Neue Erstaufnahmeeinrichtung am Flughafen – CDU kritisiert Informationspolititk von OB Hilbert

Die Landesdirektion Sachsen will am Flughafen in Klotzsche eine weitere Erstaufnahme-Unterkunft für 500 Flüchtlinge errichten. Dafür sollen bis zu 14 Leichtmetallhallen auf dem ehemaligen Parkplatz P4 aufgebaut werden, erklärte heute LDS-Sprecher Holm Ferber. Die Fertigstellung sei für November geplant. Ferber schloss aus, dass bestehende Gebäude des Flughafens genutzt werden. Die Lage sei nach wie vor angespannt. Allein im September wären 8.000 neue Asylbewerber nach Sachsen gekommen.

CDU mit wenig Verständnis

Hilbert Turnhalle Schleiermacherstr
CDU kritisiert Informationspolitik von OB Dirk Hilbert. Foto: W. Schenk

Mit wenig Verständnis hat heute die Dredner CDU auf die kurzfristige Belegung von vier Turnhallen für Flüchtlinge reagiert. Bereits im August habe die Stadtratsfraktion auf die drohende Lage reagiert und einen Antrag eingebracht, mit dem der Zugriff auf Schulturnhallen verhindert werden sollte. Seitdem sei wertvolle Zeit verstrichen, kritisierte der Pieschener CDU-Stadtrat Veit Böhm. Ärgerlich sei für ihn auch die Informationspolitik der Stadt. Nur einen Tag vorher die Schließung mitzuteilen, „ist nicht zu akzeptieren“, so Böhm. Gemeinsam mit der Vorsitzenden der Jungen Union, Heike Ahnert, forderte er, dass die Unterbringung kein Dauerzustand sein dürfe. „Statt wortgewaltige Reden über Dresden als Vorzeige-Integrationsstadt zu halten, sollte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) die Flüchtlingsunterbringung tatsächlich zur Chefsache machen“, forderte Ahnert.

Netzwerk in Plauen will helfen

Hilbert hat sich am frühen Nachmittag in Plauen über die Vorbereitungen zur Flüchtlingsaufnahme in der Turnhalle Schleiermacherstraße informiert. 70 Feldbetten stehen dicht an dicht, darauf liegen noch verpackt Bettwäsche und Decken, auch Handtücher sind bereits verteilt. Trennwände gibt es nicht. Man rechne mit einer reinen Männerbelegung, sagt Johanniter-Sprecher Danilo Schulz. Die Hilfsorganisation hat die Betreuung in drei der vier kurzfristig belegten Turnhallen übernommen. Am Terrassenufer wird die Heilsarmee tätig sein.

Johanniter Pressesprecher Danilo Schulz
Johanniter-Sprecher Danilo Schulz: Wir rechnen jeden Moment mit dem Eintreffen der Flüchtlinge. Foto: W. Schenk

Im benachbarten Schulgebäude ist ein Raum für die Versorgung der Flüchtlinge vorbereitet. Das Essen ist bereits geliefert, erzählen die Johanniter-Helfer. Sie würden jeden Moment mit dem Eintreffen der Belegung rechnen.

Ortamtsleiterin Irina Brauner ist auch vor Ort. Sie ist froh, dass sich das Netzwerk „Dresden-Plauen Miteinander“ in der ehrenamtlichen Betreuung der Flüchtlinge engagieren will.  Am 9. Oktober treffen sich alle Mitwirkenden im Netzwerk, um über die konkrete Hilfsarbeit zu reden. Neben den Flüchtlingen in der Turnhalle Schleiermacherstraße sind weitere 600 in Sporthallen der TU Dresden in der Nöthnitzer Straße und mehr als 200 in dezentralen Wohnungen untergebracht. Das Netzwerk will Sprachkurse, Alltagsbegleitung, Sportangebote oder Kinderbetreuung organisieren. Dabei könne man von vielen guten Erfahrungen anderer, schon länger arbeitender, Initiativen profitieren, sagte ein Netzwerk-Sprecher.

Hilbert stellt sich aufgebrachten Anwohnern

Die Turnhalle in der Schleiermacherstraße wird, so Hilbert bei seinem Vor-Ort-Termin, ohnehin nur befristet belegt. Spätestens im April soll sie frei geräumt sein, damit sie, wie geplant, abgerissen werden kann. An dem Standort werde neu gebaut. Er verstehe, dass viele Mitglieder der betroffenen Sportvereine enttäuscht seien, sagte er. Es sei aber höchste Zeit gewesen, die Zelte in der Bremer Straße zu räumen. Er versuche, mit denen, die gegen die Entscheidung der Stadt protestieren, ins Gespräch zu kommen, erklärte Hilbert. Als er Mittags unverhofft in Übigau in der Thäterstraße auftauchte, fand er allerdings kaum Gehör. Immer wieder wurde er unterbrochen, vor Ort war auch die Ex-OB-Kandidatin Tatjana Festerling. Sie hatte den Pegida-Wählern im Sommer noch die Unterstützung von Hilbert im zweiten Wahlgang bei der OB-Wahl empfohlen. „Es waren weniger Fragen als eher Botschaften“, meinte Hilbert danach. Es herrsche eine Stimmung, des es auch künftig nicht leicht machen werde. Er bleibe aber weiter gesprächsbereit.

Hilbert erklärte, dass die Stadt von Einwohnern und Unternehmen gern weitere Vorschläge für die Unterbringung von Asylbewerbern entgegennehme. Eine bei Bürgermeister Hartmut Vorjohann eingerichtete Arbeitsgruppe prüfe ständig mögliche Objekte.

 

Erst auf – jetzt wieder zu: Parkplatzposse an der Erich-Ponto-Straße

Eine Parkplatz-Posse der besonderen Art scheint sich an der Erich-Ponto-Straße zu entwickeln. Im Juli ließ sich der CDU-Landtagsabgeordnete Patrick Schreiber von der Bild-Zeitung dafür feiern, dass er die öffentliche Nutzung des Behördenparkplatzes durchgesetzt habe. Die Besucher der Filmnächte am Elbufer wussten es zu schätzen. Der Parkplatz war an den Abenden gut gefüllt. Zu früh freute sich auch Stadtrat Franz-Josef Fischer, als er diese Woche die Parkplatzöffnung als einen Erfolg der Mühen der FDP/FB-Stadtratsfraktion hervorhob.

