. Vereinschef Falk Kopp erwartet bis dahin ein vernünftiges Angebot von der Stadt für eine Ersatzfläche. Die Ortsbeiräte unterstützten mehrheitlich den Asylstandort an der Washingtonstraße, u.a. mit folgenden Ergänzungen: der Hundesportverein sei angemessen zu entschädigen und die Turnhalle an der Thäterstraße zeitgleich mit dem Bezug an der Washingtonstraße für den Sport wieder freizugeben.

„Es ist im Moment etwas weniger geworden, aber immer noch strömen die Flüchtlinge über die Balkanroute nach Deutschland“, sagt Dirk Hilbert in der Ortsbeiratssitzung. Nach aktueller Lage werde Dresden insgesamt zwischen 5300 und 6500 Flüchtlinge aufnehmen müssen, so der Oberbürgermeister. Bis Januar sind allein rund 3000 unterzubringen. Mit den Beschlüssen im Stadtrat am 10. Dezember sollen deshalb insgesamt 4200 Plätze geschaffen werden. Dafür geht die Stadt in den nächsten Wochen und Monaten mit – so Hilbert – „gewaltigen finanziellen Summen“ in Vorkasse. Der OB rechnet aber fest mit der Refinanzierung durch Bund und Land.

MercaSito: Der Ostwestfale mit der spanischen Seele

„Ich bin Ostwestfale“, begründet der Inhaber des portugiesisch-spanischen Lebensmittelgeschäfts MercaSito seine zurückhaltene Art. Ein Lächeln fürs Foto? Tja, das liege dem Ostwestfalen nicht so. „Bom Dia!“ Ein Pärchen betritt unterdessen seinen Laden und es startet ein lebhafter Smalltalk auf Portugiesisch. Der Kunde geht hinter zu den Frischetheken mit Käse, Wurst und Fisch. Der Ladenchef kommentiert die Auswahl und packt Waren ein. „Das ist mein Vorteil, ich spreche vier Sprachen ­ – Deutsch, Spanisch, Portugiesisch und Englisch“, sagt der 41-Jährige auf meinen erstaunten Blick hin. Zwar geboren und aufgewachsen im deutschen Minden – 15 Jahre Jugendchor inklusive -, besitzt er nämlich einen spanischen Pass und einen spanischen Namen: Nemesito Gonzalez-Blanco. Seine Eltern kamen in den 1960er Jahren mit der ersten Gastarbeiter-Welle aus dem spanischen Galizien nach Deutschland. Und der Dialekt der Galizier wiederum ist dem Portugiesischen sehr ähnlich.

Nemesito Gonzalez-Blanco kennt sich mit spanischen und portugiesischen Weinen bestens aus. Foto: M. Arndt
Nemesito Gonzalez-Blanco kennt sich mit spanischen und portugiesischen Weinen bestens aus. Foto: M. Arndt

Bei ihm persönlich war es nicht die Aussicht auf eine gute Arbeit,weswegen er wiederum seiner ostwestfälischen Heimat den Rücken kehrte. Die Liebe hat Nemesito Gonzalez-Blanco ins sächsische Dresden gelockt. Hier lebt er mit Frau und Tochter in Löbtau. Zwischen Minden und Dresden liegen einige Zwischenstationen. Zuletzt Hamburg, wo Gonzalez-Blanco im Großhandel arbeitete, davor zehn Jahre Spanien. „Ich war in der Gastronomie und Hotellerie tätig“, erzählt er. Unter anderem auf der Urlaubsinsel Fuerteventura auf den Kanaren. Vor einem Jahr eröffnete der Familienvater seinen ersten Feinkosthandel mit spanischen und portugiesischen Spezialitäten, zuerst in der Neustadt auf der Bautzner Straße, seit diesem Herbst in Pieschen auf der Oschatzer Straße. 800 Artikel, darunter spanischen Kaffee, getrocknete Feigen und Oliven mit verschiedenen Füllungen, kann man bei ihm kaufen.

Es gibt tausend und eine Art, Stockfisch zu essen

Ein Mann reckt plötzlich seinen Kopf in den Laden, fragt etwas auf Portugiesisch. Ein kurzer Wortwechsel und der Kopf verschwindet. „Er hat nach dem Preis für Seehecht gefragt und es war ihm zu teuer“, erklärt Gonzalez-Blanco. Da tritt der Mann doch ein, kauft ein paar Biere. Mit Billigpreisen kann und will er nicht aufwarten, betont der Einzelhändler. Einen Preiskampf mit den Discountern könne man nur verlieren. Sein Geschäft punkte bei den Kunden mit Qualität. „Vernünftiges Olivenöl, das auch schmeckt, gute Weine – darunter eine sehr gute Portweinauswahl -, Thunfisch von den Azoren, Sardinenpastete und Oliven erster Güte“, gibt der 41-Jährige ein paar Beispiele. „Ich bin ein Genießer und ein Weinliebhaber“, erklärt er dazu. Passend zu dem galizischen Spruch, der besagt, das man gut essen müsse, um vernünftig zu arbeiten.

Ob gefüllt mit Shrimps, Jalapenos, Mandeln oder pur: Die Oliven im MercaSito sind immer erste Ware, verspricht der Ladeninhaber. Foto: M. Arndt
Ob gefüllt mit Shrimps, Jalapenos, Mandeln oder pur: Die Oliven im MercaSito sind immer erste Ware, verspricht der Ladeninhaber. Foto: M. Arndt

Jetzt in der Weihnachtszeit ist bei seinen portugiesischen Kunden der Stockfisch gefragt. „Man wässert ihn zwei Tage und dann gibt es traditionell genau 1001 Variante, ihn zuzubereiten,“ so der Ladenbesitzer. Mehr als 200 Kilo Stockfisch gingen bei ihm im vergangenen Jahr allein in der Weihnachtszeit über die Theke.
Ein paar Unterschiede zwischen dem deutschen und spanischen Lebensgefühl möchte ich Gonzalez-Blanco entlocken. Mit seiner spanischen Seite in ihm sehe er nicht alles so bierernst, würde nicht immer auf sein Recht pochen, sondern auch mal Fünfe gerade sein lassen, sagt er. Es gibt allerdings eine Ausnahme, denn der Besitzer des MercaSitos ist ein großer Fußballfan. „Ich habe ein großes Laienwissen“, trumpft er auf. Man könne mit ihm also beim Einkaufen auch über Fußball fachsimpeln? „Ja, sehr gut… wenn man Ahnung hat.“

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Service: MercaSito – Öffnungszeiten:

  • Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag 10-12.30 Uhr und 13-19.30 Uhr
  • Dienstag 10-15 Uhr
  • Sonnabend 10-17 Uhr
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„eintauchen“: Anne Rosinski zeigt Collagen in der Galerie RadioLenck

Das Bild „eintauchen“ hat der Ausstellung den Namen gegeben. Anne Rosinski lässt offen, wie tief man eintaucht oder ob es ein Auftauchen gibt. Die bildende Künstlerin hat die Frage danach, was die Fülle und Vielfalt von Informationen mit dem Menschen macht, zu ihrem Thema erhoben. „Es ist unmöglich, zu jeder Information eine gut begründete Meinung zu haben“, sagt sie. Aber eine Position, von der aus man auf die Informationen schaut, sei für die Orientierung wichtig. Um sich damit auseinanderzusetzen, hat die Künstlerin nicht zu Mitteln aus der digitalen Welt gegriffen, sondern zum analogen „Holzmedium“ – alte Briefe aus den vierziger Jahren, alte Zeitungen aus den Sechzigern, alte  Buchseiten und auch aktuelle Ausgaben der Sächsischen Zeitung – dicht beschrieben.

radiolenck lutz jakobasch
Galerist Lutz Jakobasch muss das Schaufenster neu beschriften. Foto: W. Schenk

Die Wahl des Materials ist Teil der Position. Die Texte auf den Papierfragmenten sind willkürlich, manchmal allerdings stehen sie in unmittelbarem und gewollten Zusammenhang mit den Figuren, die sich aus den Fragmenten schälen oder in ihnen verbergen.