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Franz-Josef Fischer, FDP/FB-Stadtrat, findet die Schließung absurd: „Das grenzt an Steuergeldverschwendung“. Foto: W. Schenk

Der Parkplatz ist für die Öffentlichkeit wieder dicht. Das Schild mit der Erlaubnis, den Parkplatz an den Wochentagen zwischen 16 und 2 Uhr und am Wochenende ganztags nutzen zu dürfen ist weg. Statt dessen gibt es jetzt einen Hinweis für die Landesbediensteten auf eingeschränkten Winterdienst.

Zuständig für die Parkplätze im Regierungsviertel ist der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). „Die Erfahrungen mit der befristeten Öffnung des Parkplatzes werden gerade mit der Stadt ausgewertet“, sagte ein SIB-Sprecher auf Anfrage. Weil die Abstimmung zwischen Freistaat Sachsen und Landeshauptstadt zur Parkraumsituation im Regierungsviertel noch nicht abgeschlossen sei, habe man den alten Zustand wieder hergestellt.

„Jetzt wird es absurd“, reagierte Fischer heute auf diese Aktion. Kurz vor dem Hauptstraßenfest und der touristisch wichtigen Adventszeit würde der Freistaat einen Parkplatz für die öffentliche Nutzung wieder sperren. „Das grenzt an Steuergeldverschwendung“, kritisierte er und verwies auf die Baukosten für den Parkplatz in Höhe von 1,63 Millionen Euro. Die Fraktion werde ihren Antrag nun erneut im Stadtrat einbringen, kündigte Fischer an.

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Patrick Schreiber: Es war eine befristete Öffnung vereinbart. Foto: W. Schenk

Der CDU-Landtagsabgeordnete Schreiber sieht die Sache entspannter. Er habe im Sommer mit dem Finanzministerium die zeitweise Öffnung des Parkplatzes ausgehandelt, sagte er heute im Gespräch. Als bei den Filmnächten an manchen Abenden zehntausend Besucher einen Parkplatz gesucht hätten, sei das sehr hilfreich gewesen. Schon damals habe man auach vereinbart, mit der Stadt eine langfristige Lösung zu suchen. Das könnte auch eine Parkplatzbewirtschaftung mit Parkautomaten sein. Die große Parkplatznot sieht Schreiber nicht. Die Betreiber des Parkhauses an der Markthalle würden sich über mehr Kunden freuen, meinte er.

Wer im Regierungsviertel parken will, kann weiterhin den Behördenparkplatz neben der Staatskanzlei an der Wigardstraße nutzen. Er bleibt ganzjährig montags bis donnerstags ab 16.00, freitags ab 15.00 Uhr und am Wochenende geöffnet.

Gesundheitszentrum Klotzsche feiert Eröffnung mit Tag der offenen Tür

Mit vielen Gästen, Anwohnern, Bauleuten und Patienten wurde heute im Gesundheitszentrum in Klotzsche mit einem Tag der offenen Tür Eröffnung gefeiert. Neun Arztpraxen, eine Zahnarztpraxis, sechs therapeutische Praxen, sieben passende Fachgeschäfte und Anbieter von der Apotheke bis zum Pflegedienst sind bereits in ihre neuen Räume eingezogen. Die zweite Zahnarztpraxis öffnet am 16. November. Für die restlichen drei Mieteinheiten würden die Verträge jetzt unterzeichnet.

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Die ersten neugierigen Gäste beim Tag der offenen Tür. Foto: W. Schenk

Bevor heute Nachmittag die Besucher in den Neubau strömten, erinnerte Initiator und Allgemeinmediziner Norbert Missel in einer kleinen Feierstunde an Geschichte und Geschichten zum Projekt an der Königsbrücker Landstraße 98. Für den Namen Gesundheitszentrum habe man sich entschieden, weil man kein Kunstwort wollte, das man ständig erläutert müsse, sagte er. In den heißen Sommerwochen habe das Haus bereits seine Bewährungsprobe bestanden. In der Gemeinschaftspraxis in der obersten Etage seien die Raumtemperaturen wegen der ausgeklügelten Belüftungsanlage annehmbar gewesen. „Aus Kostengründen hatten wir auf eine Klimaanlage verzichte“, erinnerte Missel. Besonders bedankte er sich bei seiner Praxiskollegin und Mitinitiatorin des Projektes, Silke Müller. Oft habe sie in der Projekt- und Bauphase seine Patienten mit übernommen, weil viele der Geschäftspartner eben gern während der Sprechzeiten in die Praxis gekommen seien.

Das vom Klotzscher Architekt Alexander Beck entworfene Gebäude ist bis auf wenige Bauarbeiten fertig. Die Parkplätze und die Außenanlagen müssten noch fertiggestellt werden, sagte heute Stefan Voges vom Leipziger Bauherren Hansa Real Erstate. Er lobte die Zusammenarbeit mit dem Ärzteteam. Es sei eine überzeugende Idee gewesen. „Uns war schnell klar, dass ein speziell auf die Anforderungen zugeschnittener Neubau von hoher Qualität und in absolut verkehrsgünstiger Lage die besten Erfolgsaussichten haben würde. Mit dem Grundstück an der Haltestelle Arkonastraße haben wir dann auch schnell eine wunderbare Fläche gefunden und recht schnell bebauen können“, meinte Voges. Sein Unternehmen wolle „auf dem spannenden Dresdner Immobilienmarkt“ weiter aktiv bleiben, kündigte er an.

58 Stellplätze gibt es in der Tiefgarage und 20 auf dem Parkplatz im Außenbereich. Foto: W. Schenk
58 Stellplätze gibt es in der Tiefgarage und 20 auf dem Parkplatz im Außenbereich. Foto: W. Schenk

Das Gesundheitszentrum hat zwei Eingänge an der Königbrücker Landstraße. Die Zufahrt zur Tiefgarage und zum Parkplatz ist in der Straße Am Wasserwerk. Das gesamte Haus ist barrierefrei, zwei Behindertentoiletten befinden sich in den Gemeinschaftsbereichen, weitere in den Praxen. Am Bau waren etwa 17 Gewerke beteiligt, davon 15 aus Dresden und Umgebung, zwei weitere aus Chemnitz und Leipzig.

Für begeisterten Beifall hatten während der Feierstunde die Dresden Harmonists gesorgt. Norbert Missel, ehemaliger Rottweiler Münstersängerknabe und Mitglied des Kammerchors der Frauenkirche Dresden seit 2007, singt bei den Harmonists als 2. Tenor und moderiert das Programm. Heute hat er sich vertreten lassen. „Die Jungs haben das sehr gut gemacht“, meinte er nach der Feier, schließlich forderte das Publikum auch eine Zugabe.

Neustadt: Neuer Platz vor der Scheune soll im März 2016 fertig sein

Seit vier Wochen wird vor dem Kulturzentrum „Scheune“ in der Alaunstraße bereits gebaut. Die alte Sandsteinmauer ist längst weggerissen, man kann die neue Größe des Platzes bereits erahnen. Aufmerksam verfolgen Gäste in Café’s und Restaurants gegenüber das Baugeschehen. Heute überzeugten sich Stefan Szuggat, Leiter des Stadtplanungsamtes, und Projektleiterin Undine Neubert von der Stesad vor Ort vom Fortschritt des Baugeschehens. Mitgebracht hatten sie eine Visualisierung, die die Zukunft des Platzes zeigt.

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Seit vier Wochen wird gebaut, die Alaunstraße ist hier nur in einer Richtung befahrbar. Foto: W. Schenk

Vor der Scheune entsteht zwischen dem Eingang der Turnhalle und „Katys Garage“ ein etwa 900 Quadratmeter großer Platz. Die Planung ist mehrfach diskutiert worden, mit den Anwohnern, dem Scheune-Verein, der „Schwafelrunde“ und dem Ortsbeirat Neustadt. Viele Hinweise und Wünsche seien in das Projekt aufgenommen worden, sagte Szuggat und nennt als Beispiele die Möglichkeit zur Integration eines Kunstwerkes in die Platzgestaltung, die Anordnung von 50 Fahrradstellplätzen und Unterflurpapierkörbe.

Dass dennoch nicht alle Wünsche erfüllt wurden, machten heute Ortsbeirätin Benita Horst (FDP) und Stadträtin Jacqueline Muth (Linke) deutlich. Horst hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach von einer „Verpostplatzung“ des Vorplatzes gesprochen. Muth hingegen befürchtet, dass die soziokulturelle Identität des Platzes verloren geht.

Entgegen früheren Planungen erhält der Platz keinen dunklen Asphalt, sondern gelbliches Betonsteinpflaster. Für die Nutzung des Platzes für verschiedene Veranstaltungen wurden Medienanschlüsse wie Wasser und Strom gleich integriert. Die Freiflächen des Kulturzentrums erhalten eine Splittauflage, die Wege werden mit Betonplatten ausgelegt. Das Kulturzentrum wird künftig barrierefrei erreichbar sein. Dafür entstehen an der Alaunstraße zwei Rampen.

Eine neue Mauer trennt Vorplatz und Scheunengelände und bietet gleichzeitig Sitzgelegenheiten. Hier werden die alten Sandstein integriert. Gesessen werden kann künftig auch unter den neuen und alten Bäumen vor Ort. Vier Papierkörbe und zwei 1000-Liter-Unterflurpapierkörbe sammeln Müll. Auf dem Vorplatz wird es 50 Fahrradabstellplätze geben. Die Bauarbeiten sollen Ende März 2016 beendet sein. Die Baukosten sind mit etwa 750 000 Euro kalkuliert. Davon sind rund 110 000 Euro über Städtebaufördermittel finanziert.

Neustadt-Trödelmarkt mit 270 Händlern – erstmals auch am Martin-Luther-Platz

Am kommenden Sonnabend findet nun schon zum elften Mal der Neustädter Haus- und Hoftrödelmarkt statt. „Unsere neun Plätze sind komplett ausgebucht,
mehr als 270 Trödelwillige haben sich angemeldet“, erklärt Stefan Schulz, Sprecher der Werbegemeinschaft Dresden Neustadt. Weitere Anmeldungen können
nicht mehr berücksichtigt werden. Erstmals dabei ist der Martin-Luther-Platz vor der Kirche. Die Kirchgemeinde organisiert Turmbesichtigungen. Dieses Vergnügen werden die Besucher im nächsten Jahr nicht mehr genießen können, weil der Turm saniert wird. Heute hat Innenminister Markus Ulbig den Fördermittelbescheid übergeben und im Frühjahr beginnt die Arbeiten am Kirchturm.

Erstmalig durchgeführt wurde der „Haus- und Hof-Trödelmarkt“ im Herbst 2010. Er findet zwei Mal im Jahr statt – am ersten Wochenende im Mai und am ersten Wochenende im Oktober. Zum Start waren nur sieben Höfe mit etwa 100 Trödlern vertreten. Von Mal zu Mal ist das Interesse gestiegen. Die Teilnahme am „Haus- und Hof-Trödelmarkt“ ist für Bewohner der Neustadt auch in diesem Jahr wieder kostenlos.

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Die Trödelhöfe in der Übersicht

  • Sonnenhof (Alaunstraße 66-68)
  • Katys Garage (Alaunstraße/Ecke Louisenstraße)
  • Teufelshof vis-a-vis Scheune (Alaunstraße 39)
  • Bunte Ecke (Alaunstraße/Ecke Böhmische Straße)
  • Louisengarten (Louisenstraße 43)
  • Nordbadpassage – Kindersachenflohmarkt (Louisenstraße 48)
  • Mutzelhof – Kindersachenflohmarkt (Louisenstraße 54)
  • Louisenhof (Louisenstraße 62-64)
  • Martinshof (am Kugelbrunnen am Martin-Luther-Platz)[/box]

Weltrekord-Tafel am Heinz-Steyer-Stadion nach 29 Jahren mit neuem Eintrag

Fünf Monate nach seinem Weltrekord über 10 Kilometer Rückwärtslauf kündet auch die Weltrekord-Tafel am Heinz-Steyer-Stadion von dem denkwürdigen Ereignis am 26. April. Da war Thomas Dold beim Oberelbe-Marathon im Rückwärtslauf mit 39:20 Minuten erstmal unter 40 Minuten geblieben. Das sei eine Zeit, die nur etwa 1 Prozent der Vorwärtslaufenden über die gleiche Strecke schaffen, sagte der Ausnahmeathlet heute bei der Einweihung an der Weltrekord-Tafel neben dem Marathontor. Es war bereits sein siebter Weltrekord in dieser seltenen Disziplin, bei der er die Mitstreiterzahl in Deutschland auf einige hundert schätzt. Bei seinem Weltrekord in Dresden war er allein unterwegs. Ein Team mit sieben Helfern kümmerte sich auf Fahrrädern um eine freie Bahn und sorgte für einen sturzfreien Ablauf. Wegen des Weltrekordversuchs war auch eine Notarin dabei. Die letzten siebeneinhalb Runden absolvierte Dold im Heinz-Steyer-Stadion. Vorwärts hat er eine Bestzeit von 31:27 Minuten, den Freiluft-Weltrekord hält hier seit 2005 Kenenisa Bekele in 26:17,53 Minuten. „Draußen auf der Tafel zu stehen, das ist sooooo cool“, freute sich der Weltrekordler.