Die Werke, die Anne Rosinski ab Freitag in der Galerie RadioLenck  ausstellt, sind in den letzten zwölf Monaten entstanden. „Sie zeigen den Weg, auf dem ich mich mit meinem Thema auseinandergesetzt habe“, erklärt sie. Neben dem Bild „eintauchen“ hängen „in Bewegung“ und die „Grenzgängerin“. Sie wurden inspiriert von der Beobachtung, dass sich viele Menschen in ihrer informationsüberfluteten Umgebung  eigene Rückzugsräume organisieren. „Sie schaffen einen inneren Abstand zum Gewimmel“, beschreibt es die Künstlerin. Kopfhörer oder Bücher seien Beispiele dafür.

Anne Rosinski ist eine Quereinsteigerin und Autodidaktin. Seit 2012 kooperiert sie mit der Galerie Flox in Schirgiswalde-Kirschau bei Bautzen. Von dort erhielt sie viel Aufmunterung für ihre Arbeit, meint sie. Die gebürtige Stralsunderin wohnt mit ihrem kleine Sohn und dem Partner in Dresden. Bis zum Jahresende sind ihre Werke am Konkordienplatz in Pieschen ausgestellt. Im Januar wird sie sich auf der Künstlermesse in Dresden präsentieren.

Eine Laudatio wird es zur Ausstellungseröffnung am Freitag Abend nicht geben, sagt Galerist Lutz Jakobasch. Statt dessen wird die Kulturwissenschaftlerin Katrin Tominski  den Gästen in einem Künstler(in)gespräch Anne Rosinski und ihr Werk vorstellen. Das ist persönlicher und vielleicht auch ein bisschen bodenständiger, meint Jakobasch.

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Anne Rosinski
„eintauchen“
Papier Grafit Collagen

Eröffnung: 4. Dezember, 20 Uhr
Galerie RadioLenck, Konkordienplatz
geöffnet: Di. & Do. 15 – 20 Uhr
oder nach Absprache unter 0172 6417766 oder 0162 4106985[/box]

Pop-Up-Store für zwei Monate: Unipolar bedruckt mit wissenschaftlichem Anspruch

Für zwei Monate haben Steve Kupke und Daniela Praß ihr Geschäft an der Jahnstraße geöffnet. Pop-Up-Store heißt das Prinzip in der Sprache der Kultur- und Kreativwirtschaft und soll Firmengründern helfen, ihre Produkte zu präsentieren. Ein zeitlich begrenzter Laden, der „aufpoppt und dann auch wieder verschwindet“, sagt Initiator Kupke. Das Angebot besteht aus fair gehandelten, bio-zertifizierten und nachhaltig produzieren Kleidungsstücken. Die besondere Idee, die sich hinter dem Modelabel Unipolar verbirgt, sind die Motive auf T-Shirts, Pullover, Hemden oder Taschen. Keine platten Sprüche, kein Nerd-Design, sondern wissenschaftlicher Anspruch komme auf den Stoff, betont der studierte Physiker. „Wir bringen wissenschaftliche Errungenschaften und prägende Momente der Forschung in ansprechenden Designs auf unsere Produkte“, sagt Kupke. „Wir bringen alles auf das T-Shirt, was man studieren kann“, beschreibt Daniela Praß die Idee etwas eingängiger. Zum Beispiel ein T-Shirt mit dem Original-Cover von Isaac Newtons Hauptwerk „Mathematische Principien der Naturphilosophie“ oder mit den Galapagosfinken aus Charles Darwins „Über die Entstehung der Arten“. Damit hat sie auch gleich die wichtigste Zielgruppe des Modelabels genannt – Studenten, Akademiker und alle, die genug von den T-Shirt-Plattheiten haben.

Warum der Shop dann nicht auf dem Dredner Campus eröffnet wurde? Wir sind hier in guter Nachbarschaft, meint Kupke. Nebenan hat die Verbrauchergemeinschaft für umweltgerecht erzeugte Produkte ihren Sitz. Ohnehin sei der Pop-Up-Store wirklich so gedacht, wie es der Name sagt. Schon aus Zeitgründen werden sich die beiden Firmengründer künftig auf den Online-Vertrieb beschränken.

Das Geld für die erste Kollektion wurde mit einer Crowdfunding-Kampagne eingesammelt. 6.000 Euro waren das Ziel, mehr als 8.000 Euro sind zusammengekommen. Die Beschreibung des Projektes und das erklärende Video haben offenbar viele Sympathisanten überzeugt.