Dold läuft nicht nur Rückwärts, sondern auch Treppen. 44 Siege hat er hier bei internationalen Wettbewerben geholt, davon allein 7 beim Empire State Building Run Up in New York. Eine spektakuläre Niederlage musste er 2008 einstecken, als er bei „Wetten dass …?“ gegen einen Fassadenkletterer unterlag. Der war an Saugnäpfen an der Außenwand schneller die 18 Etagen hochgeklettert, als Dold im Treppenhaus gelaufen.

„Endlich ein Mann“, kommentierte Bürgermeister Detlef Sittel den Eintrag auf der Weltrekordtafel. Die bisherigen 17 Höchstleistungen seien alle von Frauen erzielt worden. Die letzte stammte von Heike Drechsler, die 1986 hier 7,45 Meter weit sprang. Der allererste Eintrag auf der Tafel gehört Gisela Mauermayer für ihre 1935 mit dem Diskus geworfenen 47.12 Meter.

Sittel verwies auf die Bemühungen der Stadt bei der Sanierung des traditionsreichen Stadions. Die alte Nordtribüne aus Holz ist bereits vollständig abgerissen. Bis 2017 werden hier 3 Millionen Euro in neue Zuschauerränge investiert. Derzeit verlegen die Bauarbeiter Kabel und Rohre. Am Jahresende soll dann die neue Tribüne aufgebaut werden. Bereits im März konnte ein neues Funktionsgebäude eingeweiht werden. In dem Zweigeschosser finden sich 13 Umkleiden und Sanitärräumen, eine Schiedsrichterumkleide mit Sanitärbereich, ein Geschäftszimmer und Toilettenanlagen für Damen und Herren. Sie ersetzen die alten Funktionsräume unter der Nordtribüne.

Oberelbe-Marathon-Organisator Uwe Sonntag hofft auf weitere Weltrekorde des Ausnahmesportlers. Unter dem Eintrag auf der Tafel sei noch Platz, sagte er und erinnerte an das 20. Jubiläum des Marathons in zwei Jahren.

St. Benno-Gymnasium: Willkommensfest und Schulpakete für Flüchtlingskinder

Nilofar ist neun Jahre alt und die deutschen Wörter sprudeln nur so aus ihr heraus. Vor neun Monaten ist sie aus Afghanistans Hauptstadt Kabul nach Dresden gekommen. Jetzt lässt sie sich bereitwillig von Emilia Hansel über ihr Leben in der neuen Welt ausfragen. Emilia hat das Willkommensfest für Flüchtlingskinder im St. Benno-Gymnasium mitorganisiert. Neben ihr sitzt Nilofars Schwester Kamila, gegenüber der Bruder Riza. Riza und Kamila sind 14 und besuchen Deutsch-als-Zweitsprache-Klassen. Sie hoffen, dass sie bald in den richtigen Unterricht wechseln können. Das hat Nilofar schon geschafft. Sie geht in die 2. Klasse, ihr Lieblingsfach ist Sport. Heute nachmittag gab es am St. Benno-Gymnasium viele solcher kleinen Gesprächsrunden. Zwischendurch wurde von den Schülern selbst gebackener Kuchen serviert.
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Zum Thema:
>> St.Benno-Gymnasium online
>> DKSB-Engagement für Flüchtlinge[/box]

Emilia und ihre Mitschüler wollen jetzt eine Arbeitsgemeinschaft aufbauen, die im Jugendtreff in der Trinitatiskirche Begegnungen mit Kindern von Asylbewerbern und Flüchtlingen organisiert. Sie haben schon Pläne für verschiedene Veranstaltungen entwickelt. Jetzt geht es ans Umsetzen. Jürgen Leide, pädagischer Leiter des Gymnasiums, gerät fast ins Schwärmen, wenn er von dem Engagement seiner Schüler berichtet. Als die Kinder nach den Sommerferien wieder in der Schule waren, sei viel über die Themen Flucht und Asyl geredet worden. Das Interkulturelle Sofa war zu Gast, die Schüler konnten mit Flüchtlingen sprechen. Viele wollten helfen und etwas tun. Die Arbeitsgemeinschaft und das Willkommensfest seien nur zwei Beispiele.

Weil am 20. September Weltkindertag ist, haben sich Gymnasium und der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) bei der Vorbereitung für das Fest zusammengetan. 290 Flüchtlingsfamilien seien mit Hilfe der Stadt eingeladen worden, meinte der Dresdner DKSB-Vorsitzende Peter Hoffmeister. Mit den Schulpaketen wolle man den Kindern den Start ins neue Schuljahr erleichtern. Seit vier Wochen sei an der Schule gespendet und gesammelt worden. Nicht alle der 300 Pakete haben heute eine neuen kleinen Besitzer gefunden. Die anderen Pakete werde der DKSB in Dresden verteilen. Hoffmeister ermunterte die Gymnasiasten, sich auch in den sozialen Netzwerken klar zu positionieren und fremdenfeindlichen Kommentaren entgegenzutreten. „Wenn wir nicht dagegenhalten, haben die anderen schon fast gewonnen“, sagte er. Dass das nicht immer so einfach gehe, machten die Schüler in der Diskussion klar. Nicht jeder sei so stark und könne zum Beispiel einen Shitstorm verkraften.

Auch der Deutschland-Präsident des DKSB, Heinz Hilgers, dankte den Schülern für ihr Engagement. Der Willkommenskultur müsse nun eine nachhaltige Integrationspolitik folgen, sagte er und forderte einen nationalen Aktionsplan, der die staatliche Gemeinschaft und das große gesellschaftliche Engagement zusammenführt. „Wenn uns das gelingt, werden aus den Leistungsempfängern der ersten Wochen und Monate Leistungsträger werden“, zeigte sich Hilgers überzeugt.

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Rewe zieht ins Prager Carrée ein

Bereits ein Jahr vor der Fertigstellung des Prager Carrées sind sich Bauherr Revitalis Real Estate aus Hamburg und der Einzelhandelskonzern Rewe einig geworden. Beide haben einen Langzeitmietvertrag über rund 1.800 Quadratmeter abgeschlossen, gab Revitalis Real Estate jetzt bekannt. Insgesamt sind in dem neu gebauten Areal 5.800 Quadratmeter für Einzelhandel und Gewerbe vorgesehen. Zehn Landeneinheiten zwischen 180 und 800 Quadratmeter haben die Bauherren geplant. Damit soll auch die Versorgung der Mieter in den 241 Wohnungen sicher gestellt werden.

Jan Wetzel vom Einzelhandels-Vermietungsexperte Comfort will für das Areal einen passenden Mix an Geschäften gewährleisten. „Sicher ist, dass das Entree in die Innenstadt mit dem Prager Carrée eine weitere Aufwertung erfährt und die Handelslage noch attraktiver wird“, sagte Wetzel. Mike Michel, Expansionsleiter der REWE Region Ost, kündigte ein auf die Bedürfnisse der Städter zugeschnittenes Angebot an und sprach von einem „vollen Sortiment, abgestimmt auf eine urbane Zielgruppe mit Fokus auf frische Produkte, mit vielen Bio-Lebensmitteln und verzehrfertigen Snacks“.

 

 

 

Stadt lehnt provisorische Ampellösung am Archivplatz ab – Kritik von Konsum und Markthalle

Die Stadtverwaltung lehnt eine zeitweise Fußgängerampel zur Überquerung der Albertstraße in Höhe Archivplatz ab. „Eine provisorische Lösung ist nicht vorgesehen. Bis zu einer endgültigen neuen Verkehrslösung gibt es sichere Querungsmöglichkeiten im Bereich des Carola- und Albertplatzes“, erklärte Rathaussprecher Karl Schuricht auf Anfrage. Die Sperrung der Brücke sei unvermeidbar gewesen. „Die Betonstruktur der Massivbauteile löst sich auf, etliche Betonstufen sind bereits zerfallen,  die Gussasphalteinlagen in den wannenartig konstruierten Stahltreppenstufen sind aufgewölbt, hochgefroren und mehrfach gebrochen. Sämtliche Treppenanlagen sind nicht mehr sicher begehbar“, sagte Schuricht. Die Brücke soll abgebaut werden.

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Für eine umfassende Neugestaltung des Platzes und eine ebenerdige Fußgängerlösung, hier Pläne von 2011, gibt es derzeit kein Geld. Quelle: dresden.de

Seit der Sperrung der Fußgängerbrücke im März hat sich die Situation für die Fußgänger deutlich verschlechtert. Besonders Bewohner der Inneren Neustadt sowie zahlreiche Ministerialbeamte und Beschäftigte des benachbarten Regierungsviertels überqueren zwischen Neustädter Markthalle und Hauptstaatsarchiv die Albertstraße, um im Einkaufsviertel an der Hauptstraße einzukaufen oder um in der  Mittagspause schnell essen zu gehen.

Für Sören Goldemann, Geschäftsführer der Neustädter Markthalle ist dieser Zustand untragbar. „Unsere Kunden von der anderen Seite der Albertstraße sind derzeit gezwungen, große Umwege in Kauf zu nehmen, wenn sie Wert auf ihre Sicherheit legen. Entweder müssen sie über den Albertplatz oder den Carolaplatz“, kritisiert Goldemann. Er hatte sich bereits im Juli an das Stadtplanungsamt gewandt. Einzige Antwort der Behörde war, dass die Brücke nicht wieder geöffnet werde und die Stadt an einer umfassenden Lösung arbeite. Auch Konsum-Vorstand Roger Ulke hatte vergeblich bei den Stadtplanern nachgefragt. „Wir verstehen, dass eine umfassende Neugestaltung Zeit und vor allem Geld benötigt“, erklärte Ulke. „Bis dahin muss es aber doch möglich sein, eine schnelle und verkehrssichere Lösung zu finden. Die Einrichtung einer provisorischen Fußgängerampel wäre sicher die beste Lösung im Sinne der Anwohner, Händler und Kunden der Hauptstraße sowie der Neustädter Markthalle“, fügte er hinzu.

Die beiden Briefe des Geschäftsführers der Markthalle und des Vorstandes der Konsum Dresden eG seien in der sogenannten Verkehrsrunde erörtert worden, sagte Schuricht. In dieser Runde würden sich die Verkehrsplaner des Stadtplanungsamtes mit dem Straßen- und Tiefbauamt als Straßenbaulastträger über laufende Planungsprozesse abstimmen. Die Schreiben würden dieser Tage beantwortet werden.

Statt einer provisorischen Lösung will die Stadtverwaltung „unter Berücksichtigung der städtebaulichen Entwicklungsziele für die Innere
Neustadt eine sichere und barrierefreie Alternativlösung im Umfeld der bisherigen Querung“ planen, sagte der Rathaussprecher. Es müssten nicht nur die Albertstraße, sondern auch die Gleisanlagen überquert werden. Derzeit gebe es aber weder einen Zeitpunkt für den Start der erforderlichen Baumaßnahmen noch entsprechende Finanzen. Die müssten im nächsten Doppelhaushalt für 2017/18 erst eingestellt werden.

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Flüchtlinge lernen Deutsch – ABC-Tische des Dresdner Umweltzentrums sind großer Erfolg

„Ich lege eine Herz 10“, sagt Nadim. „Du bist dran“. Tahir antwortet „Ich habe nichts“, zieht eine Karte vom Stapel und reicht mit „Du bist dran“ die Reihe an Zafir weiter. Zafir guckt hilfesuchend auf seine beiden Mitspieler und zeigt seine Spielkarte. „Kreuz zehn“, erklärt Nadim auf deutsch, und auf arabisch dann wohl so etwas wie „leg sie hin, das passt“. Die drei Flüchtlinge aus Syrien kommentieren am Sonnabend Nachmittag beim Kartenspielen, was sie gerade tun. Eckehard ist heute zum ersten Mal hier, hat ihnen gerade Mau Mau beigebracht und fordert die drei immer wieder zum sprechen auf. Es wird viel gelacht in der Runde. Vor einer halben Stunde sahen die Gesichter von Nadim, Tahir und Zafir noch sehr viel angestrengter aus. Es ging um Lebensmittel – Brot, Butter, Marmelade, Wurst. Viele neue Begriffe, die in dem Satz „ich esse ….“ unterzubringen waren.