Die Einrichtung ihres Geschäfts steht dem Produktanspruch in nichts nach: Tische aus alten Dielen und Europaletten, Theke und Kleiderständer aus alten Rohren auf rohem Betonfußboden. Während die beiden auf ihre ersten Kunden warten, macht Kupke noch ein bisschen Werbung: „Wir wollen den Leuten einfach die unglaublich gute Qualität der Bio-Textilien präsentieren und diese auch unbedruckt anbieten – in zeitgemäßen Schnittformen und einer riesigen Farbauswahl. Dabei möchten wir zeigen, dass fair nicht gleich teuer heißen muss“, sagt er und findet, dass hier jeder, „der ein besonderes Weihnachtsgeschenk sucht, bei uns genau richtig ist“.

Förderprogramm Barrierefreies Bauen: 33 Projekte realisiert – Fortsetzung 2016 gesichert

Unorthodox, unbürokratisch, innerhalb von zwei Wochen war das Geld erstattet. Solches Lob hört die Stadtverwaltung selten. Julius Skowronek, Leiter des Projekttheaters in der Dresdner Neustadt, wiederholte das heute gern und mehrmals. Das Theater hat seit der Sommerpause einen Rollstuhltreppenlift, eine behindertengerechte Toilette und eine Rampe am Theatereingang im  Innenhof.
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Geförderte Maßnahmen (Auswahl)

  • Hublift im Seniorenbegegnungszentrum  Bühlowh
  • Schwimmbadlifter im Elbamare Dresden
  • mobile Rampe, behindertengerechtes WC im Hatikva
  • Treppenlift im Kino in der Fabrik
  • Wiesenrampe Ostrale
  • induktive Höranlage Putjatinhaus
  • Treppenlift Lingnerschloß
  • behindertengerechtes WC und Zugangsweg für ev.-luth. Gemeinde Weißer Hirsch[/box]

„Bisher haben wir uns mit der alten Feuerschutztür beholfen“, sagte Skowronek. Da mussten vier Leute anpacken, um sie am Saaleingang zu platzieren. 33.000 Euro hat das Theater investiert. Der Lift ermöglicht nun den Zugang zum Foyer und zum neuen WC. 25.000 davon kamen aus dem Förderprogramm „Barrierefreies Bauen – Lieblingsplätze für alle“. Das Programm hatte der Freistaat erstmals 2014 aufgelegt und mit 2,5 Millionen Euro ausgestattet. Rund 250.000 Euro pro Jahr landen in Dresden.

Drei Besucherinnen mit Elektrorollstühlen hätten ihn auf das Programm aufmerksam gemacht, meinte Skowronek und freut sich über den Gewinn an Lebensqualität in seinem Haus. Am großen Haustor ist jetzt ein gut sichtbarer Aufkleber „Wir haben eine mobile Rampe“ zu sehen, was noch fehlt, sei ein schönes Pictogramm, das auf die Klingel hinweist, mit der sich Rollstuhlfahrer melden können. Das Tor habe keine Hydraulik und sei schwer zu öffnen.

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Für den Zugang zum Saal benötigt MArio Peters Hilfe. Theaterchef Julius Skowronek (r.) plant bereits weitere Verbesserungen. Foto: W. Schenk

Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) kündigte eine Fortsetzung des Programms für 2016 an. Er rief dazu auf, bis 29. Januar 2016 die Förderanträge einzureichen. 31 von 94 Anträgen konnten für die Jahre 2014 und 2015 bewilligt und umgesetzt werden. 490.200 Euro Fördergelder seien dafür geflossen. Alle Entscheidungen seien mit der Behindertenbeauftragten und dem Behindertenbeirat abgestimmt. Der Zuschuss pro Projekt ist auf maximal 25.000 Euro begrenzt. Was darüber liegt, müsse der Antragsteller selbst aufbringen. Die 8.000 Euro Mehraufwand für das Projekttheater, so Skowronek, seien durch Spenden und Benefizaktionen zusammengekommen.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband war mit drei Anträge in den letzten beiden Jahren erfolgreich. So entstand ein taktiler Lageplan, mit dem die Begegnungsstätte in der Strehlener Straße leichter zu finden ist und die Zugangstür konnte für Rollstühle verbreitert werden, erläuterte Jan Blüher, Vizechef des Dresdner Kreisverbandes. Außerdem gibt es jetzt am Eingang ein Blinden-Informationssystem (Blis). Mit einem kleine Sender können akustische Informationen abrufen werden – zum Beispiel die Lage der Eingangstür. Die meisten Dresdner, so Blüher, hätten das Blis wahrscheinlich schon einmal an einer Haltestelle der Verkehrsbetriebe in Funktion erlebt. „Wenn dort plötzlich eine Stimme ertönt und Ansagen macht, hat jemand das Blis ausgelöst“, so Blüher.
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Service:

>> alle Informationen zum Förderprogramm
>> Förderantrag „Barrierefreies Bauen – Lieblingsplätze für alle“
>> Termin: Antrag bis 29. Januar 2015
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Sylvia Müller, Dresdens Beauftragte für Menschen mit Behinderungen, ermutigte dazu, bis zum Januar die Förderanträge einzureichen. Das Förderprogramm sei dazu da, die Nutzung von Kultur-, Freizeit,- Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen für Menschen mit Behinderungen zu verbessern oder überhaupt zu ermöglichen. So könnten mit kleinen Investitionen Restaurants, Kinos, Theater, Galerien, Vereine und Veranstaltungsräume  behindertengerechter gestaltet werden, sagte sie.  Private Anbieter werden gegenüber kommunalen Antragstellern allerdings bevorzugt berücksichtigt.

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Bürgerbüro Klotzsche schließt – scharfe Kritik von rot-grün-roten Ortsbeiräten

Die Schließung des Bürgerbüros in Klotzsche ab 1. Dezember auf unbestimmte Zeit ist von den Ortsbeiräten der Grünen, SPD und Linke scharf kritisiert worden. „Das ist eine Diskriminierung eines ganzen Ortschaftsbereiches mit den Stadtteilen Klotzsche, Hellerau, Rähnitz und Wilschdorf“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der fünf Ortsbeiräte. Auch bei kurzfristigen Personal-Engpässen im Bürgeramt müsste die Belastung auf alle Bürgerbüros verteilt werden – zum Beispiel mit verkürzten Öffnungszeiten. „Das wäre eine gerechte Lösung“, heißt es weiter.

Mehraufwand wegen Meldegesetz

Die Schließung des Bürgerbüros in Klotzsche wurde mit dem Mehraufwand aus der Einführung des neuen Meldegesetzes seit 1. November begründet. So müsse jetzt beispielsweise für jede An- bzw. Ummeldung einer Wohnung und in Fällen, bei denen eine Abmeldung notwendig ist, eine Bestätigung des Wohnungsgebers vorgelegt werden, erläutert Rathaussprecher Karl Schuricht. Bei über 90.000 Meldevorgängen im Jahr sei dies ein erheblicher
Mehraufwand. Das Bürgeramt bemühe sich gemeinsam mit dem zuständigen Geschäftsbereich um die Schaffung neuer Stellen, um die zusätzlichen Aufgaben bewältigen zu können. „Sobald uns das zusätzliche Personal zur Verfügung steht, öffnet das Bürgerbüro Klotzsche wieder und kann zum normalen Dienstbetrieb übergehen“, so Schuricht. Die bereits in Klotzsche beantragten Personalausweise und Reisepässe würden im Bürgerbüro Pieschen zur Abholung bereit liegen.

Zusätzlicher Aufwand seit März bekannt

„Hier handelt es sich um eine gravierende Fehlplanung des Bürgeramtes“, kritisieren die fünf Ortsbeiräte Andreas Weck-Heimann, Jens Müller (beide Grüne), Heinz Geißler, Steffen Apel (beide Linke) und Ursula Roitsch (SPD). Die mit dem Meldegesetz verbundenen Änderungen seien seit März 2015 bekannt. Ebenso kritisch sehen die Ortsbeiräte den Umstand, dass die kurzfristig angekündigte ersatzlose Schließung des Bürgerbüros in Klotzsche offenbar ohne Rücksprache mit der Ortsamtsleitung erfolgt sei.

>> Onlineservice der Bürgerbüros