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Susann Binder (Mitte, hockend) vom Umweltzentrum hatte am Sonntag zum Helfer-Treffen geladen. Foto: W. Schenk

Seit sechs Wochen sind solche Szenen auf dem Ehemaligen Äußeren Matthäusfriedhof Normalität.  Schräg gegenüber der Zeltstadt in der Bremer Straße hat das Umweltzentrum Dresden die Pforten für die Flüchtlinge geöffnet und bietet ihnen einen Willkommensraum. „Wir wollen hier den ersten Zentimeter Zuversicht vermitteln“, sagt Stefan Mertenskötter. Er ist der Projektverantwortliche für den Ehemaligen Äußeren Matthäusfriedhof, den das Umweltzentrum im Sommer 2013 im Rahmen eines Erbbaurechtes für 30 Jahre übernommen hat. Der Friedhof ist entwidmet, die letzten Bestattungen liegen zwanzig Jahre zurück. Als gegenüber die Zeltstadt aus dem Boden gestampft wurde, hat es nicht lange gedauert, bis die Mitarbeiter des Unmeltzentrums aktiv wurden. Zuerst gab es ein Angebot an die Frauen und Kinder, das wie ein Park wirkende Gelände zu nutzen. Ein Trampolin wurde gespendet und ein großer Sandhaufen zum Buddeln für die Kinder aufgeschüttet. „Da half uns das Stadtteilzentrum Emmers in Pieschen“, erinnert sich Susann Binder vom Umweltzentrum. Die hatten gerade ein Beach-Volleyball-Turnier beendet und jetzt viel Sand übrig. In den Hitzewochen kam noch ein Planschbecken für die Kleinen dazu. Und vor allem gab es Schatten unter den großen alten Bäumen – und Ruhe. In den Zelten gegenüber stand die Hitze, rund eintausend Menschen sind dort untergebracht.

Wenig später hatte Mertenskötter die Idee mit den ABC-Tischen. Jeweils ein, zwei oder drei Dresdner setzen sich mit Flüchtlingen an einen Tisch und reden oder lernen gemeinsam. Cornelia Pick, Friederike und Fanny hatten sich schon beim DRK im Zeltlager engagiert, Spenden sortiert und verteilt oder, wie Fanny, als medizinische Helferin gearbeitet. „Als die ersten Busse mit den Flüchtlingen kamen, haben wir sie begrüßt“, sagt Fanny. Am nächsten Tag sei sie dann zum DRK gegangen und habe ihre Unterstützung als Krankenschwester angeboten. Nach Vorlage ihres Zeugnisses funktionierte das auch. Die drei gehören inzwischen zum festen Kreis der Teacher an den ABC-Tischen. „Ein bisschen englisch können die meisten“, meint Friederike. Hier zu helfen, sei für sie „das normalste auf der Welt“.

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Für die Helfer, die zum ersten Mal kommen, gibt es einen Teacher-Treffpunkt. Hier können auch die Flüchtlinge nach einem Lehrer fragen. Foto:W. Schenk

Keiner der ABC-Helfer hat einen Kurs als Sprachlehrer besucht. Auch Ingrid nicht. Sie ist Zahnärztin und jetzt in Rente. Bevor sie vergangene Woche das erste Mal herkam, hat sie überlegt, wie sie das anstellen könnte. „Da war ich gerade beim Apfelmus einwecken und habe dann einfach ein Glas Apfelmus und Äpfel mitgenommen“, erzählt sie. Das seien schon mal drei neue Worte: Apfel, Glas, Apfelmus. Man müsse sich einfach was einfallen lassen, meinte sie und ist dann noch zwei weitere Tage hier gewesen. Auch für Montag hat sie sich wieder in der von Susann Binder angelegten Doodle-Liste eingetragen. Mehr als einhundert Helfer finden sich hier bereits. Von Montag bis Sonnabend zwischen 14 und 17 Uhr kommen sie auf den ehemaligen Friedhof und sind für drei Stunden Lehrer. Oder, wie es Mertenskötter sagt, in vielen Fällen der allererste Kontakt zur deutschen Bevölkerung.

Hassan und Monika Disouky aus Radebeul kommen gemeinsam zu den ABC-Tischen. Hassan ist Ägypter und spricht perfekt deutsch. Darum ist er ein gefragter Gesprächspartner, kann viel über die Besonderheiten der Deutschen erzählen und auf Sitten und Regeln hinweisen, die hier anders sind, als in vielen arabischen oder islamischen Ländern. „Manche erzählen ihre Fluchtgeschichten“, sagt er. So erfahre man nicht nur, dass sie zum Teil drei Jahre unterwegs waren, sondern auch etwas über Schulabschlüsse oder Berufe. Monika Disouky kommt gut vorbereitet zu den ABC-Tischen. Sie habe Bildertafeln und wichtige Vokabeln ausgedruckt, die sie an den Tischen verteilt.

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Dichtes Gedränge an den ABC-Tischen. Im Hintergrund ist die Zeltstadt nicht zu übersehen. Foto: W. Schenk

Die Nachmittage auf dem Friedhof vergehen schnell. Gegen 14 Uhr stehen auf den etwa 15 Tischen Wasserkaraffen und Becher. Die ersten Teacher treffen ein. Am Sonnabend kamen fast 18, auch ganze Familien mit Kindern. Viele bringen etwas mit – Obst, Kuchen oder Saft. Dann kommen die ersten Männer aus der Zeltstadt über die Straße. Einige legen sich erst einmal auf die Wiese, die anderen finden sich an den Tischen ein. Etwas später sitzen ganze Flüchtlingsfamilien an den Tischen. Der Kontakt kommt schnell zustande. Und dann wird gearbeitet. Etwa 80 bis 100 Flüchtlinge haben am Sonnabend das Angebot genutzt.

Als Eckehard sich am Sonnabend von seinen drei Kartenspielern verabschiedet hat, war die ABC-Zeit noch nicht ganz vorbei. Zwei Jungen sprechen ihn an, beide 18 und aus Afghanistan, wie sich schnell herausstellt. Sie wollen noch lernen. Zum Glück sind noch einige Blätter mit Lebensmittel-Bildern übrig. Farhad und Kasim kommen aus Kabul. Nach einer Stunde ertönt das Signal zum Aufbruch.

Mertenskötter braucht Platz für die nächste Aktion. Ein Transporter von der „Dresdner Tafel“ steht schon im Garten. „Wir verteilen jetzt Obst“, erklärt er. Auch dafür gebe es jetzt klare Regeln, nachdem es beim ersten Mal etwas unglücklich verlaufen sei, meint er. Jetzt funkioniert das. Mertenskötter ist bei den Flüchtlingen eine Respektsperson. Jetzt hofft er auf Unterstützung der Dresdner für die kalte Jahreszeit und meint: „Wir brauchen Räume, die zu Fuß von der Bremer Straße aus erreichbar sind“.

 

Mehr Sicherheit für Fußgänger – Mittelinsel am Einkaufszentrum an der Boltenhagener Straße

Die Stadt will in Klotzsche an der Boltenhagener Straße mit einer Mittelinsel zwischen den Einkaufszentren mehr Sicherheit für die Fußgänger schaffen. Bushaltestellen, zwei große Parkplätze und der Durchgangsverkehr sorgen hier für eine hohe Belastung. Für die Kunden, die zwischen Märkten und Dienstleistern auf beiden Seiten der Boltenhagener Straße wechseln, ist das Überqueren der Straße oft mit langer Wartezeit und Risiko verbunden. Die Rechts- und Linksabbieger aus beiden Parkplätzen sind eine zusätzliche Gefahrenquelle.

Hier will das Straßen- und Tiefbauamt nun Abhilfe schaffen und baut auf der Boltenhagener Straße zwischen der Ahlbecker Straße und der Travemünder Straße eine Mittelinsel. Ab Montag beginnen die Bauarbeiten. Am 10. Oktober soll die neue Fußgänger-Lösung fertig sein. Den Platz für die Insel in der Mitte der Straße schaffen die Straßenbauer durch eine Verlegung des Fußgängerwegs auf der nördlichen Seite, in Richtung des Parkplatzes für Rewe und Aldi. Der Autoverkehr werde an der Baustelle vorbeigeleitet, teilte das Straßen- und Tiefbauamt mit. Allerdings werde es Beeinträchtigungen geben. In der letzten Woche der Bauarbeiten wird der Verkehr mit einer Ampel über die Baustelle geführt. Rund 50.000 Euro kostet die Investition in mehr Sicherheit für die Fußgänger. An der Travemünder Straße entsteht derzeit die neue Feuerwehr- und Rettungswache. Hier sollen ab Sommer 2016 Feuerwehr und Krankenwagen zu ihren Einsätzen ausrücken.

Richtfest für neue Feuerwehr- und Rettungswache in Klotzsche

Nur vier Monate nach der Grundsteinlegung haben Bauarbeiter, Feuerwehrleute und Gäste heute Richtfest für die neue Feuerwehr- und Rettungswache in Klotzsche gefeiert. Im Sommer 2016 wollen die Feuerwehren aus Hellerau und Klotzsche in ihr neues, dann gemeinsames Haus einziehen. „Wir verfolgen seit Jahren eine klare Standortstrategie, die mit dem Stadtfeuerwehrverband abgestimmt ist“, betonte Detlef Sittel, Zweiter  Bürgermeister der Stadt.

Feuerwehr Richtfest Klotzsche 1009
Richtfest-Ritual: Die Wehrleiter Robby Schmiade – in Aktion – und Ronny Seifert sowie Bürgermeister Detlef Sittel schlagen unter den aufmerksamen Blicken von Feuerwehr-Chef Andreas Rümpel den Nagel ein. Foto: W. Schenk

So sei die  Zusammenlegung der Stadtteilfeuerwehren Hellerau und Klotzsche in einem gemeinsamen Objekt seit 2009 im Brandschutzbedarfsplan verankert. In dem Neubau wird auch ein Rettungsdienst stationiert. Der Malteser Hilfsdienst werde hier mit einem Fahrzeug und zehn Mitarbeitern vertreten sein.

Mit dem Standort an der Travemünder Straße/Ecke Boltenhagener Straße würden die Hilfsfristen in der Notfallrettung im Norden der Stadt Dresden verbessert, betonte Sittel. Die neue Wache werde unter anderem für den Industriepark Infineon, die Hellerauer Werkstätten, das Festspielhaus Hellerau und den Flughafen zuständig sein.

Rund 3,4 Millionen Euro investiert die Stadt in die Verbesserung der Einsatzbedingungen für die 42 ehrenamtlichen Feuerwehrleute und 26 Mitglieder der Jugendfeuerwehr, zehn Prozent davon sind vom Freistaat gefördert. Bevor die beiden Wehren im Sommer unter ein Dach ziehen, stehen Wahlen an.

Im Sommer 2016 ist der Einzug geplant.
Im Sommer 2016 ist der Einzug geplant.

„Dann werden wir einen Wehrleiter und zwei Stellvertreter wählen“, erklärt Ronny Seifert, der jetzt Wehrleiter in Hellerau ist. Ob er oder sein Kollege Robby Schmiade aus Klotzsche dann neuer Chef werden, müssten die Ehrenamtler in der Wahlversammlung entscheiden.

Was aus den Gebäuden an den alten Standorten werde, sei noch nicht endgültig entschieden, meinte Ortsamtsleiter Christian Wintrich. Die Feuerwache in Hellerau könnte von der 84. Grundschule genutzt werden. Die Garage in Klotzsche würde Wintrich gern dem Ortsamt zuschlagen, das alte Gebäude könnte er sich als neue Heimat für Vereine vorstellen.

200 Demonstranten schützen Flüchtlingsgroßzelt – Platzverweise an Schnorrstraße und in Leuben

Rund 200 überwiegend junge Leute sind heute Abend dem Aufruf von Sachsens Grünen und dem Bündnis Dresden Nazifrei gefolgt und haben vor der Flüchtlingsunterkunft in der Schnorrstraße demonstriert. „Wir werden uns dem Nazimob entgegenstellen, egal ob in Dresden, Heidenau, Leipzig oder Großröhrsdorf“, rief Grünen-Landeschef Jürgen Kasek in sein Megafon. Mehrmals krachten im Hintergrund Böller. Obwohl Rechte in den sozialen Netzwerken zu einer Demonstration aufgerufen hatten, fanden sich nur vereinzelt in den Nebenstraßen „Nazispotter“ ein, wie es aufmerksame Beobachter auf Twitter unter dem Hashtag #dd0909 vermeldeten. Gegen 21.30 Uhr zogen die Demonstranten zum Hauptbahnhof.

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Eine Antwort an die „besorgten Bürger“ hatten die Demonstranten auch. Foto: W. Schenk

In dem gestern in Betrieb genommenen Großzelt haben 200 Flüchtlingen Unterkunft gefunden. Die Hälfte von ihnen kommt aus Syrien, sagte DRK-Landessprecher Kai Kranich. Weitere einhundert kämen aus dem Irak, Afghanistan und anderen Ländern. Die Registrierung sei noch nicht vollständig abgeschlossen. Viele hätten nach den Reisestrapazen zum ersten Mal wieder in Ruhe schlafen können. Vor dem Zelt spielen etwa 40 Kinder, vereinzelt ist Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Der DRK-Sprecher bat um Verständnis, dass keine Lebensmittelspenden angenommen werden können. „Das geht nicht aus hygienischen Gründen, Sicherheit und Gerechtigkeit bei der Verteilung sind weitere Gründe“, sagte er. Eine kleine Ausnahme machte er dann heute Abend doch noch. Kasek und seine Mitstreiter hatten 70 Überraschungseier mitgebracht. „Ich gebe sie dem Caterer. Der kann sie zum Frühstück an jedes Kind verteilen“, ließ sich Kranich auf einen Kompromiss ein.

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In das 50 mal 20 Meter große Zelt waren gestern Abend 200 Flüchtlinge eingezogen. Sie kamen aus Ungarn. Foto: W. Schenk

Das DRK braucht derzeit vor allem Geldspenden. Die Lagerkapazitäten für Sachspenden seien erschöpft, sagte Kranich. Mit dem Geld könnten vor allem Spielgelegenheiten für die vielen Kinder geschaffen werden. Was fehlt noch? Der DRK-Sprecher hofft, dass sich auch an dem Standort an der Schnorrstraße schnell eine Netzwerk von Helfer-Initiativen findet. Ob an dem Standort noch mehr Flüchtlinge untergebracht werden, ist derzeit noch offen. Innenminister Markus Ulbig (CDU) hatte am Montag von bis zu drei Großzelten für insgesamt 600 Flüchtlingen gesprochen.

Die Polizei hat heute Abend rings um die Demonstration Personenkontrollen durchgeführt und einzelne Platzverweise ausgesprochen, teilte ein Polizeisprecher mit. Auch am Rande der Orstbeiratssitzung in Leuben mussten die Beamten eingreifen. Dort ging es um die Einrichtung eines Übergangswohnheimes für Flüchtlinge in der Försterlingstraße. Zehn Platzverweise wurden hier ausgesprochen, so der Polizeisprecher, zwei Männer müssen sich wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Sie hatten sich auf der Hertzstraße mit dem Hitlergruß begrüßt.

CDU-Stadtrat Thiele: Blockade der Grünen sorgt für 1,7 Millionen-Euro-Loch im Haushalt

Mit völligem Unverständnis hat CDU-Stadtrat Gunter Thiele auf den von den Grünen veranlassten Verkaufsstopp eines Grundstücks in der Neustadt reagiert. 1,7 Millionen Euro sollte der Verkauf des Grundstück in die Stadtkasse spülen. „Diese Einnahmen sind im Doppelhaushalt eingeplant“, kritisierte Thiele. Die Absicht, das Grundstück jetzt als Einlage in eine städtische Woba zurückzuhalten, könne er nicht nachvollziehen.

Im Ortbeirat Neustadt war am Montag der Verkauf eines 6.000 Quadratmeter großen Grundstücks in der Friedrich-Wolf-Straße vertagt worden, nachdem die Grünen sich gegen den Verkauf ausgesprochen hatten. „Wir wollen keine Investoren abschrecken, aber die Stadt muss Grundstücke für die geplante städtische Wohnungsgesellschaft behalten“, hatte Ortsbeirat Torsten Abel die Entscheidung begründet.

Der Investor mit dem Höchstgebot für die Fläche will dort für 48 Wohnungen errichten. Er hat in unmittelbarer Nähe bereits weitere Eigentumswohnungen gebaut. Auf dem Gelände, das der Stadt gehört, befinden sich derzeit einige Werkstätten.

Thiele monierte, dass die Prüfung für die Gründungsmodalitäten der Woba noch nicht abgeschlossen seien. Es sei überhaupt nicht angebracht, bereits zum Verkauf ausgeschriebene Grundstücke jetzt für eine Woba zurück zu halten. Thiele forderte die Grünen auf, genau zu benennen, woher die fehlenden 1.7 Millionen Euro im Stadthaushalt kommen sollen, wenn der Verkauf scheitert.

Der Beitrag wurde mit Unterstützung von neustadt-geflüster verfasst.

Neue Zweifeld-Sporthalle für Gymnasium Dreikönigschule – 6,5 Millionen Euro investiert

Als eine seiner letzten Amtshandlungen als Bildungsbürgermeister hat Winfried Lehmann heute gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie vielen Gästen die neue Zweifeld-Sporthalle am Gymnasium Dreikönigschule eingeweiht. Vor wenigen Tagen hatte ihn Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) nach 25 Jahre Dienstzeit im Rathaus feierlich verabschiedet. Am Montag tritt Nachfolger Peter Lames (SPD) seinen Dienst an. Egal, ob eine Turnhalle oder eine neue Schule – Lehmann ist froh, dass schon längst wieder investiert wird. Als er 2001 seinen Dienst als frisch gewählter Bürgermeister antrat, habe er als eine seiner ersten Amtshandlungen einen Schließungsvorschlag für 20 Schulen vorlegen müssen. „Und das nannte sich auch noch Schulentwicklungsplan“, erinnerte er sich.

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Finale nach 25 Jahren: Bürgermeister Winfried Lehmann weiht noch eine Turnhalle ein. Neustadt-Geflüster/Youssef Safwan

Für das vierzügige Gymnasium musste eine flexible Lösung auf den Tisch. Die vorhandene, historische Sporthalle reichte nicht mehr aus. Die Größe und die technischen Anlagen entsprachen nicht mehr den Anforderungen. Aber es war kein Platz für die bei den Schülerzahlen eigentlich benötigte Dreifelder-Halle. So wurde auf dem Grundstück Alaunstraße 32/34 eine Zweifelderhalle geplant. Der Bau begann im März 2014. Das fehlende dritte Feld ist die Sporthalle der 15. Grundschule, die vom Gymnasium mit genutzt wird.

Die Planer haben den Hallenneubau etwas zurück gesetzt, damit er sich in die städtebauliche Entwicklung des Scheune-Areals, insbesondere des Scheune-Vorplatzes, besser einfügt. Der Vorplantz soll im November 2015 fertig gestellt werden.

Zur Sporthalle gehören Umkleide- und Sanitärbereiche, ein Lehrerzimmer sowie technische Funktionsräume. Hinter der Sporthalle wurde ein Kleinspielfeld angelegt. Der Zugang zur Sporthalle über das Schulgrundstück des Gymnasiums ist barrierefrei. Vereine können den Eingang Alaunstraße nutzen. Während in der Halle bereits der Sportbetrieb von Schule und Vereinen läuft, werden die Arbeiten an den Außenanlagen und Sportfreiflächen bis zum 31. Oktober erledigt. Voraussichtlich im November steht dann auch das Parkdeck zur Verfügung. Für die Bauarbeiten musste einer der wenigen und beliebten Parkplätze weichen.

Insgesamt wurden in die Halle inklusive Parkdeck rund 6,5 Millionen Euro investiert, 1,26 davon kamen als Förderung vom Freistaat. Die Einordnung des Parkdecks war Bestandteil der Planung. Dessen Finanzierung, rund 1,5 Millionen Euro, erfolgte aus den Rücklagen der Stellplatzablösegebühr.